Archäologische Grabungen
Nächster Schritt zur Tiefgarage am Bahnhofsareal

10.06.2022 | Stand 15.09.2023, 4:47 Uhr
Der Bereich rund um den Hauptbahnhof wird ab Montag wieder zur Baustelle. −Foto: Daniel Steffen

Am kommenden Montag gehen die sichtbaren Aktivitäten zur Erneuerung des Bahnhofsareals weiter. Ein Teilbereich der Bahnhofstraße in westlicher Richtung wird an mehreren Stellen auf einer Gesamtfläche von 200 Quadratmeter aufgebrochen und archäologisch untersucht. Das berichtet die Stadt Regensburg in einer Pressemitteilung.



Diese Untersuchung wurde notwendig, da bei vorherigen Grabungen noch Fragen offen geblieben sind bezüglich der genauen Lage des alten jüdischen Friedhofs. Das Ergebnis damals: Das nordöstliche sowie das westliche Ende des Friedhofs konnten identifiziert werden. Über die Südgrenze konnten keine abschließenden Aussagen getroffen werden.

Dies wird nun mit den Grabungen geändert. Die Fläche wird aufgebrochen und untersucht. So kann festgestellt werden, ob sich Überreste von denkmalgeschützten Gräbern eines ehemaligen jüdischen Friedhofs finden lassen.

Gräber dürfen nicht geöffnet werden

Sollten alte Gräber gefunden werden, dürfen diese nicht geöffnet werden. Der Ort wird verschlossen und es muss sichergestellt werden, dass die letzte Ruhestätte nicht gestört wird.

Die Ergebnisse der Grabungen haben Auswirkungen auf die weiteren Planungen. „Wenn die Grabungen ergeben, dass an dieser Stelle noch Reste des jüdischen Friedhofs zu finden sind, werden wir die Planungen für die Tiefgarage entsprechend anpassen müssen“, so Christine Schimpfermann, Planungs- und Baureferentin der Stadt Regensburg. Die Tiefgarage soll unter dem Bereich der Bahnhofstraße entstehen und ist Teil der Neuentwicklung des Bahnhofsareals.

Sofern die Grabungen Ergebnisse liefern, wird die Öffentlichkeit darüber informiert.

Einst mehr als 4.000 Grabsteine

Der jüdische Friedhof aus dem Mittelalter war seit 1210 eine bedeutende letzte Ruhestätte für verstorbene Jüdinnen und Juden aus ganz Altbayern. Mehr als 4000 Grabsteine sollen sich dort befunden haben. Als die Regensburger 1519 das komplette Judenviertel am Neupfarrplatz zerstörten und die Bewohner aus der Stadt vertrieben, machten sie auch den Friedhof dem Erdboden gleich. Die Regensburger gingen sehr zerstörerisch vor. Der Friedhof war so unkenntlich gemacht, dass er für die Nachwelt in Vergessenheit geriet. Dabei wurden die Grabsteine als Baumaterial weiterverwendet (z. B. für die Neupfarrkirche und das städtische Fleischhaus) oder sogar als antisemitische Trophäen („Judensteine“) sichtbar an Häusern angebracht.

In den kommenden Jahren werden insgesamt rund 80.000 Quadratmeter zwischen Bahnhof und Ernst-Reuter-Platz neu geplant und bebaut. Hier sollen ein neuer Zentraler Omnibusbahnhof, eine Tiefgarage und ein Multifunktionsgebäude entstehen. Der Bereich wurde im Zuge der Bauarbeiten für den I-ZOB bereits verkehrsberuhigt mit einer Priorisierung für den öffentlichen Nahverkehr, sowie Fußgänger und Radfahrer. Frei- und Grünflächen werden weiter aufgewertet. Grundlage dieser Planungen sind die Ergebnisse des begleitenden Bürgerbeteiligungsprozesses.