Chorkonzert
Lieder von Lebenslust und Licht

Cantemus und Passero singen zum zweiten Mal im Thon-Dittmer-Hof. Beide Ensembles planen bereits weitere Auftritte.

04.07.2021 | Stand 16.09.2023, 1:52 Uhr
Ehemalige Domspatzen bilden das Vokalensemble Passero. Gemeinsam mit jungen Sängerinnen des Cantemus-Chors begeisterten sie beim Konzert im Thon-Dittmer-Hof. −Foto: Tino Lex

Nicht nur von den Dächern herab lassen die Spatzen ihre Freude darüber hören, dass öffentliche Chorveranstaltungen wieder möglich sind. Der Cantemus-Neo-Chor hatte zusammen mit Passero (italienisch für: Spatz), einem Ensemble ehemaliger Domspatzen, zu einem sommerlich bunten Programm in den fast vollbesetzten Thon-Dittmer-Hof eingeladen.

Schon im Vorjahr waren die beiden Chöre dort miteinander aufgetreten. Eine überzeugende und gut miteinander verzahnte Auswahl von Stücken hatten die Chorleiter Matthias Schlier und Karl-Heinz Liebl erarbeitet. Die erste Abteilung war der schieren Lebensfreude gewidmet, von Hans Leo Hasslers „Herzlieb“ bis zur „Schönen Marica“, vom Tenor lüstern-augenrollend begleitet. Der „Glückstag Sonntag“ hat nicht nur das Bayerland entstehen lassen. Balsamische Harmonie beherrschen die Männer ebenso wie energischen Zugriff aufs musikalische Material, keine Frage.

Mit beeindruckender Dynamik priesen die acht Passeri ein frisch gezapftes, schäumendes Bier, um darauf ein nebelzartes „Der Mond ist aufgegangen“ anzustimmen, das am Ende bekanntlich auch des kranken Nachbarn (Pandemie-Opfer?) gedenkt. Zugabe: „Schöne Nacht“.

Die jungen Damen des Cantemus-Chores griffen dieses Thema auf mit Jean-Philippe Rameaus „Hymne à la nuit“. Amina Poss beeindruckte mit einem innigen Solo in gut artikuliertem Französisch. Weitere Stücke aus dem Film „Die Kinder des Herrn Mathieu“ priesen Sommerlicht, den Drachen in der Luft und Meereswogen.

Die Sängerinnen zeigten sich in sehr guter stimmlicher Verfassung, trotz der kurzen Zeit, die für Proben zur Verfügung stand. Lediglich an wenigen Stellen war zu hören, mit welch ungestümem Drang einige Sopranistinnen den Abschied von der erzwungenen sängerischen Abstinenz feierten.

Nach dem schwedischen „Värmlandsvisan“ ließen sich beide Chöre gemeinsam hören und interpretierten eine Gruppe von Beatles- und Freddy Mercury-Songs. Beglückt waren die Zuhörer durch die ausgewogene Mischung von Männer- und Frauenstimmen und launige Zutaten wie die auf Kazoos geblasene Passage im „Seaside Rendezvous“ und dem gehauchten Kuss an dessen Ende. Souverän meisterten die Ensembles auch die rhythmisch anspruchsvollen Stücke.

Vorher brillierten im Programmblock „Zwischenmenschliches“ Esther Baar und Juan Carlos Falcon, begleitet von Angelika Achter am Klavier. Abwechselnd stimmgewaltig schmetternd und zärtlich priesen sie „Tonight“, selbstbewusst forderte die Sopranistin „Show me“ oder zeigte ihr komödiantisches Können bei ihren Gedanken zu „Fünf-, Sex- oder Sieben-Appeal“. Einen glitzernden sängerischen Schlagabtausch lieferte sie sich mit Falcon mit „Anything you can do“. Schmachtend sehnte sich der Tenor bei „Besame mucho“ nach dem Kuss, begleitet von Sepp Frank am Akkordeon und Beate Metzger an der Violine. Mexikanisch scharf gewürzt und temperamentvoll gesungen war das Rezept von „Chili con carne“ und machte Appetit auf mehr. Mit einem optimistischen „Wonderful world“ endete das Konzert.