Volksmusik Festival
Love, Peace & Blasmusik: Schlecht besucht, dennoch gefeiert

11.07.2022 | Stand 15.09.2023, 4:28 Uhr
Michael Scheiner

Die Kapelle Josef Menzl brachte bejubelt von ihren Fans schepperndes Blech und spitze Schreie ausstoßende Klarinetten ins Spiel.

Love, Peace & Blasmusik – jede einzelne Komponente war zu spüren bei der dritten Auflage des Festivals, das vor vier Jahren am Pürkelgut gestartet ist. Auf dem Gelände der Eventhalle Airport, wo es am Wochenende erstmals stattgefunden hat, wurde geküsst, geknuddelt und geknutscht.



Es wurde wild, fröhlich und friedlich getanzt.Und schließlich brachte am ersten Abend ein gewisser Herr Menzl, altbayerischer Vorname Josef, bejubelt von seinen Fans zu später Stunde auch noch schepperndes Blech und spitze Schreie ausstoßende Klarinetten ins Spiel.

„Wir lassen uns die Laune nicht verderben“, forderte der energiegeladene Kapellmeister angesichts der geringen Publikumsreserven herausfordernd-trotzig das Häuflein Begeisterter heraus, „und feiern, als wären wir Vierzigtausend!“ Hinterm aufbrandenden Freudengeschrei hätte man, ohne Sichtkontakt, tatsächlich eine vielköpfige Menge vermuten können. „Wir besetzen die Fensterplätz‘,“ verrät Menzl seinen Trick, „damit die Leit` moana, des san so vui!“

Die unverhohlene Lebenslust der virtuosen Blech- und Holzbläser

Mit diesem schlitzohrigen Pragmatismus setzte er die B-Klarinette an, gab Handzeichen und verlangte mit dem windigen Versprechen einer Heirat: „Oide kaaf ma a Zipfelhaubn“. Bereits beim ersten frechen Stück sangen Weiber- und einige wenige Mannerleit‘ ungeniert mit, während andere auf die Dreher, Märsche und schnellen Galopps – „heißt das jetzt Galoppse“ kalauerte Menzl – mit ihrem freien Poptanzstil zu tanzen versuchten, was überwiegend ziemlich ulkig aussah.

Gegen die unverhohlene Lebenslust der virtuosen Blech- und Holzbläser,nebst Trommler, wirkte die nachfolgende AC/DC Revival Band, trotz redlicher theatralischer Bemühungen, wie eine straff aufgezogene Blechbüchse, die ihr höllisch lautes Programm abspult.

„Eine höchst belebende Indie-Pop-Reggae-Irgendwas-Dusche“

Das österreichisch Folkshilfe Mundarttrio war dagegen musikalisch und mit einfallsreichen, teils poetisch schönen Texten und einer authentischen Show wie eine höchst belebende Indie-Pop-Reggae-Irgendwas-Dusche. Vor allem Quetschnspieler Bertram, der sein Instrument zusätzlich mit einem Synthesizer gekoppelt hat, überwältigte mit seinem virtuosen Spiel, einer Mischung aus Hubert von Goisern und dem Punk-Minimalismus des Attwenger-Anarchos Hans-Peter Falkner.

Vor den großartigen Österreichern rockten in identischer Besetzung das Münchner Trio DRDW, ausgeschrieben Da Rocker & da Waitler kraftvoll-ironsich ab. Auch hier war es der muskulöse Quetschist Florian Pledl, der selbst seinen quirligen Sänger-Gitarristen Florian Pfisterer manchmal mit rauschhafter Punk-Attitüde an die Wand spielte. Die eher einfach gestrickten Songs waren geradliniger, selbstironisch und machten Spaß. Nachdenklicher und spürbar intensiver, auch was die Sprache angeht, die Lieder der jungen Regensburger Mundart-Indie-Poprockband Hadé, die am ersten Tag die schwierige Aufgabe des Openers hatte – und souverän löste.