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Ein Regensburger bleibt auf dem Teppich

07.06.2022 | Stand 15.09.2023, 4:38 Uhr
Rainer Fleischmann auf den −Foto: Treppen zum Festival-Kino: „Die Fotografen in Cannes sind wie eine Familie.“ Fotos: Rainer Fleischmann

Der Fotograf Rainer Fleischmann fotografiert die Stars der Welt beim berühmten Filmfest in Cannes. Wir haben mit ihm über Berühmtheiten und Paparazzi gesprochen.

So manches Mal wünscht sich Rainer Fleischmann, dass auch hierzulande Kleiderregeln für Fotografen gelten würden. „Da kommt der ein oder andere schon mal in Sandalen zum Empfang bei den Schlossfestspielen“, frotzelt Fleischmann. „Das ist in Cannes ganz anders.“ Schwarz-Weiß ist dort angesagt, auch für die Fotografen. Fleischmann trägt die Fliege und den Smoking gerne, auch wenn der durchaus als „Paradiesvogel“ in Regensburg bekannte Fotokünstler in der Domstadt eher wie ein Dandy unterwegs ist.

Stil ist Fleischmann in den Lebensweg geschrieben: Einst hat er als Friseur gearbeitet, wurde dann Gastronom und führte unter anderem einige Zeit das Haus Heuport. Bis er sich und sein Leben vor zehn Jahren neu erfand. Seitdem ist der Autodidakt als Fotograf unterwegs – und das erfolgreich.

Jetzt also das Filmfestival von Cannes, wieder einmal. Zwischen 17. und 28. Mai trafen sich die Stars des Kinos auf dem Roten Teppich und schritten in den Palais des Festivals et des Congrés. Einfach ist es nicht, dort fotografieren zu dürfen. „Ich bin das sechste Mal dabei gewesen heuer“, sagt Fleischmann. „Man muss sich bewerben, angeblich sind es jährlich 25 000 Fotografen, die dabei sein wollen.“ Am Ende werden 350 akkreditiert, Fleischmann hat sich über eine internationale Agentur, für die er arbeitet, einen Platz gesichert. „Das ist wie eine Familie dort, da gibt es Kollegen, die sind schon seit 40 Jahren dabei.“

Ganz so einfach war es nicht für den Regensburger, von den Kollegen auch als solcher wahrgenommen zu werden. „Man hat dort die besten Pressefotografen der Welt, die müssen einen erst einmal akzeptieren.“

Doch heuer habe Fleischmann das erste Mal das Gefühl gehabt, sich seinen Platz am Rand des Roten Teppichs gesichert und verdient zu haben. „Normalerweise muss man kräftig mit dem Ellenbogen schieben, aber ich stehe jetzt in der zweiten Reihe in Cannes und kein Kollege versperrt mir mehr den Blick durchs Objektiv“, sagt der Regensburger.

Zehn der zwölf Festival-Tage fotografierte Fleischmann, dann musste er für einen Kunden nach Frankfurt am Main. Seine Fotos der Stars finden sich in allen möglichen nationalen und internationalen Magazinen.

„Das wird auch überprüft in Cannes, ob die Fotos tatsächlich abgedruckt werden.“

Die Filmindustrie ist da gnadenlos. Heuer hatte Fleischmann hervorragendes „Menschenmaterial“ vor der Linse: Julia Roberts (Pretty Woman) beispielsweise ist für Fotografen ein sicherer Erfolg. Auch Sharon Stone (Basic Instinct) war für Fleischmann ein hervorragendes Motiv. Besonders oft klickten die Kameras aber, als Jennifer Connely und Tom, Cruise auf dem Roten Teppich auftraten und mit Top Gun: Maverick den Kino-Knüller des Jahres präsentierten. Fleischmann blieb auf dem Teppich, und zwar im Wortsinne: „Es gibt auch Kollegen, die das Paparazzi-Geschäft betreiben.“ In seiner Nachbarschaft zieht während der Festival-Zeit eine Familie ein. „Das sind acht Geschwister – jeder legt sich an einem anderen Ort auf die Lauer.“ Alle hätten aber Hausverbot in den Hotels. Für Fleischmann wäre das nichts: „Mit Smoking und Fliege auf dem Teppich – das gefällt mir besser.“ Auch in den kommenden Jahren will er einen Platz in Cannes am Teppich haben.