Flüchtlingshilfe
Michael Buschheuer startet Initiative

Der „Sea-Eye“-Gründer möchte vorerst 50 geflohene Menschen in Regensburg unterbringen. Er bittet alle Domstädter um Mithilfe.

18.07.2020 | Stand 16.09.2023, 4:57 Uhr
Hannelore und Michael Buschheuer würden auch selbst jemanden bei sich zu Hause aufnehmen. −Foto: Thomas Ratjen

Auf dem Stuhl neben Hans-Peter Buschheuer sitzt eine weiße, papierene Gestalt. Er hat sie mitgebracht zum Pressetermin, auch wenn sie auf ihrem Stuhl nur bedächtig im Wind wippt. Sie ist die Hauptfigur im neuen Hilfsprojekt von Michael Buschheuer, das er mit seinem Team von „Space-Eye“ ins Leben gerufen hat: Statt der Papier-Version soll bald schon eine echte Person am Tisch sitzen.

Wer das sein wird, das wissen Initiator Michael und Onkel Hans-Peter, der die Pressearbeit von„Space Eye“managt, selbst noch nicht so genau. Ihr neues Projekt „Second Life - zweite Heimat Regensburg“ soll geflüchteten Menschen helfen, die in den Heimen oder anderen Unterkünften in Europa gestrandet sind. Besonders in Griechenland sitzen viele Menschen bereits seit Jahren in Elends-Camps fest. „Die Bedingungen dort sind oft menschenunwürdig. Darum wollen wir diese Menschen dabei unterstützen, bessere Lebensumstände zu erhalten“, sagt der Pressechef.

Regensburger sollen helfen

Zunächst habe man daran gedacht, Wohnungen für geflüchtete Menschen dort anzumieten, wo sie gestrandet seien. „Das ist aber von den örtlichen Behörden nicht gewollt“, sagt Hans-Peter Buschheuer. Darum habe man sich ein anderes Ziel gesetzt: „Wir wollen Menschen, denen es besonders schlecht geht, nach Deutschland, nach Regensburg holen und ihnen hier vor Ort helfen.“ Doch dafür brauche es gründliche Planungen - und eine Idee für Finanzierung und Ausarbeitung: „Wir wollen diese Fragen nicht erst klären, wenn die Menschen ankommen, sondern jetzt.“ Die Grundidee klingt so simpel wie kompliziert: Man wolle den Menschen alles bieten, was sie brauchen. Einen Ort zum Wohnen, einen Ausbildungs- oder Arbeitsplatz und vor allem: „Anschluss und Integration, danach sehnen sich alle Menschen die hierher kommen.“

Organisation:Initiative „Second Life“:
Der Verein „Space-Eye“ wurde von „Sea-Eye“-Gründer Michael Buschheuer ins Leben gerufen. Er soll dabei helfen, Vorkommnisse im Mittelmeer zu dokumentieren und zu überwachen. Außerdem setzt er sich für die akute Nothilfe geflüchteter Menschen ein. In einer der letzten Aktionen verteilte die Organisationen Hilfsgüter und Schutzmasken in den Flüchtlingscamps auf den griechischen Inseln.Wer bei der Aktion helfen möchte, kann sich über das Kontaktformular der Vereins-Website melden. Auch Spenden für die Organisation und ihre Projekte können auf der Seite getätigt werden: www.space-eye.org

Konkret bedeutet das: Es wird bereits jetzt nach Freiwilligen gesucht, die gerne helfen möchten - egal wie. „Der Eine hat nur eine kleine Wohnung und kann niemanden aufnehmen. Dafür möchte er aber vielleicht mit der Ausbildungsplatzsuche oder betreuerisch helfen, das ist genauso wichtig“, sagt Hans-Peter Buschheuer. Damit die Hilfe langfristig erfolgen und geplant werden kann, sollen sich die freiwilligen Unterstützer mit einem Vertrag verpflichten. Vorerst 50 Menschen wollen die Verantwortlichen bei „Space Eye“ so helfe - ganz unabhängig vom Alter übrigens. Doch das sei das Ziel und nicht die Obergrenze, betont Buschheuer. Die Organisation arbeite eng mit den Hilfsorganisationen vor Ort zusammen - sie beurteilten am Ende, wer für das Projekt zuerst in Frage käme.

Sehen Sie hier ein Video zu der Aktion

Hannes Ringlstetter macht mit

Einige prominente Unterstützer hat das Projekt bereits gewonnen: Unter anderem hat Kabarettist Hannes Ringlstetter seine Hilfe genauso zugesagt, wie zahlreiche Verbände, Privatpersonen und Politiker. Überhaupt: Die Lokalpolitik stehe beinahe geschlossen hinter dem Projekt, alle Parteien wollten sich für sein Gelingen einsetzen, mit der CSU verhandele man noch, sagt Hans-Peter Buschheuer. Einzig die AfD, die sei an einem solchen Unterfangen naturgemäß „nicht so recht interessiert“.

Warten auf Seehofers „Go“

Die Lokalebene setzt sich für das Projekt ein - doch das reicht nicht. Schließlich nütze nun mal alle Planung nichts, wenn die geflüchteten Menschen gar nicht nach Regensburg einreisen könnten, sagt der Pressechef von „Space-Eye“. Dieses Problem muss über 500 Kilometer behoben werden: in Berlin. Die Aufnahme ausländischer Staatsangehöriger obliegt zunächst dem Bund. Und der mauert bislang: Nachdem sich alle 16 Bundesländer dazu bereit erklärt hatten, Flüchtlinge aus Griechenland aufzunehmen, gab es bislang keine Zusage vom Innenministerium.

Auch Initiator Michael Buschheuer hofft darauf, dass sich dies in den nächsten Monaten ändern könnte und er endlich seine weiße Papierfigur vom Küchenstuhl wegräumen kann. Vielleicht hat dann dort, und in anderen Regensburger Haushalten, schon jemand Platz gefunden, dem geholfen werden konnte.