Bürgerprotest
Königswiesen: Anwohner wollen Baustopp

Die Baugenehmigung für das Viertelszentrum Königstor wurde erteilt. Für die Gegner ist das letzte Wort noch nicht gesprochen.

16.03.2018 | Stand 16.09.2023, 6:15 Uhr

An dieser Stelle soll das Viertelszentrum Königstor entstehen. Foto: Matthes

Die Stadt hat die Baugenehmigung für das Viertelszentrum Königstor in Königswiesen-Nord erteilt.„Der Baubeginn soll nun schnellstmöglich erfolgen“, schreibt der Weidener Investor F&B Grundbesitz Regensburg in einer Pressemitteilung.Darin preisen Bauherr Robert Bucher und Projektpartner Michael Fritsch die Vorteile des neuen Zentrums an. Es werde „die Attraktivität von Königswiesen-Nord steigern und den Stadtteil als Ganzes aufwerten“. Zwar wünschen sich viele Regensburger nach dem Abriss des alten Königswiesener Einkaufszentrums möglichst schnell einen Ersatz. Der vom Investor geplante Gebäudekomplex ist den Gegnern des Projekts aber nach wie vor zu groß. Sie haben schon einmal eine Klage gegen den Bebauungsplan eingereicht. Jetzt wollen sie den Bau mit einer weiteren Klage stoppen.

Sorgen füllen 50 Antragsseiten

Generell sind gegen den Bebauungsplan und die Baugenehmigung unterschiedliche Rechtsmittel möglich. Mehr als 100 Nachbarn haben sich zusammengetan und Ende 2016 mit dem Fachanwalt Dr. Thomas Troidl eine sogenannte Normenkontrollklage gegen den Bebauungsplan beim Bayerischen Verwaltungsgerichtshof (BayVGH) eingereicht. Eine Entscheidung dazu sei noch nicht gefallen, bestätigt BayVGH-Sprecherin Claudia Frieser. Der zuständige Senat gehe davon aus, dass das Verfahren in diesem Jahr terminiert wird. Ein genauer Zeitpunkt sei aber noch nicht absehbar.

Nachdem die Stadt am 26. Februar nun die Baugenehmigung erteilt hat,bereiten die Anwohner eine zweite Klage – eine Anfechtungsklage – gegen ebendiese Genehmigung vor.Diese werde demnächst erhoben, sagt Troidl. „Und dann geht es erst richtig los. Dann überprüft das Gericht, ob die Entscheidung der Verwaltung rechtens ist oder nicht.“

Den Gegnern geht es nicht darum, den Bau prinzipiell zu unterbinden. Es geht ihnen um die Größe und damit um die Umweltverträglichkeit. „Wir haben massive geologische und hydrogeologische Bedenken, die mit der Baumasse zusammenhängen“, sagt Troidl. Die Anwohner machen sich um die eigenen Häuser Sorgen. „Der Lehmboden ist für so eine Bebauung nicht geeignet“, sagt Adolf Dentler. Für die Stützpfeiler des Zentrums müsse tief in den Untergrund gegraben werden. Dadurch werde das gespannte Grundwasser angebohrt. „Wir haben Angst, dass Wasser auf Grundstücke im Hohlbeinweg dringt und die Gebäude dort Schaden nehmen.“ Die Anwohner wehren sich aber auch gegen eine Vielzahl an Folgeproblemen, die eine dichte Bebauung mit sich bringen könnte, wie Lärm, Abgase und Parkdruck.

„Wir haben Angst, dass Wasser auf Grundstücke im Hohlbeinweg dringt und die Gebäude dort Schaden nehmen.“Adolf Dentler

Das ursprüngliche Vorhaben wurde schon einmal nach Bürgerprotesten verkleinert. Dabei wurde unter anderem die Höhe des Baus korrigiert: Statt bis zu zwölf Etagen sind offiziell über den Sockeletagen für Wohnungen im einen Gebäudetrakt drei bis sechs Geschosse plus Penthouse und im Südwesten ein neungeschossiges Gebäude vorgesehen. Anstelle der ursprünglich 676 geplanten Wohneinheiten sollen nun 543 gebaut werden. Statt 560 Mini-Appartements sollen 320 entstehen.

Die meisten dieser Änderungen sind nach Ansicht von Dentler aber nur Augenwischerei. „Der Umfang des Baus ist nicht verkleinert worden“, sagt er. Die neun Stockwerke würden von der Bezugsebene gerechnet. Unterhalb sei aber noch Bausubstanz in einer Höhe von drei Etagen für den sozialen Wohnungsbau. „Vorher wollte der Bauherr für die Parkgarage drei Stockwerke in die Tiefe gehen, jetzt plant er nur noch zwei, die aber durch den Einbau von Duplex-Garagen fast die gleiche Höhe einnehmen“, sagt Dentler. Alles sei überdimensioniert.

„Die Anfechtungsklage wird demnächst erhoben. Und dann geht es erst richtig los.“Dr. Thomas Troidl, Fachanwalt für Verwaltungsrecht sowie für Bau- und Architektenrecht

In mehreren Bürgerveranstaltungen seien Kompromisse erarbeitet worden, schreibt der Investor. „So stellten die Reduzierung der Anzahl an Wohnungseinheiten im Allgemeinen, an kleinen Apartments im Speziellen und der Gebäudehöhe Zugeständnisse von Bauherrenseite dar.“ Verschiedene Gutachten würden bescheinigen, dass das Bauvorhaben „mit keinerlei unkalkulierbaren Risiken“ für Bewohner umliegender Gebäude verknüpft sei. Der Boden sei zwar schlecht, man stelle aber durch eine Vielzahl an Maßnahmen sicher, dass keine Einflussnahme auf umliegende Gebäude erfolge. „Es besteht kein Grund zur Besorgnis für die Bewohner und deren Immobilien“, so Michael Fritsch.

Fertigstellung bis 2020 geplant

Laut Investor sollen Ende 2019 Gewerbe- und Dienstleistungsflächen für den Erstbezug fertiggestellt sein. Als Mieter steht neben der Sparkasse, einer Apotheke und einem Friseur bereits ein Rewe-Markt mit etwa 3800 Quadratmetern Fläche fest. Außerdem werde es auch wieder einen Netto-Discounter an dem Standort geben. Die komplette Fertigstellung der insgesamt 25400 Quadratmeter Nutz- und Wohnfläche ist für Mitte 2020 geplant.

Für die Gegner des Projekts ist mit der Baugenehmigung das letzte Wort noch lange nicht gesprochen. „Die Stadt hat ihrerseits wohl nun den Schluss gezogen, dass es so geht – was nicht überraschend ist, weil das Projekt ja von Anfang an von oberster Spitze so befürwortet wurde“, sagt Fachanwalt Troidl. „Wir haben aber nach wie vor erhebliche Bedenken an der Planung, die wir schon mehrfach vorgetragen und gutachtlich untermauert haben. Und wir werden unser Ziel weiterverfolgen.“

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