Regensburg
Konzert ehrt Erfinder Mälzel: Im Takt von 100 Metronomen

07.11.2022 | Stand 15.09.2023, 3:01 Uhr
Gerhard Dietel Dr.Dr.
Arn Goerke (ganz links) und das Universitätsorchester erinnerten im Audimax an Johann Nepomuk Mälzel. −Foto: www.altrofoto.de

Mit einem Konzert“ feierte das Universitätsorchester den vor 250 Jahren in Regensburg geborenen Johann Nepomuk Mälzel, Konstrukteur von Musikautomaten und „Erfinder“ des Metronoms.

Das Konzert, mit dem das Universitätsorchester den Jubilar ehrt, setzt zugleich den Schlusspunkt unter ein musikwissenschaftliches Symposion, das sich unter dem Titel „Mensch – Musik – Maschine“ den Leistungen Mälzels widmete.

Katelijne Schiltz und Michael Wackerbauer, die Organisatoren des Symposions, moderieren den Abend, der inhaltlich ganz auf die Schwerpunkte Zeitmessung und Musik-Maschinen ausgerichtet ist. Anfangs wird gleichsam die Entstehung der Zeit vorgeführt: mit dem orchestralen Beginn von Joseph Haydns „Schöpfung“, dessen erster kraftvoller Impuls gleichsam als Urknall wirkt.

Nicht fehlen bei einer musikalischen Mälzel-Ehrung darf Beethoven, für den der Regensburger Erfinder – mit begrenztem Erfolg – Hörrohre hergestellt hatte. Die Tenöre Klaus Wenk, Stephan Schlögl, Philipp Röslmair und Maximilian Niebler stimmen mit komödiantischem Talent den berühmten Metronom-Kanon „Ta ta ta, lieber Mälzel“ an, der nach heutiger Kenntnis allerdings eine hübsche Fälschung ist. Das dem Kanon zugrunde liegende Original, das gleichförmig pochende „Allegretto scherzando“ aus Beethovens Achter, war zum Vergleich zuvor zu hören gewesen.

Mit der Arie der Olympia aus Jacques Offenbachs „Hoffmanns Erzählungen“ wendet sich das Konzert den Musikautomaten zu. Die nicht nur im Koloraturfach sängerisch überzeugende, sondern auch bühnenreife Darstellung einer singenden Puppe mit mechanisch abgezirkelten Bewegungen gibt hier die Sopranistin Nayun Lea Kim. Eine Komposition, die einst auf Mälzels Panharmonikon erklungen ist, folgt: das „Allegretto“ aus Haydns „Militärsinfonie“, in dem nach idyllischem Beginn unversehens kriegerische Signale ertönen und das Schlagwerk mit großer Trommel, Becken, Triangel und Pauke einen massiven Auftritt erhält. Dann erklingt nochmals Beethoven: mit der abschließend, direkt für das Panharmonikon konzipierten Siegessinfonie aus dem Schlachtengemälde „Wellingtons Sieg“.

Die spektakulärste Mälzel-Ehrung an diesem Abend ist die Aufführung von György Ligetis „Poème symphonique“ aus dem Jahr 1963. 100 Metronome, am Bühnenrand postiert, bilden eine nicht nur optische Installation, sondern werden von zehn Akteuren in Gang gesetzt, schwingen in verschiedenen Tempi und kommen durch Energieverlust allmählich zum Stillstand. Fast meditativ klingt das, wenn man hier quasi granulierte Zeit vorgeführt erhält.

Der Zeit widmet sich auch die Schlussnummer des Konzerts, der Monolog der Marschallin aus dem „Rosenkavalier“ von Richard Strauss. Ganz kammermusikalisch dezent begleitet das Universitätsorchester hier die Sopranistin Gesche Geier, die in verhalten-intensiven Tönen dem Phänomen der verrinnenden Zeit nachsinnt.