Investitionen
Ist das Kolpinghaus ein Abriss-Kandidat?

Dem Kolpingswerk fehlt noch ein zahlungskräftiger Kaufinteressent. Regensburgs OB sieht eine Chance zur Stadtentwicklung.

25.11.2014 | Stand 16.09.2023, 7:10 Uhr
Die Unterführing durch das Kolpinghaus ist ein gefürchtetes Nadelöhr vor allem für Busse. −Foto: Fotos: Tino Lex

Ende Oktober schien alles ganz klar zu sein: Am Neupfarrplatz hatten junge Leute einen Info-Stand aufgebaut und zeigten interessierten Passanten Pläne, wie das Jugendwohnheim im Kolpinghaus saniert werden soll. Die Interessenten erfuhren dabei auch, dass zu den erwarteten Kosten von 3,5 Millionen Euro der Kolpinghaus-Verein 1,5 Millionen selbst stemmen muss. Und dazu fehlen noch viele hunderttausend Euro. Spenden seien deshalb sehr erwünscht und herzlich erbeten.

Die Baugenehmigung der Stadt ist erteilt, im Januar oder Februar soll mit den Sanierungsmaßnahmen begonnen werden, damit die Jugendlichen im Herbst nächsten Jahres wieder ein Dach über dem Kopf haben.

Ersatz am Jacobigelände?

Ganz so einfach ist die Sache allerdings nicht, denn 100prozentig ausgemacht ist die Sanierung noch nicht. Ein Abriss des Gebäudes ist nicht völlig von der Hand zu weisen, und ein Neubau auf der gegenüber liegenden Donauseite am Jacobigelände hätte auch für die Kolpingfamilie durchaus seinen Reiz – ganz besonders im Zusammenhang mit dem Jugendhotel, das dort als Ersatz für die Jugendherberge entstehen soll-

Stadtrat Günther Riepl tat jüngst bei einer Veranstaltung sogar kund, dass die Stadt das Kolpinghaus kauft, um es abzureißen und dort attraktive Stadtentwicklung zu betreiben. Neu ist diese Idee nicht. Der frühere CSU-Fraktionsvorsitzende Herbert Schlegl hatte sie bereits zu Zeiten, als das RKK noch auf dem Donaumarkt gebaut werden sollte. Ein Beweggrund für die Überlegungen waren auch immer die an dieser Stelle sehr beengten Straßenverhältnisse. Im Zusammenhang mit dem Bau des Museums der Bayerischen Geschichte am Donaumarkt wäre die Überplanung des gesamten Geländes vom Hunnenplatz bis zur Minoritenkirche besonders attraktiv.

Kolpingpräses Stefan Wissel macht auf Nachfrage kein Geheimnis daraus, dass er mit der Stadt und möglichen Investoren Gespräche geführt habe. „Wir haben alle wirtschaftlichen Optionen geprüft.“ Am Kolpinghaus habe seit 1956, als es eröffnet wurde, der Zahn der Zeit genagt, wenn auch die Bausubstanz noch gut sei. Die bisher 130 Zimmer seien noch ohne eigene Sanitäranlagen, Duschen und Toiletten gebe es nur auf dem Gang. Das sei nicht mehr zeitgemäß. Alle Leitungen müssten erneuert, der gesamte Bau wärmeisoliert werden. Durch den Einbau der Nasszellen gehe Platz verloren, danach gebe es nur noch etwa 80 Zimmer, bedauert der Kolpingpräses. Nach eineinhalb Jahren Verhandlungen dränge jetzt die Zeit: Wenn er nicht Anfang 2015 mit der Sanierung beginne, verfielen Zuschüsse, die er vom Staat und von der Regierung erwartet.

Sorgen über Kongress-Konkurrenz

Allerdings lässt er auch anklingen, dass er für das Kongress- und Kulturzentrum im Kolpinghaus, durch das sich der Unterhalt der Jugendwohnungen im Wesentlichen finanziert, gewisse Sorgen hegt: Das Kongresszentrum im Schlachthof und ein im neuen Bayernmuseum geplanter Kongresssaal mit 1000 Plätzen könnten für das Kolpinghaus eine ernstzunehmende Konkurrenz werden.

Am Jacobigelände – oder an einem anderen Standort – würde man nur ein Restaurant einbauen. An diesem Standort fürchtet der Geistliche aber auch die Klage eines Anwohners, der schon gegen das geplante Parkhaus vorgegangen ist. Und ein Neubau würde acht bis achteinhalb Millionen Euro kosten. So viel Geld würde er wohl für das alte Kolpinghaus haben wollen. „Wenn wir noch ein oder zwei Jahre Zeit hätten, dann würden wir eine Lösung finden“, glaubt Wissel.

Oberbürgermeister Joachim Wolbergs geht allerdings davon aus, dass das letzte Wort über einen Verkauf des Kolpinghauses an einen Investor noch nicht gesprochen sei. Er habe ernsthaftes Interesse daran, dass Kolping an anderer Stelle neu baue.