Landwirtschaft
Kämpfer für Biogas – nun auch Vizepräsident des Bauernverbandes

26.10.2022 | Stand 15.09.2023, 3:09 Uhr
Ely Eibisch kämpft an vorderer Front für die Interessen der Landwirte. −Foto: altrofoto.de

Vor knapp einer Woche ist der Oberpfälzer Landwirt Ely Eibisch zum Vizepräsidenten des Bayerischen Bauernverbandes aufgerückt. Schon steckt er mittendrin in neuen Verpflichtungen:



An diesem Tag im Oktober ist er unterwegs zu einem Großtreffen der deutschen Schweinemäster und Ferkelerzeuger im niederbayerischen Essenbach, am Abend wird er bei einem CSU-Empfang im Landtag erwartet. Der 54-Jährige packt es mit Tatendrang an, hat sich daheim auf seinem Bauernhof in Kemnath (Lkr. Tirschenreuth) Zeit freigeschaufelt. Dort hat einer seiner drei Söhne viele Aufgaben übernommen. Der Gasthof lag ohnehin immer in den Händen von Eibischs Ehefrau. Er selbst konzentriert sich jetzt darauf, die Position der Landwirtschaft im Freistaat zu stärken und Bürger für aktuelle Probleme zu sensibilisieren. Das macht er seit September übrigens auch schon als neuer Oberpfälzer Bezirkspräsident des Bauernverbandes.

Schweinebauern in Not

Im nächsten Schritt strebt er im November auf Landesebene die Federführung im Fachausschuss für Erneuerbare Energien an. Aktuell ist er dort Stellvertreter. Eibisch verweist darauf, dass er in Energiefragen bundesweit gut vernetzt ist, nennt als Expertise zudem seinen eigenen Hof: 2010 hatte er sich in Kemnath mit 24 anderen Landwirten zu einer Biogas-Genossenschaft zusammengeschlossen. Pro Jahr produziert man inzwischen aus Gras, Ganzpflanzensilage und Mais zehn Millionen Kilowattstunden Strom und Wärme – was rein rechnerisch genügt, um 3000 bis 4000 Haushalte zu versorgen. Eine Photovoltaikanlage auf eigenem Grund liefert zudem 1,3 Megawatt im Jahr. Eibisch wirbt dafür, dass mehr Kollegen das Erneuerbare Energien als wichtige Einkommensquelle begreifen. „Ziel ist, dass wir so viel Wertschöpfung wie möglich in die Landwirtschaft bekommen“, sagt er.

Von der Politik fordert Eibisch bessere Rahmenbedingungen: Bei der Photovoltaik sollten Verfahren durch Privilegierung vereinfacht werden. Beim Bio-Rohgas müssten Hürden fallen, damit es trotz des im Vergleich zu Erdgas nur halb so hohen Energieanteils auch direkt ins Netz eingespeichert werden kann. So könnte die erzeugte Energie neben der Strom- und Wärmegewinnung optional genutzt werden.

Der Ausbau Erneuerbarer Energien ist allerdings nicht das einzige Problem, das den Bauernverband beschäftigt. Schweinezüchter und Ferkelerzeuger sind in höchster Not, weil Futterpreise und Energiekosten steigen – gleichzeitig aber keine entsprechenden Einnahmen zu erzielen sind. Viele Mäster auch in der Oberpfalz verzichteten deshalb derzeit darauf, ihre Ställe zu bestücken. Ferkelerzeuger würden ihre Ferkel nicht los. Im Endeffekt bleibe auch der Nachschub für die Schlachthöfe aus. Eibisch bemängelt, dass viele Schweineerzeuger weiter auf versprochene Corona-Hilfen warten. „Sie brauchen sie dringendst – sonst haben wir diesen Fleischbereich nicht mehr“, sagt er. Aktuell liege die Versorgungsquote bei Schweinefleisch bei knapp über 100 Prozent. „Je weiter wir runterfahren, umso mehr muss aus dem Ausland zugekauft werden.“ Sorgen bereitet Eibisch auch die Ökolandwirtschaft, der in Zeiten der Inflation aus Kostengründen Abnehmer wegbrechen. „Es sind nicht einmal mehr sieben Prozent der Bevölkerung, die bereit sind, für Ökoprodukte mehr Geld auszugeben.“ Eibisch verweist darauf, dass Bayern den Ökoanteil eigentlich auf 30 Prozent ausbauen will.

Gebessert hat sich nach seinen Worten die Lage der Milch- und Getreidebauern. Für Getreide würden aktuell 25 bis 28 Euro pro Dezitonne – also pro 100 Kilo – gezahlt. „Das ist angemessen, wenn es so bleibt.“ Wer vor Erntebeginn Vorverträge abschloss, konnte demnach sogar 35 Euro erzielen. „Wir kommen von 16 bis 18 Euro“, setzt er alles in Relation. Bei Milch seien im Moment 40 bis 60 Cent pro Liter möglich. „Das ist eine Entwicklung, die wir ebenfalls dringend gebraucht haben.“

Parallelen zu Aiwanger

Eibisch ist bei den Freien Wählern verankert. Zu Parteichef Hubert Aiwanger gibt es Parallelen: Beide haben in Weihenstephan studiert, beide besitzen einen Bauernhof, beide sind passionierte Jäger, beide bewegt große Leidenschaft für die Landwirtschaft, beide treibt der Ausbau der Erneuerbaren Energien um. „Ein absoluter Macher. Er nimmt Herausforderungen an und setzt Lösungen um“, sagt Eibisch über ihn. Gut in Erinnerung ist ihm noch, wie Aiwanger 2006 bei einem Parteitag zur Überraschung bisheriger Entscheidungsträger den Vorsitz eroberte. „Er hat eine Präsentation abgezogen, von der die Leute hellauf begeistert waren.“

Anders als Aiwanger reizt Eibisch aber nicht die große Politik. „Ganz klar: Nein“, sagt er dazu. Ob die Karriere im Bauernverband beim Vizepräsidentenamt endet, ist dagegen nicht ausgemacht. Bei Eibisch ist großer Ehrgeiz zu spüren. Schon dieses Mal war er nach eigenen Worten ermuntert worden, fürs Präsidentenamt zu kandidieren. „Ich war für diesen Posten nicht bereit“, sagt er. Das nötige Rüstzeug hätte er aber wohl, wenn 2027 die nächste Wahl ansteht. „Das muss ich mir erst mal anschauen“, sagt er selbst dazu.

Zur Info: Der Bauernverband

Interessenvertretung:Der Bayerische Bauerverband vertritt laut Ely Eibisch im Freistaat rund 145000 Mitgliedsbetriebe. 17000 davon liegen in der Oberpfalz.

Führungsspitze:Bei der Neuwahl hatte sich die Führungscrew neu formiert. Der bisherige Präsident Walter Heidl trat nicht mehr an. Günther Felßner, Milchbauer aus Mittelfranken, setzte sich in einer Stichwahl als sein Nachfolger durch. Als Vize-Präsident wurde Ely Eibisch bestimmt, der auf seinem Hof in Kemnath stark auf Biogas und Photovoltaik setzt.

Zur Person:Eibisch hat in Weihenstephan Landwirtschaft studiert. Politisch ist er bei den Freien Wählern verwurzelt. Er ist Stadtrat in Kemnath. Der 54-Jährige ist verheiratet und Vater von drei Söhnen im Alter von 21, 27 und 29 Jahren.