Rettung
Fischwirt rettet Straußen-Farm

Daniel Lebert ist der einzige Straußen-Farmer im Landkreis Regensburg. Der Kelheimer hat den Betrieb in Brunn gerettet.

24.06.2018 | Stand 16.09.2023, 6:05 Uhr
Heiner Stöcker

Daniel Lebert spielt mit ein paar Jungvögeln. Die sind etwa ein halbes Jahr alt. Foto: Heiner Stöcker

Satte Felder, Koppeln in denen Pferde ruhig grasen, ein Traktor tuckert vorbei und Daniel Lebert steht auf einem Ei. Das ist so groß, wie eine Honigmelone, wiegt mehr als 2,2 Kilogramm und gehört einer Straußendame. Daniel Lebert ist der einzige Straußenfarmer im Landkreis Regensburg.

Hans und Tanja Maßhammer haben die Straußenfarm in Münchsried vor knapp vier Jahren gegründet. Auf dem Hof der Maßhammers entstanden Ställe, große Weiden und sie legten sich die ersten Vögel zu. „Aber dann hab’ ich schlimmes Rheuma bekommen, und wir konnten so nicht mehr weiter machen“, sagt Tanja Maßhammer. Die Farm und ihr Traum standen vor dem Aus. Die Maßhammers betrieben sie im Nebenerwerb. „Mein Mann arbeitet ja hauptberuflich bei BMW – wir wussten wirklich nicht, wie es weiter gehen soll. Die Arbeit von drei Jahren stand auf der Kippe.“ Und im Oktober tauchte wie aus dem Nichts Daniel Lebert auf.

Ein lang gehegter Traum

Erst während der Ausbildung zum Fischwirt kam bei Lebert die Strauß-Idee wieder auf: „Mein Ausbildungsleiter hatte alle Sachkundeseminare und -Nachweise für Tierhaltung absolviert, die man machen kann – bis auf die vom Strauß. Und da hat er uns das gleich mit angeboten, als er den Kurs gemacht hat.“ Lebert hatte Lust, fand einen Weg, die Seminarkosten zu decken, und hatte sogar ein geeignetes Grundstück in Painten im Zugriff, um sich selbstständig zu machen. „Das scheiterte aber daran, dass die Eigentümerin selbst keine Verträge mehr abschließen darf.“ Bis der Vertrag rechtskräftig wird, könnten nun bis zu drei Jahre ins Land gehen. Damit hing Lebert nach der Ausbildung in der Luft: Er hatte keinen Job und der Traum von der eigenen Straußenfarm lag auf Eis.

Im Internet stieß er auf Hans und Tanja Maßhammer. „Ganz unten bei Google. Mit dem Hinweis ‚Dauerhaft geschlossen‘.“ Lebert schickte trotzdem eine Mail. Drei Tage später stand er in Münchsried und schaute sich den Betrieb an. „Da waren noch Vögel da. Die waren eigentlich schon fast alle verkauft – aber noch nicht abgeholt. Also hab ich die gleich mit übernommen.“ Das war im Oktober.

Inzwischen arbeitet Lebert hauptberuflich auf einer Garnelen-Farm bei in Langenfreising. Mit ihm als Pächter der Straußenfarm geht es mit dem Betrieb wieder aufwärts. Jetzt geht es darum, die Verkaufszahlen anzukurbeln. „Das größte Problem ist die Vermarktung“, sagt Lebert. Das Fleisch sei noch recht unbekannt und auch vergleichsweise teuerer. Straußensteak kostet bei Lebert 3,49 Euro je 100 Gramm und Filet 3,99 Euro.

„Viele kennen’s höchstens vom Discounter – wissen aber nicht, wie man es richtig zubereitet.“ Das Fleisch der Vögel hat je nach Teilstück unter einem Prozent Fett. Zu lange Grillzeiten oder eine zu hohe Temperatur machen es zäh und trocken. „Aber wenn man es kann, dann ist das eine Delikatesse – ein echter Geheimtipp. Steak und Filet eignen sich eigentlich gar nicht zum durchgaren. english oder medium rare sind am Besten.“ Geschmacklich erinnert das Fleisch an Rinderfilet und gleichzeitig auch an Enten- oder dunkles Putenfleisch. Seine Konsistenz ist fest, dabei aber sehr zart. Neben Fleisch und Wurstwaren vermarktet jura-strauss.de – so heißt der Betrieb im Internet – im neuen Hofladen Straußeneier, Straußeneinudeln, Federn, Leder und vieles mehr.

Ein Video von der Straußenfarm sehen Sie hier:

Viele große Eier

Zuchtstrauß-Hennen kosten zwischen 1500 und 2000 Euro. Die Vögel legen je nach Wetter etwa alle drei Tage ein Ei – das entspricht mengenmäßig 25 bis 30 Hühnereiern. Und das tun sie im Idealfall bis zu 40 Jahre lang. „Wir nutzen die Eier primär für die Aufzucht“, sagt Lebert. Sein Fokus liegt auf der Fleischproduktion. Damit das klappt, brauchen die 2,5 Meter großen Strauße die drei „L“: „Licht, Luft und laufen müssen sie können“, sagt Tanja Maßhammer. Und das können die rund 40 Tiere auf rund 2,5 Hektar Land. „Heute sind wir die einzige Straußenfarm im Landkreis Regensburg“, sagt Lebert. Viele Züchter würden die Hürden abschrecken. „Man braucht viele Genehmigung von den Behörden. Deshalb schwenken viele auf Nandus um.“ Aber für den jungen Farmer sind die 1,2 Meter großen Vögel keine Alternative. „Für mich ist hier ein Traum wahr geworden. Und mit Hans und Tanja habe ich wirklich Glück.“

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