Experten-Interview
Handy & Co.: Das sollten Eltern beachten

Die Unsicherheiten sind groß, wenn es um den Medienkonsum der Kinder geht. Ein Regensburger Experte klärt auf.

12.11.2021 | Stand 15.09.2023, 23:20 Uhr
Medienkonsum ist in allen Altersgruppen ein Thema. −Foto: Robert Michael/picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild

Die Mediennutzung von Kindern ist ein intensiv diskutiertes, sehr umstrittenes Thema. Dr. Hermann Scheuerer-Englisch, Leiter der Regensburger Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und Eltern, rät zur Gelassenheit – und gibt Tipps, wie ein gesunder Medienkonsum gelingt.

Was kann man Eltern denn empfehlen – wie gelingt ein sicherer Medienkonsum?

Die Eltern sollten entspannt an das Thema herangehen und selbst ein gewisses Grundwissen zum Beispiel über Internetangebote oder über Apps auf dem Smartphone haben. Außerdem sollten die Eltern nicht zu sehr mit einer verbietenden Haltung herangehen, sondern altersgemäß die Nutzung der Medien ermöglichen – aber gut begleiten. Sie sollten eine interessierte Grundhaltung haben, also einfach offen fragen, was das Kind daran so fasziniert. Ganz wichtig ist auch das elterliche Vorbild. Und: Die Beziehung zwischen Eltern und Kind sollte die Grundlage von allem sein. Die Auseinandersetzung um die Mediennutzung sollte also nicht die Beziehung stören.

Welche Gefahren lauern beim Medienkonsum?

Es gibt verschiedene Gefahren beim Medienkonsum. Die eine ist tatsächlich, dass er eine zu große zeitliche Rolle spielt und immer mehr das Leben des Kindes dominiert. Bis zum zehnten Lebensjahr empfehlen Fachleute, die Bildschirmzeit auf maximal eine Stunde am Tag zu begrenzen. Die andere ist, dass ab dem Schulalter der Gruppendruck sehr stark wird. Hier geht es darum, dass Eltern mit ihren Kindern reden, was Gruppendruck bedeutet, wie es dem eigenen Kind geht und dem Kind zu helfen, wie es mit dem Gruppendruck umgeht.

Woran erkennt man problematische Ausmaße beim Medienkonsum? Und was sollten Eltern dann unternehmen?

Das ist oft sehr subjektiv. Die Eltern reagieren häufig ein bisschen aversiv – weniger verstehend, sondern manchmal verurteilend. Besser wäre es, fragend ranzugehen: Was fasziniert dich denn so, warum willst du unbedingt mit deiner Freundin chatten? Dann sind die Kinder auch offener für Gefahren. Problematisch wird es, wenn alle anderen Entwicklungsaufgaben des Kindes total in den Hintergrund geraten, wenn die Schule schlechter und das Lernen schwieriger wird, wenn Freizeitaktivitäten und Freundschaftskontakte abnehmen oder Hobby aufgegeben werden. Also wenn der Medienkonsum immer mehr in den Vordergrund rückt – bei Jugendlichen etwa, wenn es sechs bis sieben Stunden überschreitet. Dann ist es sinnvoll, mit dem Kind ernsthaft zu reden und sich fachlich Hilfe zu holen.

Wenn es um soziale Medien geht, ist oft auch Cybermobbing ein Thema. Was sind Anzeichen, die hier auf Probleme hindeuten?

Es ist tatsächlich so, dass Cybermobbing oder auch Angriffe sexueller Art aus dem Internet sehr häufig sind. Die Eltern bekommen das oft nicht immer sofort mit. Da wäre es sehr wichtig, eine gute Beziehung zum Kind zu pflegen und das Angebot zu machen, wenn solche Dinge vorkommen, dass sich das Kind wenigstens in der Familie anvertrauen kann. Wenn sich Kinder zurückziehen oder schlechte Stimmung herrscht, da sollten Eltern das Gespräch suchen.