Film
Flucht-Doku kommt nach Regensburg

„Wir sind jetzt hier“ erzählt das Leben sieben Geflüchteter. Nächsten Mittwoch tragen Regensburger ihre Geschichten dazu bei.

19.03.2021 | Stand 16.09.2023, 3:32 Uhr
Niklas Schenk und Ronja von Wurmb-Seibel porträtieren in ihrem Film ausschließlich Männer. −Foto: Brot + Zwiebel/Brot + Zwiebel

Es gibt kaum etwas, was noch nicht über das Leben und Schicksal von Flüchtlingen in Deutschland gesagt wurde: Erfolge, Probleme, Rassismus, Angst, Glück. Und es gibt kaum Mangel an Porträts über Flüchtlinge, die ihre Geschichte erzählen. Dennoch ließ das vergangene Jahr Viele vergessen, dass diese Menschen immer noch hier leben und dass ihre Geschichten weitergehen.

Die beiden Filmemacher Niklas Schenk und Ronja von Wurmb-Seibel haben in den vergangenen Jahren junge Männer getroffen, die nun im Dokumentationsfilm „Wir sind jetzt hier“ ihre Geschichten erzählen. Der Film wurde so beliebt, dass sie inzwischen täglich Vorführungen mit anschließenden Gesprächen veranstalten.

Einblick in die emotionale Welt

Am Mittwoch, 24. März, bringen sie das Format nach Regensburg. Die Online-Veranstaltung, moderiert vom Verein „Ausbildung statt Abschiebung“, wird nach der Filmvorführung Gespräche mit jungen Regensburger Flüchtlingen beinhalten. „Jugendliche haben ihre eigenen Erfolge in Regensburg geschrieben,“ erzählt die Vorsitzende Julia von Seiche-Nordenheim, „es sind viele interessante Geschichten dabei.“ So manche davon wird sich im Film „Wir sind jetzt hier“ widerspiegeln.

Der Film selbst ist simpel gehalten, nicht allzu politisch oder überdramatisiert. Die meiste Zeit sitzen die sieben Protagonisten vor einer lilafarbenen Wand und erzählen einfach. Vom Ankommen in Deutschland und wie lange es dauerte, bis es sich auch wirklich anfühlte, angekommen zu sein in der Gesellschaft. Bewusst wurden sie vor einfarbigen Wänden gezeigt, und nicht im Kontext ihres Alltags, ihrer Wohnung oder ihres Viertels. So fällt es leichter, sich in die emotionale Welt der Personen hineinzuversetzen. Die Entscheidung, nur Männer zu porträtieren, war eine ganz bewusste, erzählt Filmproduzentin Ronja von Wurmb-Seibel. Weil gerade diese Untergruppe der Flüchtlinge besonders zur Zielscheibe von Stereotypen, Angst und rechten Parolen geworden sei.

Bild der Männlichkeit überrascht

„Es ging uns dabei nicht darum, ein Urteil zu schließen oder darum, was das über die Flüchtlingspolitik aussagt,“ fährt sie fort. Eher sollte es darum gehen, zu zeigen, dass „sie nicht viel anders sind als wir“. Wem die beiden Filmemacher all das „zeigen“ wollen, ist schwer zu sagen. Oft fällt die berechtigte Kritik, dass sowieso nur Menschen derartige Filme ansehen, die sowieso bereits Flüchtlingen gegenüber offen und freundlich entgegenstehen.

Filmemacher:Veranstaltung:
Niklas Schenk und Ronja von Wurmb-Seibel sind ein Paar und waren beide 2012/13 in Kabul. Dort lernten sie Protagonisten des Films kennen, die 2015 nach Deutschland flüchteten. Einer davon, Hasib Azizi, wurde fünf Jahre lang „Pflegekind“ der beiden.Auf Zoom wird der einstündige Film zuerst gezeigt. Regensburger Jugendliche sowie die Filmemacherin Wurmb-Seibel schalten sich dann hinzu. Die Veranstaltung ist frei und öffentlich.

„Man darf nicht den Anspruch haben, immer alle Menschen erreichen können,“ sagt Ronja von Wurmb-Seibel dazu. Sie selbst ist sowieso davon überzeugt, dass die überwältigende Mehrheit der Deutschen gegenüber den neuen Mitbürgern offen und freundlich ist.

Das Überraschendste, so erzählten Zuschauer den Filmemachern, sei das ungewöhnliche Bild von Männlichkeit, das die Protagonisten der Doku zeigten. Ein Bild, das sich stark vom üblichen Macho-Stereotyp unterscheidet. Hier ist Männlichkeit viel verletzlicher und intimer, dreht sich um Freundschaft, Familie, die Konfrontation mit Ängsten und deren Therapie.