Justiz
LKA findet Spanner-Video bei Baumarkt-Mitarbeiter

07.06.2022 | Stand 15.09.2023, 4:55 Uhr
Das Opfer schrieb mehrere SMS als Hilferuf an ihren Lebensgefährten. Der 41-Jährige geriet dann mit dem Baumarkt-Mitarbeiter in einen handfesten Streit. −Foto: André Baumgarten

Ein Mitarbeiter eines Regensburger Baumarkts hat einer Kundin mit dem Handy unter den Rock gefilmt. Für das sogenannte Upskirting muss er eine empfindliche Geldstrafe zahlen.

Auch gegen den Lebensgefährten der jungen Frau wurdenach der Prügelei in dem namhaften Betrieb ermittelt. Im Gerangel um das Smartphone des Baumarkt-Angestellten hatte der 41-Jährige damals offenbar auch zugeschlagen. Er geht allerdings straffrei aus. Das bestätigten das Amtsgericht und die Staatsanwaltschaft auf Anfrage.

An jenem 14. Juni 2021 war die Mutter von zwei Kindern in den Baumarkt gefahren, um einen Spezialreiniger zu kaufen. Der Mitarbeiter habe ihr ein falsches Produkt in einem unteren Regal gezeigt, schilderte sie damals im Interview. Als sie sich daraufhin etwas bückte, „hab ich was zwischen meinen Beinen bemerkt und bin richtig erstarrt“, sagte die 30-Jährige.

Schockiert habe sie ihrem Lebensgefährten eine SMS geschrieben und suchte zunächst das Weite. Mit dem 41-Jährigen fuhr sie erneut zum Baumarkt, um den Mitarbeiter zur Rede zu stellen. „Ich hatte eigentlich keinen Plan“, betonte der Lebensgefährte. Vor Ort ließ sich die Frau erneut von dem damals 27-Jährigen beraten, während ihr Freund das Ganze aus der Distanz beobachtet.

Seltsame Bewegungen gesehen

Das Verhalten des Baumarkt-Mitarbeiters sei aus Sicht des Lebensgefährten sehr auffällig gewesen. Immer wieder habe er mit seinem Handy seltsame Bewegungen hinter der Frau gemacht und auffällig nach links und rechts gesehen. Als sich der Lebensgefährte schließlich näherte, ergriff der Angestellte unmittelbar die Flucht.

Weit kam er nicht: Bei den Kassen stürzte der Angestellte und es kam zu einem Gerangel mit dem Lebensgefährten, bei dem der auch zuschlug. „Mir ging es nur um das Handy“, betonte der 41-Jährige. Und das konnte er sichern. Eine Rechtsanwältin, die zufällig im Baumarkt war, nahm es an sich und übergab das Gerät der Polizei. Ohne den Sperrcode, den der junge Baumarkt-Mitarbeiter auch in den Wochen danach strikt verweigerte, mussten für eine Auswertung die Spezialisten des Landeskriminalamts ran – und wurden fündig.

LKA wartete Handy aus

Nach Recherchen der MZ fand sich eindeutiges Material auf dem Smartphone des Mannes, das ihn für die Tat vom 14. Juni belastete. Weiteres Belastungsmaterial für womöglich noch andere Opfer fand sich bei einer eingehenden Untersuchung jedoch nicht, hieß es dazu aus Ermittlerkreisen.

Richter Thomas Schug, der Sprecher des Regensburger Amtsgerichts, bestätigte nun den formellen Abschluss des Verfahrens. „Gegen den Angeklagten wurde ein Strafbefehl erlassen, der zwischenzeitlich rechtskräftig ist.“ Er sei wegen sogenanntem Upskirting, der Verletzung des Intimbereichs durch Bildaufnahmen, zu einer Geldstrafe verurteilt worden. Zahlen muss er 80 Tagessätze.

Keine Folgen für 41-Jährigen

Das Ermittlungsverfahren wegen Körperverletzung gegen den Lebensgefährten des Upskirting-Opfers wurde laut der Auskunft von Oberstaatsanwalt Thomas Rauscher eingestellt.