Geschichte
Menschlichkeit statt Zwiespalt

Der Schutz der jüdischen Bevölkerung Bulgariens in der Nazi-Zeit ist Thema einer Ausstellung in der Galerie St. Klara.

09.09.2021 | Stand 16.09.2023, 0:28 Uhr
Michael Scheiner
Anna Tüne vor einer Infotafel der Ausstellung −Foto: MICHAEL Scheiner

„Die Trennlinie“, spitzt Anna Tüne ihre Ausführungen zu, „verläuft da, ob sie zum Rettungswerk beigetragen haben oder nicht“.Mit dem Rettungswerk, von dem die Schriftstellerin und Kulturmanagerin in der Galerie St. Klara spricht, ist der Schutz der jüdischen Bevölkerung Bulgariens gemeint, als das Balkanland mit den Nationalsozialisten paktierte. Damals erließ das bulgarische Parlament unter der Herrschaft Zar Boris III. ein antijüdisches Gesetz zum Schutz der Nation. Es entsprach den deutschen Rassengesetzen der Nazis.

Allerdings hatten sich Initiator „Judenkommissar“ Aleksandar Belew, der SA-Obergruppenführer Adolf Heinz Beckerle und der SS-Offizier Theodor Dannecker gründlich verrechnet. Von Anfang an gab es heftige Proteste gegen das Gesetz. Diese kamen aus allen Kreisen der Bevölkerung. „Die bulgarischen Handwerker (…) waren stets gegen die Misshandlung der Schwachen und Schutzlosen. (…) wir protestieren gegen einer Minderheit“ heißt es in einem Protestschreiben, „(…) wir sind bestürzt über derartig reaktionäre Gesetze, die niemandem helfen können und Zwiespalt säen“ in einem Telegramm an den Ministerpräsident.

Die Dokumente sind in der Ausstellung „Vom Scheitern eines anberaumten Massenmordes – Bulgarien 1934-1944“ auf einer der sorgfältig recherchierten Tafeln nachzulesen. Es ist bereits die dritte Ausstellung in der Reihe „Topographien der Menschlichkeit“, auf die Beine gestellt vom Berliner Verein Courage gegen Fremdenhass e.V. Die Premiere der aufschlussreichen Ausstellung veranstalten die Kunstsammlungen des Bistums und die Katholische Jugendfürsorge. Als Hausherr begrüßt Direktor Michael Eibl „drei starke Frauen“. Neben Tüne sind das Dr. Maria Baumann und Schirmherrin Ilse Danziger von der Jüdischen Gemeinde. Zu sehen ist die Ausstellung bis 26. September, jeweils Sonntag nachmittags. Eibl nannte den Zeitpunkt passend, um „vor der Bundestagswahl“ Parteien zu ächten, „die gegen Menschlichkeit“ agieren, Fremdenhass verbreiten und „antisemitische Positionen vertreten“. (mic)