Strafvollzug
Kaum Patienten für Jugendforensik

Der Start der ersten bayerischen Einrichtung in Regensburg verzögert sich – auch, weil es nur wenige Patienten gibt.

29.03.2017 | Stand 16.09.2023, 6:23 Uhr

Die Gebäude der neuen Jugendforensik am Bezirksklinikum Regensburg sind schon fast bezugsfertig. Der Betrieb beginnt aber erst am 1. Dezember. Foto: Lex

Die erste bayerische Jugendforensik am Bezirksklinikum Regensburg ist so gut wie fertig, wird aber erst Ende des Jahres 2017 in Betrieb gehen – und damit ein Jahr später als ursprünglich geplant. Das Bezirksklinikum spricht von organisatorischen Gründen, bestätigt aber, dass Jugendgerichte in Bayern bislang nur in sehr wenigen Fällen Urteile nach Paragraf 63 des Strafgesetzbuches verhängen, die einen Maßregelvollzug für psychisch kranke Jugendliche vorsehen. „Das liegt auch daran, dass es bislang keine Einrichtung in Bayern gibt und die Jugendlichen in der Erwachsenenforensik oder in anderen Bundesländern behandelt werden müssen“, sagte Dr. Dr. Helmut Hausner, Vorstand der medizinischen Einrichtungen am Bezirksklinikum (medbo), unserem Medienhaus. Inwieweit sich das mit der Eröffnung der Einrichtung in Regensburg am 1. Dezember ändert, vermag Hausner nicht zu sagen. „Wir haben darüber keine Kontrolle, das werden die Jugendgerichte entscheiden.“24 Betreuungsplätze für psychisch kranke jugendliche Straftäter zwischen 14 und 18 Jahren, bei Reifeverzögerungen bis 21 Jahre, stehen in Regensburg zur Verfügung.In den Neubau der Jugendforensik investiert der Freistaat Bayern rund elf Millionen Euro.

Schwerwiegende Maßnahme

Eine Einweisung Jugendlicher in eine forensische Einrichtung ist ein schwerwiegender Eingriff, der richterlich nur dann angeordnet werden kann, wenn es keine Alternativen gibt. Sie kommt nur infrage, wenn davon auszugehen ist, dass der verurteilte junge Straftäter aufgrund seines psychischen Defektes auch zukünftig erhebliche Straftaten begehen wird. Insbesondere Gewalt- und Sexualdelikte, schwere Eigentumsdelikte oder Brandstiftungen, die unter Schuldunfähigkeit verübt wurden, bringen junge Straftäter in den Maßregelvollzug. Dabei unterscheidet das Gesetz zwischen psychischer Erkrankung und Suchterkrankung. Suchtkranke junge Straftäter werden in der Oberpfalz in einer Fachklinik des Bezirkes in Parsberg behandelt.Die Jugendforensik in Regensburg wird psychische Störungen therapierenund durch Schulbildung und die Möglichkeit einer Ausbildung die Grundlagen einer Resozialisierung schaffen. Durch die mehrjährige Therapie soll verhindert werden, dass die Jugendlichen zu Intensivtätern heranreifen. Die Einrichtung dient deshalb auch ausdrücklich der Sicherheit der Bevölkerung, heißt es im Kabinettsbeschluss von 2009.

Nur wenige Patienten in Bayern

Im Jahr 2015 wurden 26 junge Straftäter aus Bayern aufgrund einer psychischen Erkrankung in forensischen Einrichtungen behandelt, die meisten davon waren über 18 Jahre alt. Jedes Jahr werden aber auch ein bis drei Jugendliche, die noch nicht volljährig sind, in forensische Einrichtungen geschickt. „Die Jugendforensik wird eine therapeutische Lücke schließen. Auch für uns wird das eine spannende Phase“, sagt Hausner.

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