Infrastruktur
Freies WLAN: Stadt schaltet sich ein

Dank engagierter Regensburger gibt es auf zentralen Plätzen Gratis-Netz. Das Rathaus setzt auf ein anderes System.

08.06.2017 | Stand 16.09.2023, 6:28 Uhr

Am Kohlenmarkt hat das WLAN-Netz des Vereins Freifunker ein Loch. Die Stadt stellt das Rathaus nicht für einen Router zur Verfügung. Foto. Lex

Wer im beginnenden Sommer in der Altstadt ein Eis schleckt oder einen Kaffee trinkt, kann vielerorts nebenbei per WLAN kostenlos etwas im Internet nachschauen oder eine E-Mail schreiben: etwa auf dem Bismarck-, dem Arnulfs-, dem Haid- und dem Neupfarrplatz.

Das freie und offene WLAN-Netz deckt mehrere der zentralen Plätze in der Altstadt ab und wird immer stabiler. Seit gut zwei Jahren webt es der Regensburger Verein Freifunk mithilfe engagierter Bürger. Die Stadt hat sich nun entschieden, anders als Kommunen wie Pettendorf und Kelheim, die Initiative nicht zu unterstützen. Sie setzt auf das Angebot einer kommerziellen Firma. Wie Sprecherin Juliane von Roenne-Styra mitteilt, bevorzugt die Stadt aktuell das Bayern-WLAN des Freistaats, der mit Vodafone zusammenarbeitet.

Insgesamt gibt es in Regensburg eine Vielzahl von Bayern-WLAN-Hotspots in Behörden und in Universität und Hochschule, 18 sind außerhalb von Gebäuden nutzbar. Im städtischen Degginger-Kulturhaus, im Bürgerzentrum und in der Stadtbücherei am Haidplatz ist Bayern-WLAN seit dem Jahreswechsel zugänglich. Volkshochschule und weitere Stadtteilbüchereien werden es in Kürze bekommen. „Der kunden- beziehungsweise bürgerorientierte Ausbau weiterer Standorte wird derzeit geprüft“, sagt von Roenne-Styra. Die Stadt bemühe sich auch um eine Förderung von der EU-Kommission und verhandle mit ihrer Telekommunikationstochter R-Kom, „um weitere Zugangspunkte für kostenfreies WLAN im Altstadtbereich anbieten zu können“.

Stadtwerke planen WLAN-Hotspots

Die Stadtwerke wollen in Zusammenarbeit mit der R-Kom für kostenloses Drahtlos-Internet an Bushaltestellen sorgen. Sie reagieren auf einen Antrag der SPD-Fraktion im Stadtrat aus dem März 2016. Die Installation von WLAN in Fahrzeugen sei zu teuer, sagt Sprecher Martin Gottschalk. „Realistisch erscheint aktuell die Lösung, dass man künftig aber an den Bushaltestellen ein entsprechend frei verfügbares WLAN nutzen können wird. Wir prüfen jedenfalls diese Möglichkeit der Installation.“

Eine politische Initiative bezüglich einer möglichen Kooperation mit Freifunk dagegen ist versandet. Im März 2015 hatten Piraten-Stadträtin Tina Lorenz, die Grünen- und die FDP-Fraktion bei der Verwaltung angefragt, ob die Stadt den Verein unterstützen könne. Als wir uns im Juli 2016 bei der Stadt nach dem Stand der Dinge erkundigten, hieß es, die Verwaltung stehe „derzeit noch in einem Abstimmungsprozess mit der Koalition zur genauen Ausgestaltung der Zusammenarbeit mit unter anderem der Freifunk-Initiative“.

Dass sie sich jetzt für die Nutzung des „Bayern-WLAN“ entschieden hat, begründet die Stadt damit, dass der Freistaat „ein speziell auf Kommunen zugeschnittenes Angebot hat“. So legten die Verantwortlichen im Rathaus etwa Wert auf den zentralen Jugendschutzfilter. Auch übernehme der Provider die Störerhaftung, warte das Netz und unterstütze die Kommunen über das Bayern-WLAN-Zentrum in Straubing. Der Preis sei für den großen Leistungsumfang „attraktiv“.

Der Freistaat verlangt für das Bayern-WLAN aktuell knappp 200 Euro von der Stadt. Die Freifunk-Initiative bittet Kommunen, die mit ihr kooperieren, um freiwillige Spenden. Falls eine Zusammenarbeit mit R-Kom zustande kommen würde, würde das städtische Tochterunternehmen sogar Miete dafür zahlen, dass die Stadt Standorte zur Verfügung stellt.

Der Unterschied ist ein ideeller

Der Freifunk-Verein ist bei der Bundesnetzagentur wie kommerzielle Unternehmen auch als Provider gemeldet und würde sich bei etwaigen Unterlassungsansprüchen ebenso schützend vor seine Partner stellen. Der große Unterschied zu Anbieterfirmen ist ein ideeller: Freifunk speichert aus Prinzip weder Verbindungsdaten, aus denen hervorgeht, wann der Nutzer sich einwählt, noch Standortdaten. „Ich bin grundsätzlich dagegen, dass haufenweise Daten gespeichert werden“, sagt Vorsitzender Bastian Mäuser.

Das Bürgernetz wächst unterdessen auch ohne Hilfe aus dem Rathaus weiter.Fast 400 Zugangspunkte gibt es in Regensburg und dem Umland, etwa zwei Drittel davon in der Stadt – 130 mehr als vor einem Jahr.Derzeit konzentriert sich der Verein darauf, das Netz zu verstärken, etwa mittels Richtfunkverbindungen zwischen einzelnen Knoten, das sorgt für mehr Bandbreite für die Nutzer und eine stabilere Verbindung. „In den letzten 1,5 Jahren haben wir im Netz 300 000 verschiedene Geräte registriert“, heißt es vom Verein. Das deute darauf hin, dass nicht nur Regensburger, sondern auch Touristen das Gratis-Internet gut annehmen. „Im Laufe eines Tages verbinden sich zwischen 8000 und 10 000 Geräte.“ Zu Spitzenzeiten würden mehr als 1300 Nutzer gleichzeitig versorgt.

Neben Privatleuten unterstützen etliche Unternehmer die Initiative, darunter mehrere Hoteliers und Gastronomen. Sie haben selbst Router gekauft und aufgestellt oder dem Verein Zugang zu guten Standorten gewährt.

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