Gesundheit
Gute Zahlen für die Biotech-Firmen

Das Projekt Biopark wird 22 Jahre alt. Ein stabiler Boom in der Gesundheitsbranche machte es zu einem großen Erfolg.

23.06.2021 | Stand 16.09.2023, 2:13 Uhr
Biopark-Chef Thomas Diefenthal stellte mit OB Gertrud Maltz-Schwarzfischer am Montag die aktuelle Studie zur Gesundheitsbranche vor. −Foto: Daniel Pfeifer

In den Jahren 2020 und 2021 wurde über wenige Unternehmen mehr gesprochen, geschrieben und diskutiert, als über Impfstoffhersteller und Pharmafirmen. Die neuen Shootingstars der Wirtschaft sind nicht mehr die Elektronik-Entwickler, die Gates oder Musks. Oder die Automobilchefs, die Winterkorns oder Zetsches. Die neuen Stars heißen zum Beispiel Christoph Huber oder Özlem Türeci, Gründer von BioNTech.

In Regensburg hat man diesen Wirtschaftstrend der Bio- und Gesundheitstechnologie schon sehr früh erkannt – vor 22 Jahren. 1999 gründete sich die Biopark Regensburg GmbH und wuchs seitdem von 23 auf 61 Unternehmen an, erschloss neue Flächen und expandierte mit der BioRegio zwischen Marktredwitz und Passau zum zweitgrößten Gesundheitscluster in Bayern. Die Branche boomt, das ist gar keine Frage. „Sie ist für Regensburg ein wichtiger Wachstumsmotor“, so der städtische Wirtschaftsreferent Georg Barfuß. Wenn Industrie und Autobranche wackelten, bliebe die Gesundheitsbranche stets stabil und wachse sogar. Dafür gibt es nun auch aktuelle Zahlen für Regensburg.

Die 2017 gegründete Biopark-Clusterinitiative „Healthcare Regensburg“ beauftragte die Kölner Firma „Detecon Consulting“ mit einer Studie zur Entwicklung der Gesundheitswirtschaft in Regensburg. Das Ergebnis: Im Jubiläumsjahr 2019 erwirtschafteten die 831 Regensburger Betriebe der Branche insgesamt 2,7 Milliarden Euro. Darunter Biotech-Firmen, Krankenhäuser, Apotheken und Altenpflege.

Das ist fast eine Verdopplung zu 2011, als der Umsatz noch bei 1,4 Milliarden Euro lag. Auch die Beschäftigtenzahlen zeigen einen enormen Positivtrend: Zwischen 2011 und 2020 stiegen sie um 34 Prozent, von rund 16000 auf 21600. Die jährlichen Wachstumsraten von Umsatz und Arbeitsplätzen liegen damit deutlich über dem Deutschland-Schnitt. Man brauche sich nicht hinter der Konkurrenz verstecken, so Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer, Aufsichtsratsvorsitzende des Bioparks: „Fast jeder 6. Arbeitsplatz in der Stadt stammt aus der Gesundheitsbranche.“ Der Bioregio-Cluster gehöre zu den Top 10 in ganz Deutschland.

„Es hätte keiner gedacht, dass das über Biopark 1 oder 2 hinausgeht“, erinnert sich Biopark-Chef Thomas Diefenthal stolz zurück. Nun läuft gerade die Suche nach Flächen für Firmenausgründungen und den Biopark 4. „Wir haben ein Platzproblem,“ gibt auch die OB zu. Immerhin sind 60 Prozent der 831 Betriebe der Gesundheitsbranche direkt im Stadtgebiet angesiedelt. Und weitere hätten Interesse. Die jüngst veröffentlichte Detecon-Studie mit den deutlichen Wachstumszahlen helfe hier auch der Stadt, das Expansionspotenzial einschätzen zu können.

Cluster:Die Studie:
Der Cluster besteht aus dem Biopark-Campus und aus Unternehmen in der Region rund um Regensburg und der Oberpfalz. In den 61 Pharma-, Medtech- und Biotech-Unternehmen arbeiten über 4000 Menschen.Es war die erste Clusteranalyse der neuen städtischen Clusterinitiative „Healthcare Regensburg“. Schon 2017 erstellte Detecon eine Studie zum „Masterplan Gesundheitswirtschaft“.

Die Studie zu Wachstum und Wirtschaftlichkeit soll auch Unternehmen anlocken. „Es zieht magisch andere Firmen an, wenn Leute sehen: Hier kann ich Geld verdienen,“ so Biopark-Chef Diefenthal. Auch die Biopark GmbH, 100-prozentige Tochter der Stadt, schreibt seit Jahren schwarze Zahlen und konnte Geld zurücklegen. All die Forschungsförderung, Veranstaltungen und Clustermanagement liegen also nicht auf den Taschen der Bürger, sondern tragen sich selbst. Die Regensburger profitieren hingegen sehr von der Branche. Nicht nur durch Arbeitsplätze oder das große Gesundheitsangebot der Stadt. Eine der Biopark-Firmen, Dyphox, entwickelt beispielsweise antiseptische Oberflächenbeschichtungen, wie sie nun in Krankenhäusern und auch im Regensburger Hauptbahnhof großflächig eingesetzt wurden.