Gastronomie
„Fröhlicher Türke“ wird Hotel „Rosi“

Statt Fez und Pluderhose, demnächst Dirndl und Tirolerhut. Der neue Betreiber Müller will das Regensburger Hotel „anbayern“.

13.08.2018 | Stand 16.09.2023, 6:08 Uhr
Helmut Wanner

Doris und Erwin Dirschl führten das „Hotel zum fröhlichen Türken“ 15 Jahre lang. Zum 31. 12. 2018 ist Pächterwechsel. Der neue Hotelier will den Türken von der Fassade klopfen lassen. Er nennt das Haus „Rosi“.Foto: Wanner

Zum 31. Dezember 2018 haben Doris und Erwin Dirschl gekündigt. 15 Jahre hatten sie das Drei-Sterne-Haus „Hotel zum Fröhlichen Türken“ geführt. Alle Gäste hatten Spaß im günstigen Drei-Sterne-Hotel am Eingang zur Altstadt: Dr. Mark Benecke, bei RTL der „Kriminalbiologe des Todes“, schrieb im November 2016 ins Gästebuch: „Fröhliche Türken gibt es derzeit wenige, umso schöner, dass das Hotel hier den guten Geist aufrecht erhält.“ Eine Historikerin aus Berlin freut sich jedes Mal auf Regensburg, weil sie im Hotel dieses Namens übernachten darf. „Sogar in Berlin ist der Name was Besonderes.“ Gast Erich Nahr jubelte in einem Gedicht „Lachtherapie“ über die Einzigartigkeit dieses Namens auf der ganzen Welt. „Die Regensburger hatten scheinbar immer schon Humor.“

Nun wird alles anders: Tilmann Müller übernimmt in der Fröhlichen-Türken-Straße 11. Der ehemalige Marketingleiter von Händlmeiersenf hatte vergangenes Jahr bereits das Hotel am Peterstor nach Umbau neu eröffnet. Der Pächterwechsel ist auch mit einer Namensänderung verbunden. Aus dem 36-Zimmer-Hotel „zum fröhlichen Türken“ soll das Hotel „Rosi“ werden, bestätigt uns das Hoteliers-Ehepaar.

„Der fröhliche Türke passt nicht mehr in die Zeit.“Erwin Dirschl

„Der fröhliche Türke passt nicht mehr in die Zeit“, sagt Erwin Dirschl. Auch der fröhliche Türke, der in der einen Hand eine Mokka-Kanne trägt und in der anderen drei Sektgläser, soll von der Fassade geschlagen werden. „Es kommen Geranien vor die Fenster.“ Und – im übertragenen Sinne – auch „Holz vor die Hütte“. Denn, so Erwin Dirschl: „Das Personal soll künftig Dirndl und Lederhose tragen.“

Warum jetzt „Hotel Rosi“?

Nun sind Namensänderungen in unseren Zeiten nichts Neues. Der Mainzer Dachdecker und Karnevalist Thomas Neger geriet wegen seines Firmenlogos unter Beschuss. Unschuldige Betreiber von Mohren-Apotheken sind quer durch die Republik unter Rassismusverdacht geraten. Wird das Hotel zum fröhlichen Türken nun ein neues Opfer des politisch-korrekten Sprechens? Oder wollte Tilmann Müller nur der Besitzerin der Immobilie, Rosi Natter, mit dem Hotelnamen ein Denkmal setzen? Diese Frage hätten wir am Montag gerne Tilmann Müller gestellt, aber: „Der ist auf Ibiza und dort für Anrufer nicht zu erreichen“, bekräftigt die Dame an der Rezeption.

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Dass der Name der Straße und des Hotels gar nichts mit einer bestimmten Nation am Bosporus zu tun hat, kann man bei Karl Bauer im „Regensburg-Buch“ nachlesen. Die Familie Türk hatte im 17. Jahrhundert ein Wirtshaus „Zum Fröhlichen Mann“ betrieben, das die Familie fast das ganze 18. Jahrhundert hindurch führte. Das lag auch nicht in der Fröhlichen-Türken-Straße 11, sondern weiter nördlich, nach der Kreuzung mit der Grassgasse, Richtung Viereimer-Platz.

Und wieder endet ein Stück Regensburger Gastronomie-Tradition: Es war der stadtbekannte Hotelier, Kegler, Petri-Jünger und ehemalige Jahnpräsident Max Sauerer, der den Namen reaktivierte und das Hotel „Zum Fröhlichen Türken“ in den 60er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts eröffnete. Im Parterre befand sich das Café Sauerer. Obenauf waren die Zimmer.

Der schöne „Dirschi“ wirft hin

Die Dirschls führten das Hotel in seinem Sinne fort. Erwin Dirschl war in der Gastronomie als Schnitzelkönig von der Kreuzschänke berühmt und auch sonst kein Unbekannter. Der schöne „Dirschi“, Sohn eines Polstermeisters aus Kumpfmühl, machte sich mit 21 Jahren selbstständig. Er übernahm am Römling die erste Pilskneipe der Stadt, „das Laternchen“. Mit der warmherzigen Hotelfachfrau und Betriebswirtin Doris, die als Studentin in seiner Kreuzschänke bedient hatte, betrieb er ab 2004 das Hotel „Zum Fröhlichen Türken“. Anfang dieses Jahres zogen die Dirschls die Reißleine. „Angesichts der Masse an Hotelbetten, die gerade gebaut werden, hätten wir noch einmal eine halbe Million investieren müssen“, begründen die Dirschls ihre Entscheidung. Sie ziehen nach Oberbayern um. Doris Dirschl geht in ihren alten Beruf zurück. Ein fröhlicher Türke bleibt: Mustafa Turan, der Betreiber des Imbiss Lezisel gegenüber. Er passt sogar zu „Rosi“. Denn wie Django Asül spricht er tiefstes Niederbayerisch.