Erfindung
Ein Rezept gegen den Kater

Zwei Regensburger Gründer arbeiten an einem Mittel gegen Alkohol. Es soll 2018 auf den Markt kommen. Ärzte sind skeptisch.

31.12.2017 | Stand 16.09.2023, 6:17 Uhr

David Ofner (links) und Carlo Werkmann stoßen mit Jägermeister an: Die beiden Gründer haben ein Alkohol-„Gegenmittel“ entwickelt. Fotos: Ried

David Ofner und Carlo Werkmann tun an Silvester das, was sich viele wünschen: Die beiden 18-jährigen Regensburger trinken Alkohol, ohne sich Gedanken um den nächsten Morgen zu machen. Die jungen Männer haben ein „Gegenmittel“ entwickelt. Sie sagen: Es hebelt sowohl die Nebenwirkungen als auch die Wirkung von Alkohol aus. 2018 wollen sie das Produkt testen lassen und es dann in Apotheken und Drogeriemärkten „als Lebensmittel für besondere medizinische Zwecke“ verkaufen. Die Patentanmeldung läuft.

Das Rezept verraten die Gründer deshalb noch nicht. Doch wie es die Mischung aus „natürlichen Stoffen pflanzlichen und tierischen Ursprungs“ funktionieren soll, erläutern sie. David Ofner, der wegen der Entwicklung des Produkts seinen Studienwunsch – Molekularmedizin – aufgeschoben hat, vergleicht Alkohol mit einem Schlüssel, der an Rezeptoren andockt. „Unser Stoff entfernt den Schlüssel. Er ist so ähnlich aufgebaut wie Alkohol, löst aber keine Wirkung aus.“ Außerdem solle die Mixtur im Körper die Bildung von Stoffen fördern, die die Abbau-Arbeit von Enzymen ankurbeln und den Körper vor giftigen Abfallprodukten schützen.

„Unrealistisch, nichts zu trinken“

Die Idee stammt aus dem Jahr 2015. Als David Ofner sich für „Jugend forscht“ mit Aspirin beschäftigte, stieß er auch darauf, wie schädlich Alkohol ist. „Andererseits ist es unrealistisch, nichts zu trinken.“ Er und Carlo hätten es sich deshalb zum Ziel gesetzt, „ein Gegenmittel zum Alkohol zu entwickeln“. Mithilfe der Lektüre von Fachpublikationen wählten sie die Inhaltsstoffe aus.

Hier sehen Sie die beiden Gründer im Video.

Im November haben er und Biologiestudent Carlo Werkmann die Juroren eines Gründerwettbewerbs imTechnologiezentrum Tech-Baseinsofern überzeugt, als dass diese sie zum Gewinner der „Start-up Factory“ kürten. David Ofner setzte auf den Selbstversuch. Um 17.30 Uhr am zweiten Wettbewerbstag habe er einen neurologischen Test, eine Art Gehirnjogging, absolviert. Um 18 Uhr trank er dann auf nüchternem Magen 200 Milliliter Wodka, das entspricht zehn Schnapsgläsern, und eine halbe Flasche Sekt. 1,7 Promille wollte er sich so antrinken. Um 19 Uhr schaffte er im neurologischen Test die Hälfte der Punktzahl.

Aus ärztlicher Sicht handelt es sich bei David Ofners Selbstversuch um Komasaufen. Davon sprechen Mediziner, „wenn man sich mehr als 60 Gramm Alkohol innerhalb von zwei Stunden zuführt oder in dieser Zeit einen Blutalkoholwert von 0,8 Promille erreicht“, erklärt Dr. Georg Peschel, Funktionsoberarzt der Klinik für Innere Medizin I am Uniklinikum. „Das ist gefährlich. Da ist auch die Sterblichkeit erhöht, vor allem durch Verletzungen, die dann passieren, weil einfach die Enthemmung zu stark ist.“

Selbstversuch in der Tech-Base

Werkmann versichert: „Wir sind beide nicht die übermäßigen Trinker.“ Sein Kompagnon Ofner nahm in der Tech-Base nach dem Trinken seine Mixtur ein. Er erzählt: „Nach einer Stunde habe ich mich nahezu nüchtern gefühlt.“ Am nächsten Morgen habe er nicht die Spur eines Katers gespürt.

Ein Interview zu den akuten Wirkungen von Alkohol lesen Sie hier.

Alle drei Ärzte verweisen zudem auf die Spätfolgen des Trinkens. Es drohen Schäden an Leber, Bauchspeicheldrüse, Nerven und Gehirn. Die Grenzwerte für risikoarmen regelmäßigen Konsum seien in den vergangenen Jahren deutlich nach unten angepasst worden, sagt Selgrad. Frauen sollten nicht mehr als zehn Gramm Alkohol pro Tag zu sich nehmen, das entspricht einem Viertelliter Bier; für Männer gelte die doppelte Höchstmenge.

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