Soziales
Gleiche Arbeit, weniger Geld

Frauen verdienen immer noch deutlich weniger als Männer. Ein Abend bei der Mittelbayerischen suchte Erklärungen.

19.03.2019 | Stand 16.09.2023, 5:48 Uhr

Ein runder Abend in großer Runde: der Equal Pay Day im Verlagshaus der Mittelbayerischen Foto: TINo Lex

120 Frauen und einige Männer begingen am Montag einen Tag, den es nicht geben dürfte: den Equal Pay Day. Weil Frauen in Deutschland rund 21 Prozent weniger verdienen als Männer, arbeiten sie rechnerisch 77 Tage umsonst und erst ab dem 18. März 2019 für Geld.

Selbst Künstliche Intelligenz praktiziert die Ungleichbehandlung, wie Bürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer sagte. Algorithmen empfehlen bei Amazon bevorzugt Männer für eine Anstellung, aufgrund gespeicherter Erfahrungen. Frauen verdienen aber nicht nur weniger, sie schultern auch noch mehr, betonte Landrätin Tanja Schweiger mit Blick auf Familie und Haushalt.

In Ländern, die Elternzeit großzügig regeln, klafft die Schere besonders weit. Hier ist der Anreiz für Frauen, Kinder zu haben und sich ihnen zu widmen, größer. Angebote, um Familie und Beruf zu vereinbaren, und Modelle wie Homeoffice, könnten gegen die Lohnlücke helfen, sagt Auspurg. Wenn der Gesetzgeber aber nicht eingreift und einen Lohn festsetzt, werde sich wohl nichts ändern.

„Ich hab’ mir genau ausgesucht, wen ich heirate.“Professor Martina Müller-Schilling

Martina Müller-Schilling (Uniklinik Regensburg), erste Lehrstuhl-Inhaberin für Gastroenterologie in Deutschland, hat beides gemanagt, Karriere und Kind. „Ich hab’ mir genau ausgesucht, wen ich heirate“, sagte sie. Ihr Mann und sie studierten beide, kümmerten sich beide um den Sohn, unterstützten sich bei der Habilitation. Die gläserne Decke, an die Frauen stoßen, kennt die Medizinerin. 70 Prozent der Medizin-Absolventen sind Frauen, aber nur 25 Prozent der Habilitierenden und auf einen Lehrstuhl schaffen es noch fünf bis sieben Prozent. „Gleichbehandlung ist, nach dem Klimawandel, das wichtigste Thema, dem wir uns widmen müssen“, ist sie überzeugt.

Die Professorin hatte ihre Pflegedienstleiterin Anna Mahnke mit eingeladen, denn: „Ich könnte keine Hochleistungsintensiv-Medizin machen ohne Hochleistungsintensiv-Pflege.“

Mit Jahre langem Studium und Weiterbildung sei der Pflegeberuf heute analog zum Medizinstudium zu sehen – aber die Bezahlung klafft weit auseinander, schilderte Mahnke. Mütter, die nach der Elternzeit in die Pflege zurückkommen, verdienten dann kaum so viel wie sie an Benzin für die Fahrt zum Klinikum ausgeben – „obwohl wir diese Frauen so dringend bräuchten“.

Der Pflegenotstand hat mit der Verdienstlücke zwischen Frauen und Männern zu tun:

Die Frauen, so viel wurde klar am Equal Pay Day, werden dran bleiben, werden so lange das Gleiche sagen, bis sie das Gleiche bekommen. „Mal sehen“, meinte Angelika Sauerer am Ende eines richtig runden Abends, „ob wird uns 2020 nicht ein paar Tage vor dem 18. März treffen.“

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