Medizin
Neue Wege aus der Pflegekrise

Das Universitätsklinikum nimmt an der europaweiten „Magnet4Europe“-Studie teil. Der erste Schritt war eine Lückenanalyse.

15.01.2022 | Stand 15.09.2023, 21:56 Uhr
Das Universitätsklinikum beschreitet durch die Teilnahme an „Magnet4Europe“ neue Wege in der Bindung und Gewinnung von Pflegefachpersonal. −Foto: UKR/Johannes Beutler

Die vielerorts angespannte Situation an den Kliniken legt offen, wie knapp das Fachpersonal ist, insbesondere in der Pflege. Das Universitätsklinikum Regensburg (UKR) geht daher neue Wege, um eine höhere Zufriedenheit durch verbesserte Arbeitsbedingungen zu erreichen und nimmt an der europaweiten „Magnet4Europe“-Studie teil.

Corona, witterungsbedingte Unfälle, schwere Erkrankungen: Die Betten in den Kliniken sind voll, auch weil es derzeit nicht möglich ist, alle Betten zu betreiben. Gründe dafür sind der Mangel an qualifiziertem Fachpersonal sowie eine sich stetig verändernde Arbeitsumgebung. Doch nicht erst seit der Corona-Pandemie ist klar: Gut ausgebildetes Personal ist schwer zu finden, die Konkurrenz ist groß.

Das Uniklinikum positioniert sich im Werben um eben diese Fachkräfte neu. „Das Magnet-Programm ist das umfassendste Projekt, das wir für die Pflege je am UKR gestartet haben. Man muss sehr hohe Qualitätsanforderungen erfüllen, wenn man in das Programm aufgenommen werden möchte. Es ist Herausforderung und Ansporn zugleich“, erklärt Pflegedirektor Alfred Stockinger. „Wir wollen damit unsere Mitarbeiter an uns binden, uns für potentielle neue Mitarbeiter als attraktiver Arbeitgeber präsentieren und darüber hinaus die Zufriedenheit der Patienten weiter verbessern.“

Der erste Schritt auf dem Weg zum Magnet-Krankenhaus war eine sogenannte Lückenanalyse. Dafür wurden insgesamt 77 Parameter zu Arbeitsumgebung, Arbeitsstruktur sowie zur Qualität der pflegerischen Versorgung erfasst und die Zufriedenheit von Pflegekräften und Patienten evaluiert. Im Rahmen des Programms tauschte sich das UKR mit dem Pennsylvania Hospital, einem traditionsreichen Krankenhaus der renommierten Penn Medicine, aus. Ende 2021 war die Lückenanalyse abgeschlossen und das UKR erhielt den „M4E-Milestone-Achievement-Award“. „Wir sind sehr stolz, diesen für uns wichtigen Meilenstein erreicht zu haben. Jetzt gehen wir diesen Weg weiter. In den kommenden eineinhalb Jahren arbeiten wir an der Einführung innovativer Strukturen und wollen einen kulturellen Wandel am UKR einleiten“, sagt Stockinger. Im nächsten Schritt werden nun Praxisprojekte angestoßen, die zum einen an einer Verbesserung der Rahmenbedingungen für die Mitarbeiter ansetzen, die Professionalisierung der Pflege fördern, innovative Versorgungskonzepte für Patienten noch stärker in den Fokus rücken und die interprofessionelle Zusammenarbeit weiter ausbauen.

Auch auf das direkte Arbeitsumfeld der Pflegefachkräfte sollen sich die Projekte auswirken. „Unser Ziel ist es, dass unsere Mitarbeiter lernen, belastende Alltagsumstände zu identifizieren und nach Lösungen zu suchen. Das schärft das eigene Profil und wirkt sich damit positiv auf die Arbeit am Patienten aus“, resümiert Stockinger.