Talente
Musik ist für sie mehr als ein Hobby

Für die „Jugend musiziert“-Bundessieger, Anne Maria und Michael Wehrmeyer aus Regensburg, bedeutet das Spielen Lebensfreude.

14.06.2017 | Stand 16.09.2023, 6:27 Uhr
Angelika Lukesch

Michael und Anne Maria Wehrmeyer haben beim Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“ den ersten Preis in der Kategorie neue Musik errungen. Foto: Wehrmeyer

Anne Maria Wehrmeyer, die am liebsten nur Maria genannt werden will, ist 17 Jahre alt und hat bereits das Abitur am St.-Marien-Gymnasium in der Tasche. Im Alter von vier Jahren begann Maria, Geige zu spielen. „Ich habe als Kind viel gesungen. Die Geige war also das perfekte Instrument für mich, weil sie der menschlichen Stimme sehr ähnlich ist“, erklärt Maria. Doch sie könne sich auch technisch auf ihr austoben. Ihr Bruder Michael (15), Schüler am Albrecht-Altdorfer-Gymnasium, bekam, wie er erzählt, „irgendwann das Cello in die Hand gedrückt. Meine Schwester spielte Geige, ich sang die Melodie dazu. Rückblickend bin ich sehr zufrieden mit dem Cello. Mit einer Posaune oder Schlagzeug identifiziere ich mich, leider Gottes, nicht“. Die Geschwister spielen also bereits seit zehn Jahren nebeneinander und miteinander.

Erster Preis in „Neue Musik“

Beim diesjährigen Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“ errang das Geschwisterpaar in der Kategorie „Neue Musik“ den ersten Preis. „Mir gefällt an dieser relativ neuen Kategorie, dass es hier mehr Freiraum in der Programmauswahl gibt. Somit wird nun nicht nur das Spiel gewertet, sondern auch, wie die Teilnehmer diesen Freiraum zu nutzen wissen“, erklärt Maria. Ihr Bruder findet außerdem „die neue Musik anders, positiv anders, raffinierter, oft komplizierter und unerwarteter“. Michael Wehrmeyers Nervosität vor dem Vorspielen hielt sich sehr in Grenzen. Lediglich bei der Bekanntgabe des Ergebnisses war er angespannt: „Schließlich ist es die Rückmeldung für das, was man in den letzten Monaten gemacht hat!“

Maria Wehrmeyer hat sich vor dem Vorspielen mehr Gedanken gemacht: „Ich weiß noch, dass vor uns ein Ensemble gespielt hat, das unter anderem aus mehreren Streichinstrumenten bestand. Aber als wir schon hinter der Bühne standen, haben sie das letzte Stück beendet und in dem haben sie gesungen! Da wurde ich dann nervös und dachte, dass unser Stück im Vergleich dazu nur ,normale‘ Anforderung an uns stellt.“ 

Für Maria Wehrmeyer ist klar, dass sie „auf jeden Fall Musik studieren“ will. Michael hat noch einige Jahre Zeit für die Berufswahl: „Ich habe mich noch nicht entschieden. Aber meine Zukunft ist mir wichtig und dafür strenge ich mich schon jetzt an“, sagte er. Es kommt übrigens äußerst selten vor, dass Maria und Michael ihre Instrumente einen Tag lang gar nicht anrühren. Solche Tage gebe es zwar, wie Michael einräumt, zum Beispiel während der Klassenfahrt oder im Urlaub. Und manchmal sei es auch gut, einfach abzuschalten und joggen zu gehen. „Ich erziele dann meistens auch bessere Leistungen.“ Seine Schwester räumt ein, dass es nicht oft geschehe, dass sie einen Tag gar nicht auf der Geige spiele, „aber an den Tagen vor jeder der fünf Abiprüfungen ist es dann tatsächlich passiert!“

„Langer und schwieriger Prozess“

Die Musik und das Geigenspiel ist für Maria viel mehr als ein Hobby. Seine Schwester erklärt ihre komplexe Beziehung zur Musik so: „Musik ist nicht nur eine Freizeitbeschäftigung, die ich genieße. Vielmehr setze ich mich mit ihr in einem oft langen und schwierigen Prozess auseinander, bis ich das Gefühl habe, das jeweilige Stück verstanden zu haben. Aber auch hier hört die Entwicklung und die Arbeit an mir selbst nicht auf.“ Um sich zu entspannen, liest sie Bücher oder kocht. Für ihren Bruder Michael ist die Musik etwas anderes als ein Hobby, auch wenn sie für ihn Lebensfreude, Entspannung und Kommunikation mit Gleichgesinnten bedeutet. Als echte Hobbys nennt er Fußball spielen oder sich mit Freunden treffen.

Die Freunde der Geschwister Wehrmeyer jedenfalls stehen zu den jungen Musikern, auch wenn dies bedeutet, dass jene nicht immer Zeit haben. Michael bezeichnet sich selbst als „ziemlich locker“. „Mit Freunden an der Donau zu grillen, ist mir viel lieber als alles andere“. Maria Wehrmeyer lobt ihre Freunde ausdrücklich: „Sie sind verständnisvoll und unterstützen mich bei meinem Traum, Geigerin zu werden. Leider bleibt tatsächlich wenig Zeit, die man zusammen verbringen kann, aber mit Whatsapp und Co. bleiben wir immer gut in Kontakt.“

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