Fast 600 Fälle
Gewalt gegen Oberpfälzer Polizisten: In diesen Regionen war sie besonders drastisch

30.06.2022 | Stand 30.06.2022, 10:44 Uhr

In mehr als 200 Fällen sind Beamten vom polizeilichen Gegenüber geschlagen oder getreten worden. −Symbolbild: Fernando Gutierrez-Juarez

Die Gewalt gegen Polizisten ist im 2021 im Vergleich zum Vorjahr weniger geworden. Trotzdem: Die Zahlen liegen noch immer auf einem hohen Niveau - 200 Polizisten wurden mindestens leicht verletzt. Ein Fall Regensburg war besonders dramatisch.



578 Mal kam es 2021 in der Oberpfalz zu Gewalt gegen Polizisten. Im Vergleich zum Vorjahr ein Rückgang von rund 10 Prozent - 2020 wurden noch 643 Polizisten attackiert.

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Unter diese Gewalt fallen Delikte wie Beleidigung, Bedrohung, gefährliche Körperverletzung oder der tätliche Angriff. Auch einen versuchten Tötungsdelikt. Die Oberpfalz hat im bayernweiten Vergleich damit zwar verhältnismäßig weniger Fallzahlen - den Polizeipräsidenten Norbert Zink stimmt die neue Statistik dennoch nachdenklich.

Über die Hälfte der Täter stand unter Drogen oder Alkohol

„Auch wenn die Zahlen nunmehr zurückgegangen sind, so liegen sie immer noch auf einem hohen Niveau“, erklärt er. In mehr als 200 Fällen seien Beamten vom polizeilichen Gegenüber geschlagen oder getreten worden.

1.290 Polizisten wurden im vergangenen Jahr Opfer von Gewalt. 200 von ihnen wurden körperlich leicht, drei wurden schwer verletzt. Die meisten Fälle ereigneten sich im öffentlichen Raum. Über 80 Prozent der insgesamt 476 Tatverdächtigen waren männlich. Auffällig: Etwa zwei Drittel der Tatverdächtigen (59,7%) stand unter dem Einfluss von Alkohol oder Drogen.

Besonders drastischer Fall in Regensburg

Dass Täter auch von dem Einsatz von Waffen nicht zurückschrecken, zeigt ein Fall vom November 2021 in Regensburg: Eine Streife der PI Regensburg Süd stellte während ihrer Streifenfahrt einen Fahrradfahrer fest, der ein weiteres Fahrrad mitführte. Eindeutige Aufforderungen anzuhalten, missachtete die Person. Als die Beamten die Person stellten, versuchte sie ohne die Fahrräder wegzulaufen. Sie konnte aber nach kurzer Verfolgung eingeholt werden.

Waffe hatte eine Ladehemmung

Es gab eine Rangelei. Die Person nahm dann eine mitgeführte Schusswaffe (vermutlich eine Waffe mit PTB-Zulassung) in die Hand. Die Polizei geht davon aus, dass der Beschuldigte die Waffe auch einsetzen wollte. Doch die Waffe hatte eine Ladehemmung: Die Beamten vernahmen ein Klick-, aber kein Knallgeräusch.

Der Beschuldigte schlug dann mit der Waffe auf die Beamten ein. Er wehrte sich massiv - ein Polizist wurde am Ohr verletzt. Ein anderer Polizist verletzte sich an der Hand. Beide mussten sich in ärztliche Behandlung begeben. Der Beschuldigte konnte schließlich überwältigt werden.

Polizeipräsident: Absolute Sicherheit nicht gegeben

„Dieser Fall führt uns exemplarisch die gefährliche Seite des Polizeiberufs vor Augen“, so Norbert Zink. Mit regelmäßigem Einsatztraining, einer sorgfältigen Vor- und Nachbereitung von Einsätzen und mittels moderner Ausstattung versuche man, Gefahrensituationen bestmöglich zu begegnen. „Eine absolute Sicherheit für unsere Einsatzkräfte wird es jedoch leider nicht geben“, so der Polizeipräsident.

Immer mehr Verfahren werden in Zusammenarbeit mit den Staatsanwaltschaften priorisiert bearbeitet. Damit möchte man schnell und konsequent die Täter bestrafen. Man möchte zeigen, dass Polizisten und Angehörige anderer Organisationseinheiten der öffentlichen Verwaltung in der Oberpfalz unterstützt werden - insbesondere der Feuerwehr und des Rettungsdienstes.

In zwei Landkreisen stieg die Zahl der Gewaltfälle gegen Polizisten

Mehr Gewalt gegen Polizisten als im Vorjahr gab es imLandkreisAmberg-Sulzbach(59 im Jahr 2021; 32 im Jahr 2020) und imLandkreisNeumarkt in der Oberpfalz(41; 33).

Im restlichen Gebiet sanken die Zahlen im Vergleich zum Jahr 2020:Stadt Amberg(42; 50),Stadt Regensburg(181; 211)Stadt Weiden(56;72),Landkreis Cham(51; 58),Landkreis Neustadt an der Waldnaab(20; 33),Landkreis Regensburg(37; 54),Landkreis Schwandorf(70; 76) undLandkreis Tirschenreuth(21; 24).

− red/jed