Fastenimpuls
Ein beherztes Wort zum Frieden

Rassismus, Flucht und Pandemie: Der Menschenrechtler Markus N. Beeko fordert Mut ein, um die Krisen der Welt zu bewältigen.

26.03.2021 | Stand 16.09.2023, 3:54 Uhr
Markus N. Beeko, der Generalsekretär von Amnesty International Deutschland, kämpft gegen Ungerechtigkeit. Er ruft seine Zuhörer in Regensburg dazu auf, dorthin zu schauen, wo Unfrieden den Frieden zerstört. −Foto: Daniel Pfeifer

Als man hörte, dass Markus N. Beeko, der Anmesty International-Generalsekretär, aus Berlin nach Regensburg kommen würde, um über Frieden zu sprechen, rechnete man sicherlich mit Geschichten von Terror, Sklaverei, Genozid und Diktatur. Doch als Beeko am Donnerstag in der Basilika St. Emmeram stand und seinen Vortrag in der Reihe der Fastenimpulse „Pleas for Peace“ hielt, ging es meist um etwas ganz anderes.

Beeko kritisierte nicht autoritäre Regime auf fremden Kontinenten. Er sprach nicht von Menschenhandel in Afrika, Unterdrückung von Freiheiten in Hongkong oder der Verfolgung von Muslimen in Asien. Er deutete mit dem Finger auf „uns“.

„Wir sollten dorthin schauen, wo heute Unfrieden im Frieden ist,“ sagte er. Eigentlich wollte er über ganz andere Dinge sprechen. Über all die Themen, mit denen man seine Menschenrechtsorganisation verbindet. Das war der Plan. Letztes Jahr zumindest. Wie schon die anderen Redner des diesjährigen Fastenimpulses sollte Beeko schon 2020 seine Rede halten, die aufgrund der Pandemie aber abgesagt wurde. Dies, sagte Beeko am Donnerstag, habe ihn umdenken und seinen Vortrag umschreiben lassen. Neues Motto: „Der Frieden um uns herum“. Man solle zu den Menschen blicken, denen die Pandemie besonders schadet. Derzeit kritisieren viele die Impfpolitik in Deutschland und der EU. Wenige denken Beeko zufolge dabei jedoch daran, wie die Impfstoffverteilung weltweit aussieht.

Markus N. Beeko zitierte eine „pessimistische“ Studie, nach der gut drei Viertel der ärmsten Länder erst 2022 oder 2023 mit genug Impfstoff versorgt werden könnten. Gleichzeitig kritisiert er Menschen, die nun Urlaub an Orten wie Sansibar machen, wo Impfstoff lange Mangelware sein wird. „Ich kann es mir kaum vorstellen“, fährt er fort, „wie diese Situation dort sein wird.“

Ebenso sprach Beeko am Donnerstag die vielen Flüchtlingsfamilien an, die aktuell wegen der Pandemie gestrandet sind und kaum wissen, wie sie ihre Kinder ernähren oder ihnen gar Bildung ermöglichen sollen.

Doch auch hier in Deutschland dürfe man sich nicht auf dem langen Frieden ausruhen. „Denn welche Qualität hat Frieden, der nicht für alle gilt?“, fragte Beeko – wenn es noch immer Menschen gebe, die aufgrund ihrer Hautfarbe oder Religion zu „Feinden“ ernannt und getötet würden. Dies zu ändern, fordere großen Mut all jener, denen Frieden wichtig ist. Beeko bezieht sich dabei konkret auf den Sea-Eye-Gründer Michael Buschheuer, der vor vier Wochen auf den „Friedensimpulsen“ sprach und auch darüber, wie wichtig es sei, „den ersten Schritt zu machen“.

Zum Schluss gab Beeko noch einen Ausblick auf die Zukunft des Friedens. Dieser sei eng mit der Digitalisierung verbunden. So setze sich Amnesty International beispielsweise für die weltweite Ächtung von „Killerrobotern“, also autonomen Kriegsgeräten, ein. Gleichzeitig zitierte er eine Leipziger Umfrage, laut der jeder fünfte User im Netz Ziel von Hassreden sei.

Reihe:Redner:
Stadtdekan Roman Gerl hat die 8. Fastenimpulse „Pleas for Peace“ in der Basilika St. Emmeram organisiert. Wie bei der Premiere am 6. März haben Saxophonist Sebastian Wurzer und Pianist Thomas Basy die musikalische Gestaltung der Veranstaltung übernommen.Sprecher der diesjährigen Reihe waren Hanns Amannsberger, Leiter der JVA Straubing, Sea-Eye-Gründer Michael Buschheuer, Thomas Sternberg, Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, sowie – nun zum Abschluss – Markus N. Beeko.

Zum Abschluss des „Fastenimpuls 2021“ las Dekan Roman Gerl noch Fürbitten vor, in welchen er für all diejenigen Menschen betete, die in Unfrieden leben und denen Rechte genommen wurden. Gerl bat um Vergebung für all jene, die im Namen von Religion schlimme Dinge tun. Sein Bibelzitat für den Abschluss der Friedensimpulse lautete: „Frieden hinterlasse ich euch. Euer Herz beunruhige sich nicht und verzage nicht.“