Anlaufstelle für Bedürftige
Mitgründer der „Rengschburger Herzen“ schließen ihre Werkstatt

26.07.2022 | Stand 15.09.2023, 4:17 Uhr
Johannes Hirschlach
Monika Hölzl und Arno Birkenfelder schieben einen Kleinwagen über den Hof ihres Autohandels. −Foto: Johannes Hirschlach

Die „Rengschburger Herzen“ verteilen ihre Lebensmittel-Spenden zukünftig anderswo: Der bisherige Standort, der Reparaturservice von Arno Birkenfelder und Monika Hölzl, wird aufgelöst.

Arno Birkenfelders Handy klingelt. Der stämmige Mann im blauen Overall, die Sonnenbrille auf der Glatze geparkt, nimmt ab. Ein Lieferant ist am anderen Ende der Leitung, es geht um veganes Hähnchen, Bifi und Fruchtsäfte. Zwei Minuten, dann hat Birkenfelder palettenweise Ware organisiert. Parallel weist er zwei Transportfahrer aus seinem Hof aus. Zack, zack, so geht das bei ihm.

Das Gründungsmitglied des Vereins „Rengschburger Herzen“ gibt ständig Vollgas. In seinem Job schmeißt der 57-Jährige mit Partnerin Monika Hölzl einen Autohandel samt -werkstatt. Ehrenamtlich versorgen sie Bedürftige mit Lebensmitteln und anderem Notwendigem. „Das verlangt viel ab“, sagt Birkenfelder. Mehr als genug – denn nun hat der Mann mit dem großen Herz einen einschneidenden Schritt getan: Hölzl und er haben die Werkstatt, die seit 2000 in der Straubinger Straße besteht, geschlossen. „Ich sehe für so einen kleinen Betrieb auch keine Zukunft mehr“, sagt Birkenfelder.

Lebensmittel-Ausgabe in der Dr.-Gessler-Straße

Nun, so hofft er, bleibt mehr Zeit für die anderen Aufgaben. „Jetzt habe ich die Chance, dass ich mich in dem Alter nochmals neu orientieren kann“, sagt Birkenfelder. Den Autohandel will er weiterbetreiben, ab Herbst an einem neuen Standort im Auweg. Vor allem seine Hilfe für Bedürftige will Birkenfelder intensiv fortführen. Seit zwei Jahren organisieren die „Rengschburger Herzen“ ergänzend zur Tafel wöchentlich eine Lebensmittelausgabe.

Die soll nun bald nicht mehr in der Straubinger Straße, sondern am Hauptstandort der „Herzen“ in der Dr.-Gessler-Straße stattfinden. Platz sei dort genug, sagt Birkenfelder. Schwer fällt ihm das Zusperren der Werkstatt trotzdem. „Ich habe so wahnsinnig viele Freunde gewonnen“, sagt er. „Der Kunde kommt und wird zum Freund.“

Um zu verstehen, was er meint, reicht es, eine Viertelstunde Zeit mit Birkenfelder auf seinem Betriebsgelände zu verbringen. Ein ehemaliger Mitarbeiter kommt für einen Plausch vorbei. Eine ältere Dame grüßt Birkenfelder im Vorbeiradeln. Ein Busfahrer hupt, als er den Werkstattchef sieht. „Das freut mich schon sehr“, sagt Birkenfelder. Solche Begegnungen könnten nun weniger werden, mutmaßt er.

Arno Birkenfelder hat ein Herz für Bedürftige

Was ihn jedoch besonders umtreibt, ist die Situation für wenig begüterte Autobesitzer. „Wir waren eine soziale Werkstatt“, sagt Birkenfelder. „Mir tun die alten Leute leid, die sich alles absparen, damit sie noch ihr Auto erhalten können.“ Deshalb habe er die Fahrzeuge bedürftiger Senioren häufig günstig repariert und Abzahlungen erlaubt.

Ohne Werkstatt geht das nun nicht mehr. Birkenfelder wäre allerdings nicht er selbst, wenn er nicht eine Lösung in der Hinterhand hätte: „Die Senioren, die uns am Herzen liegen, geben wir nicht auf“, versichert er. Dazu hat der Autoprofi schon mit Kollegen gesprochen, die bei nötigen Reparaturen so weiterhelfen, „dass das Herz im Vordergrund steht“.