Auszeichnung
Insassen aus brennendem Auto gerettet

Ein Regensburger war auf dem Weg zu einer Hochzeit, als er zum Lebensretter wurde. Nun ist er Träger der Rettungsmedaille.

08.06.2017 | Stand 16.09.2023, 6:28 Uhr

Christoph Lukas ist Polizist. Die Bayerische Rettungsmedaille bekam er aber für einen Rettungseinsatz in seiner Freizeit. Foto: Wunderlich

Eigentlich hätte es ein schöner, entspannter Tag werden sollen: Als der Regensburger Polizeihauptmeister Christoph Lukas am 9. Juli vergangenen Jahres von zu Hause aufbrach, war er im Freizeitmodus. Auf eine Hochzeit sollte es an diesem Tag gehen – ohne Dienstpflichten. Doch dann geriet er unterwegs auf der Autobahn in eine Situation, in der für ihn sofort klar war: „Hier muss ich helfen!“ Lukas rettete auf der A 3 Richtung Passau zwei Menschen aus einem Unfallwagen, der nur Minuten später vollständig ausbrannte. Dafür wurde der Polizist jetzt in München durch CSU-Innenminister Joachim Herrmann mit der Bayerischen Rettungsmedaille ausgezeichnet.

„Ich hatte meinen festen Zeitplan für diesen Tag“, erinnert sich der 31-Jährige im Gespräch mit unserem Medienhaus. Sieben Minuten sei er zu spät dran gewesen, weiß er noch genau. „Also war ich auch sieben Minuten später als geplant auf der Autobahn.“ Wäre er pünktlich losgekommen, hätte Lukas von dem Unfall kurz vor der Anschlussstelle Wörth Ost wahrscheinlich nichts mitgekriegt.

So aber passierte das Drama quasi direkt vor seiner Nase: Ein Pkw mit vier Insassen schrammte auf der linken der beiden Fahrspuren an der Leitplanke entlang und kam schließlich quer zum Stehen. Die drei, vier Fahrzeuge direkt dahinter seien noch auf dem Standstreifen vorbeigefahren, erzählt Lukas verständnislos.

Instinktiv richtig gehandelt

Er selbst handelte instinktiv sofort richtig: Warnblinker an, Blick in den Rückspiegel und langsam abbremsen. „Von hinten haben die Leute schon gehupt, die haben den Unfall wahrscheinlich noch nicht gesehen“, erzählt er. Die Autobahn sei voll gewesen, erinnert sich Lukas.: „Das war ein Samstagvormittag.“

20 bis 30 Meter vor der Unfallstelle stoppte der gebürtige Neumarkter und stellte seinen Wagen quer über beide Fahrbahnen. Einen Lkw-Fahrer wies er an, sich zur weiteren Absicherung ebenfalls quer zu stellen. Lukas war der erste Helfer am Unfallwagen: „Ich bin sofort zum Fahrer gelaufen, das war ein Herr Anfang, Mitte 70. Der war kaum ansprechbar. Den habe ich gepackt und am Oberkörper aus dem Auto gezogen.“ Erst da habe er gemerkt, dass der Pkw im Frontbereich Feuer gefangen hatte. Deshalb übergab Lukas den Fahrer schnell anderen Ersthelfern, die — neben Schaulustigen — in der Zwischenzeit hinzugekommen waren.

„Und zwei Minuten später ist das Auto völlig ausgebrannt.“Christoph Lukas

Zwei jüngere Damen im Unfallfahrzeug konnten sich in dieser Zeit selbst von den Rücksitzen befreien. Auch sie gab Lukas in die Obhut anderer Ersthelfer in sicherer Entfernung zum brennenden Pkw. „Dann habe ich zusammen mit einem mir nicht bekannten Helfer die Beifahrerin mehr oder weniger herausgerissen.“ Sie sei eingeklemmt gewesen. „Und zwei Minuten später ist das Auto völlig ausgebrannt“, sagt Lukas mit leiser Stimme.

Als er alle Unfallopfer und Ersthelfer in Sicherheit wusste, kümmerte sich der 31-Jährige, der seit rund zehn Jahren im Polizeidienst steht, noch darum, dass eine Rettungsgasse freigemacht wird. Dann musste er sich noch um die Schaulustigen kümmern: „Es ist anstrengend, wenn Leute, die durchaus helfen könnten, erstmal ein Video machen oder irgendwelchen Freunden schreiben“, ärgert sich Lukas. „Die treten teilweise so nah an die Geschädigten ran, dass das aus meiner Sicht nicht tragbar ist.“ Auf der A 3 zückte der Polizist, der privat natürlich ohne Uniform unterwegs war, seinen Dienstausweis und verwies die Gaffer mit „deutlichen Worten“ der Unfallstelle.

„Jeder kann einen Notruf absetzen“

Für ihn sei es völlig „selbstverständlich“ gewesen zu helfen, sagt Lukas. Ihm helfe, dass er in Extremsituationen immer sehr ruhig sei. Das große öffentliche Interesse an seiner Person nach der Ehrung durch Innenminister Herrmann war und ist dem bescheidenen jungen Mann fast unangenehm.

Die Auszeichnung mit der Rettungsmedaille macht Lukas aber schon stolz. „Die ist was Besonderes. Damit kann ich mehr anfangen als mit jedem Geld der Welt.“ Dass Freunde und auch Bekannte, die er länger nicht gesehen hatte, nach der Ehrung anriefen und gratulierten, darüber habe er sich sehr gefreut. Was die Medaille so besonders macht? „Im Einsatz sind auch schon Menschen beim Reanimationsversuch unter meinen Fingern verstorben. Deshalb war es umso schöner, Menschen einmal wirklich gerettet zu haben.“

Er könne verstehen, dass Menschen auf Situationen, wie er selbst sie am 9. Juli 2016 erlebte, unterschiedlich reagierten. „Manche tun sich leichter, Situationen mit hohem Stresslevel zu meistern, andere nicht.“ Aber was wirklich jeder leisten könne, sei einen Notruf abzusetzen, appelliert Lukas. Zumal einfaches Vorbeifahren oder Gaffen unterlassene Hilfeleistung und damit eine Straftat sei.

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