Medizin
Neuer Tierarzt-Notdienst für Regensburg

Drei Monate gab es am Wochenende nachts keine Notversorgung mehr. Der Grund: Personalnot. Jetzt ist eine Lösung gefunden.

25.09.2021 | Stand 16.09.2023, 0:29 Uhr
Für Tierhalter gibt es bald wieder einen Notdienst in Regensburg. −Foto: Lisa Zinkl

Für Tierhalter war es eine echte Hiobsbotschaft: Im Juli hatte das Tiernotfallzentrum AniCura Haslbach seinen Notdienst einstellen müssen, der bislang an den Wochenenden auch über Nacht zur Stelle war. Weit über die Region hinaus riss das eine Versorgungslücke auf. Doch jetzt, knapp drei Monate später, können Tierbesitzer wieder aufatmen.

Bald wird nämlich ein neuer Notdienst an den Start gehen, sagt Dr. Anette Gürtler. Die Regensburger Tierärztin hat das Ganze zusammen mit dem tierärztlichen Bezirksverband organisiert. Unter der Woche ist nun die AniCura Haslbach bis 23 Uhr erreichbar, am Wochenende bis 22 Uhr. Zusätzlich wurde unter den Haustierärzten ein rotierender Notdienst von Freitag, 18 Uhr, bis Samstag um Mitternacht und von Sonntag, null Uhr, bis Montag um acht Uhr eingerichtet.

23 Tierärzte sichern die Versorgung

Tatsächlich ist das für Stadt und Landkreis Regensburg kein völlig neues Angebot. Für einige Jahre hatte es bereits einen rotierenden Notdienst gegeben. Doch als die Tierklinik Haslbach eröffnet hat, hätten sich die Patienten zunehmend dorthin verlagert – einfach, weil die Klinik ganz andere Kapazitäten und Möglichkeiten hatte. Die Folge: Viele niedergelassene Tierärzte waren in ihren Notdiensten nicht mehr stark nachgefragt. Deshalb wurde das Angebot schließlich komplett durch Haslbach übernommen.

„Unser Einzugsgebiet ist riesig“, sagt die Tierärztin Eva Matthes, die zusammen mit Dr. Sandra Vanthienen das Tiernotfallzentrum leitet. Weil in den letzten Jahren viele Notdienste eingestellt wurden, kamen die Patienten teilweise bis aus dem Bayerischen Wald und aus Weiden, manche sogar bis aus Bayreuth, Landshut, Deggendorf und Ingolstadt. „Das hat natürlich zu einer enormen Nachfrage und einer hohen Wochenendbelastung für die Mitarbeiter geführt“, sagt Matthes.

Neues Angebot mit Einschränkungen

Doch weil tierärztliche Fachkräfte schwer zu finden sind, ließ sich das Angebot für sie irgendwann nicht mehr länger aufrechterhalten. Für die Versorgung in der Region hatte das weitreichende Folgen. Viele Tierhalter mussten deshalb lange Wege bis nach München oder Nürnberg auf sich nehmen, wenn bei ihrem Tier ein Notfall aufgetreten ist. Umso größer ist die Freude bei Matthes und Dr. Gürtler, dass diese Lücke wieder geschlossen werden kann. Auch Haslbach wird sich dann – in regelmäßigem Wechsel – am Notdienst beteiligen.

Beschwerden:Weitere Gründe:
Wenn eine Erstickung auftritt, starker Blutverlust, ein Kreislaufkollaps oder Schock auftritt, dann ist das immer ein Fall für die Notsprechstunde.Auch massive Schmerzen, Brüche oder Bisswunden, ein Kaiserschnitt und Geburtskomplikationen oder der Verdacht auf einen Fremdkörper sind Gründe, um schnell einen Tierarzt aufzusuchen.

Teilweise sei das Angebot „überlebenswichtig“, sagt Dr. Gürtler. Etwa 80 Prozent seien laut Matthes zwar Erkrankungen, die nicht unbedingt sofort nachts versorgt werden müssen. „Aber es gibt manchmal wirklich Fälle, die nicht warten können. Wenn die Leute bis nach München fahren müssen, dann kann das auch das Leben des Tieres kosten“, sagt Dr. Gürtler. Und nicht zuletzt entlastet das Angebot die Tierkliniken in München und Nürnberg.

Auf zwei Punkte weisen die Tierärzte aber hin: Die Tierhalter müssen Geduld mitbringen. Und: Das Angebot ist tatsächlich nur als Notversorgung gedacht. „Man kann nicht erwarten, dass ständig überall eine Vollversorgung stattfindet“, sagt Matthes. Ein Angebot mit CT, Röntgen und Operationen, wie es in Haslbach und anderen Zentren verfügbar ist, ist bei kleinen Praxen oft nicht möglich. Aber: Der Nottierarzt kann die Patienten zumindest soweit versorgen, dass sie im Notfall weiterverwiesen werden können. „Da bin ich zuversichtlich, dass die Patienten in 99 Prozent der Fälle soweit zu stabilisieren sind, dass sie an ein medizinisches Zentrum überwiesen werden können“, sagt Matthes.