Interview
Hypnose: Heilung im Schlaf?

Ein außergewöhnlicher Beruf: Norbert Lichtenwalter hilft Menschen mit Hypnotherapie. Sehr erfolgreich, wie er sagt.

30.07.2019 | Stand 16.09.2023, 5:38 Uhr

Norbert Lichtenwalter ist überzeugt, dass seine Therapien oft mehr helfen als eine Behandlung beim Schulmediziner. Foto: Stahl

In unserer Interviewreihe „Außergewöhnliche Berufe im Raum Regensburg“ stellen wir besondere Geschäftsmodelle und ausgefallene Berufe vor. Das dritte Interview dieser Reihe führt uns zu Norbert Lichtenwalter. Von Allergiepatienten bis hin zu Veteranen mit Kriegstraumata - er hat Kunden aller Art. Besonders stolz ist er auf seine „Rauchfrei-Glücklich-Methode“: Mittels Hypnotherapie könne er sogar Kettenraucher entwöhnen. Bei sich selbst und seiner Frau hat er angefangen. Der dreitägige Kurs kostet bei ihm 560 Euro.

Wie sind Sie Psychotherapeut nach dem Heilpraktikergesetz geworden?

Schon 1994 habe ich mich als NLP-Coach selbstständig gemacht. Das Neuro-Linguistische Programmieren eignet sich beispielsweise zur Behandlung von Depressionen, Ängsten oder Panikattacken. Um mein Behandlungsspektrum auszuweiten absolvierte ich vor vier Jahren die Prüfung, die für die Erteilung der Heilbefugnis nötig ist. Heute betreibe ich mit meiner Frau zwei private Psychotherapiepraxen in Regensburg.

Wie läuft Ihre Hypnotherapie zur Raucherentwöhnung ab?

Bevor ich darauf eingehe, möchte ich klarstellen, dass diese Therapie natürlich nur bei hypnosewilligen Personen funktioniert. Im Prinzip gehe ich folgendermaßen vor: Zuerst werden bei der Anamnese grundsätzliche Fragen – wie z. B. nach dem Zigarettenkonsum pro Tag – geklärt. Für die anschließende Therapie ist nur eine leichte Hypnose nötig. Diese erreiche ich meist allein durch ein intensives Gespräch mit dem Patienten, wobei ich sehr bedacht sprechen muss. Bei anderen verwende ich Gestik. Indem ich ihnen z. B. sage, sie sollen meinem Zeigefinger folgen und sich vorstellen, sie würden am Strand liegen, werden auch weniger suggestible Personen in Trance versetzt.

Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass man tatsächlich Nichtraucher wird?

Bei mir beträgt sie 100 Prozent! Von acht Rauchern konnte ich alle acht entwöhnen. Falls Sie sich jetzt über die vergleichsweise kleine Zahl wundern - natürlich würde ich mir mehr Menschen wünschen, die ihr Laster ablegen wollen. Die Leute geben lieber 2000 Euro im Jahr für Zigaretten aus als 100 Euro für eine Sitzung bei mir! Dabei ist es gar nicht so schwer, wie man denkt. Freilich hat man erstmal Entzugserscheinungen. Doch wer wirklich aufhören will, der schafft es, sich z. B. durch Sport abzulenken. Wichtig ist auch, viel Thunfisch und Walnüsse zu essen, weil damit Glückshormone hervorgerufen und Suchttriebe gehemmt werden. Zudem beugt das einer Gewichtszunahme vor.

Haben Sie selbst geraucht?

Und wie – zusammen mit meiner Frau kam ich auf 80 Kippen am Tag! An einem kinderfreien Wochenende vor 16 Jahren haben wir dann beschlossen, damit aufhören zu wollen. Rituell rauchten wir an jenem Samstagabend unsere letzte Zigarette. Kurz darauf habe ich zuerst meine Frau hypnotisiert und anschließend mich selbst – erfolgreich bis zum heutigen Tag.

Was waren Ihre größten Behandlungserfolge?

Einmal kam eine Patientin zu mir, der von Psychiatern eine unheilbare Störung und damit eine lebenslange Therapie diagnostiziert worden war. Sie hatte seit ihrer Kindheit Zwangsgedanken, stellte sich ständig Fragen wie: Warum habe ich einen Kopf? Was bedeutet es, ein Mensch zu sein? Ich schaffte in sechs Monaten das, was all die Psychiater für unmöglich hielten: die junge Dame von den Zwangsgedanken zu befreien.

Können Sie sich an lustige Ereignisse in Ihrem Berufsleben erinnern?

In meiner Ausbildung haben wir einmal einen Patienten in Trance versetzt und ihn glauben machen lassen, er laufe einen Marathon. Er stöhnte und schwitzte, obwohl er die ganze Zeit nur auf dem Sofa lag. Besonders faszinierend war auch, als wir einem Patienten in Trance einen Kugelschreiber in die Hand drückten und ihm einredeten, das sei ein glühendes Eisen. Nach der Hypnose erwachte er mit Brandblasen auf der Hand – so heftig reagierte sein Körper auf die imaginäre Vorstellung.