Energieversorgung
Erdgas-Krise: BMW, Conti, Krones und Co. bereiten sich vor

15.07.2022 | Stand 15.09.2023, 4:24 Uhr
Bei Krones in Neutraubling bereitet man sich auf die Gas-Knappheit im Herbst vor. Würde der Notfallplan 3 ausgelöst, dann würde kritische Infrastruktur wie Krankenhäuser und die Bürger bevorzugt mit Gas versorgt werden. −Foto: Fotos: Armin Weigel, dpa

Die Rewag kann nicht genau sagen, wie viel Gas aus Russland bei Unternehmen in der Domstadt landet.Firmen wie Infineon und Maschinenfabrik Reinhausen reagieren auf mögliche Gassperren.



Die Energie-Krise bedroht den Wirtschaftsstandort Deutschland und damit auch den hoch industrialisierten Standort Regensburg. Während sich die Unternehmen aufexplodierende Preise und Gassperrenim Herbst und Winter vorbereiten, kann die Rewag nicht sagen, wie viel Gas aus Regensburgs Hähnen seinen Ursprung in Russland hat. „Die Nennung einer konkreten Zahl ist an dieser Stelle leider nicht möglich.

Wir können an dieser Stelle nur den bekannten Anteil von russischem Gas an der Gesamtmenge in Deutschland übermitteln“, sagte Rewag-Sprecher Martin Gottschalk auf Anfrage der MZ. „Dieser lag seinerzeit bei über 50 Prozent und konnte mittlerweile auf gut 30 Prozent reduziert werden“, so Gottschalk weiter.

Preisspirale dreht sich

Nach Schilderung von Unternehmern hat die Rewag die Energie-Krise bereits in ihre Angebote eingepreist. Die Preise steigen demnach deutlich. Auskünfte gibt die Rewag darüber aber nicht: „Ich bitte um Verständnis, dass die Rewag zu Sonderverträgen im Großkundenbereich keine detaillierte Auskunft gibt“, sagte der Sprecher.

Doch wie ist die Lage bei den Global Playern? Zuletzt hatte Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) die Bundesnetzagentur dazu aufgefordert, die Gas-Notfallstufe 3 auszurufen. Derzeit gilt Notfallstufe 1. Bei Stufe 3 könnte die Regierung anordnen, dass die Industrie von der Versorgung abgeschaltet werden kann. „Wir hatten uns vor einigen Jahren längerfristig mit Gas und Strom eingedeckt“, sagte Nicolas Maier-Scheubeck, Geschäftsführer der Maschinenfabrik Reinhausen. „Die in der Diskussion befindliche Auslösung der dritten Notfallstufe könnte der Maschinenfabrik Reinhausen insofern wirtschaftlichen Schaden zufügen.“

Bei Krones in Neutraubling arbeitet man derweil daran, sich auf einen solchen Notfall vorzubereiten: „Natürlich sind wir besorgt, aber Krones bereitet sich hier gut vor und spielt einzelne Szenarien durch, sollte die Versorgungslage kritisch werden“, sagte Sprecherin Ingrid Reuschl.

BMW-Sprecher Frank Wienstroth sagte, man wolle sich nicht an Spekulationen über Zukunftsszenarien beteiligen. „Die BMW Group bereitet sich aktiv auf einen möglichen Gasmangel vor“, sagte der Sprecher aber auch. „Das betrifft unsere eigenen Standorte und auch das Lieferantennetzwerk.“ Dabei habe das Unternehmen an allen Produktionsstandorten in Deutschland und Österreich untersucht, „welche Möglichkeiten bestehen, die Nutzung von Gas zu reduzieren“. Die daraus resultierenden Ergebnisse habe BMW auch an die Bundesnetzagentur gemeldet.

„Grundsätzlich sind für einen begrenzten Zeitraum auch weitere Einsparungen des Gasverbrauchs der BMW Group unter bestimmten Voraussetzungen möglich, ohne die Versorgungssicherheit der deutschen Standorte zu gefährden“, sagte Wienstroth.

„Wir beobachten die volatile Lage weiterhin genau und stehen im engen Kontakt mit den zuständigen Institutionen und Behörden“, sagte der BMW-Sprecher. Konkrete Auswirkungen auf das Werk in Harting wollte Wienstroth allerdings nicht kommentieren.

Gehandelt wird auch beim Elektro-Antriebsentwickler Vitesco Technologies. „Wir stehen bereits mit dem örtlichen Netzversorger im Austausch, um bei einer potenziellen Verschärfung des Gas-Notfalls weitere Schritte einzuleiten“, sagte Sprecherin Emerenz Magerl-Ziegler. „Gas nutzen wir bei Vitesco Technologies am Standort Regensburg in erster Linie zu Klimatisierungszwecken in unseren Gebäuden, in geringem Umfang auch in Testprozessen.“

Ähnlich ist die Lage beim einstigen Mutterkonzern Continental, von dem sich Vitesco abgespaltet hat: „Zur Absicherung unseres Geschäfts beobachten wir aufmerksam die Entwicklung in Bezug auf die Energieverfügbarkeit und Preisgestaltung und sind mit allen relevanten Beteiligten im engen Austausch“, sagt Sprecherin Elke Härtl. Nach aktuellem Stand kann die Produktionssicherheit am Standort gewährleistet werden.

„Ungeachtet dessen haben wir für den Fall eines Gasnotstandes verschiedenste Szenarien ausgearbeitet, mit den zuständigen Stellen abgestimmt und sind somit gut vorbereitet“, so Härtl.

Seit geraumer Zeit herrscht Chip-Mangel auf der ganzen Welt. „Erdgas ist ein wichtiger Energieträger für die Halbleiterfertigung und wird in Produktionsprozessen benötigt“, sagte Infineon Sprecherin Sabrina Goetz. „Eine Einschränkung der Erdgasversorgung hätte daher Einschränkungen auf unsere Produktion. Infineon kann nicht vollständig auf Erdgas verzichten.“ Dabei gilt: „Wir haben im Vergleich mit anderen Wirtschaftszweigen einen moderaten Gesamtbedarf.“Bereits nach Kriegsbeginn hat Infineon damit begonnen, Erdgas in den Fertigungsprozessen mittelfristig zu ersetzen. „Weiterhin gilt aber, dass wir auf Erdgas angewiesen bleiben werden“, so die Sprecherin.

Rewag: Gas ist da

Doch wie knapp wird das Gas überhaupt? Rewag-Sprecher Gottschalk sagte: „Grundsätzlich lässt sich hierzu feststellen, dass die Rewag die vertraglich vereinbarten Mengen beschafft hat.“ Auf dieser Basis geht man bei dem Regensburger Energieversorger davon aus, „dass die Unternehmen, die mit uns Verträge geschlossen haben, beliefert werden können“. Sollte allerdings eine „Gasmangellage entstehen und die Verteilung durch die Bundesnetzagentur vorgenommen werden, entsteht natürlich eine andere Situation mit anderen Verteilmechanismen“.