Pandemie
Neues Corona-Testzentrum am Jahn-Stadion

In der Corona-Krise berufen Stadt und Landkreis Regensburg Versorgungsärzte. Auch Intensivbetten werden überwacht.

29.03.2020 | Stand 16.09.2023, 5:05 Uhr

Im Jahnstadion Regensburg wird wohl ab Mitte der Woche ein neues Testzentrum eröffnet, das die niedergelassenen Ärzte organisieren. Foto: Lex

Am Jahnstadion bauen Stadt und Landkreis derzeit eine zusätzliche Teststation auf, die von den niedergelassenen Ärzten betrieben werden soll. Gestartet werden soll in der kommenden Woche. Damit will man das Uniklinikum entlasten, das ebenfalls eineTeststation betreibt, aber längst nicht alle testen kann, die dort hingehen. Hintergrund für die neue Struktur: Ministerpräsident Söder hatte am Freitag darauf reagiert, dass die Kassenärztliche Vereinigung noch nicht genug zur Linderung der Krise beigetragen hat. OBs und Landräte können nun einen Versorgungsarzt berufen. Und das ist nicht die einzige neuartige Struktur im Kampf gegen das Virus.

In einem Arbeitspapier, das der Mittelbayerischen vorliegt, wird das neue Konzept vorgestellt. Wörtlich heißt es in dem Papier: „Die Ausbreitung des SARS-CoV-2 schreitet in Ostbayern und Regensburg rasch fort.“ Nach vielen positiven Tests häuften sich stationäre Aufnahmen „und alle Krankenhäuser im Stadtbereich betreuen bereits COVID19- Patienten intensivmedizinisch“. Die wichtigste Herausforderung derzeit sei die Verbesserung der ambulanten Betreuung von Corona-Patienten.

Landrätin und Bürgermeisterin berufen Versorgungsärzte

Landrätin Tanja Schweiger, die derzeit Vorsitzende des Rettungszweckverbands ist, berief Dr. Markus Zimmermann von der Regensburger Uniklinik bereits zum ärztlichen Leiter der Führungsgruppe Katastrophenschutz. Er soll die Kapazitäten mit Intensivbetten in Stadt und Landkreis Regensburg, Neumarkt und Cham überwachen. Zudem hat Landrätin Schweiger Dr. Heribert Szika aus Neutraubling und Bürgermeisterin Maltz-Schwarzfischer Dr. Stefan Semmler für Regensburg berufen. Beide Politikerinnen bestätigten das auf Anfrage der MZ.

Mit Zahlen sind die drei großen Krankenhäuser in Regensburg zurückhaltend. Auf mehrfache Nachfrage der Mittelbayerischen wollten weder Uniklinik, noch Barmherzige Brüder und Josefskrankenhaus die genaue Zahl der Intensivbetten nennen, die mit Beatmungsgeräten ausgestattet sind. Bei Patienten, die mit Corona infiziert sind, kann es bei schlimmen Verläufen dazu kommen, dass beatmet werden muss. Die fehlenden Kapazitäten haben in Italien dazu geführt, dass Ärzte die Entscheidung treffen mussten, wer einen solchen Platz bekommt. Alle drei Krankenhäuser antworten aber einhellig, dass man die Kapazitäten massiv ausgebaut hat in den letzten Wochen.

Die neue Teststation wurde bereits am Sonntag am Jahnstadion aufgebaut, startet den Betrieb aber erst voraussichtlich im Laufe der Woche. Das Verfahren soll so laufen, dass Patienten, die Symptome haben, Kontakt mit einem Arzt aufnehmen. Die Kassenärztliche Vereinigung, die Vertretung der niedergelassenen Ärzte in Bayern, bietet zudem die 116117 an, die aber derzeit häufig überlastet ist. Auch der Landkreis, dem das Gesundheitsamt untergeordnet ist, bietet eine Nummer an, ebenso wie der Landkreis. In dem Papier heißt es, dass die Patienten vor der Arztpraxis einen Schein überreicht bekommen sollen, der zur Fahrt an die neue Teststation berechtigt. „Wenn erforderlich darf maximal eine Begleitperson im Auto sein“, heißt es weiter. Das Testergebnis und weitere Maßnahmen erfahre der Patient über den Arzt, der die Labor-Überweisung ausgestellt habe. „Wegen bestehender Engpässe in den Laboren ist erst nach etwa zwei Tagen mit Befundübermittlung an die überweisenden Ärzte zu rechnen.“

Ärzte und Pfleger haben Vorrang

Ärzte, pflegerisches Personal und Rettungskräfte sollen bevorzugt Zugang zu den Tests erhalten. So will man offenbar verhindern, dass ähnliches geschieht wie in Italien, wo die Infektion der Pfleger und Ärzte zum Problem wurde.

Neben der Teststation am Jahnstadion soll der ärztliche Bereitschaftsdienst weiterhin aufrechterhalten werden. Von niedergelassenen Ärzten, die diesen aufrechterhalten müssen, gab es in den vergangenen Wochen auch gegenüber der Mittelbayerischen massive Kritik an der mangelnden Schutzausrüstung. „Diese Ärzte sollten in den nächsten Wochen ausschließlich für den Fahrdienst zuständig sein.“ Dazu gehörten insbesondere Allgemeinärzte, Internisten und Pneumologen, die keiner Risikogruppe angehörten.

Weitere Punkte des Papiers sind die Aufstockung des Personals in der Zentrale der Bereitschaftsnummer 116117, die Schaffung von Organisationsgruppen sowie eine zentrale Meldestelle für Stadt und Landkreis Regensburg, die etwa die Auswahl der Kliniken für schwerkranke Patienten koordinieren soll. Den telefonischen Kontakt mit Quarantäne-Patienten sollen auch Medizinstudenten übernehmen. Derzeit arbeiten bereits 100 Medizinstudenten am Uniklinikum mit.

Befürchtung:Bestätigung:
Damit Patienten nicht willkürlich zum neuen Testzentrum fahren, soll es strenge Regeln geben. Entweder der niedergelassene Arzt überreicht einen Laborschein, oder über die Nummer 116117 bekommt man nach Beratung einen Code, den man einlösen können soll.Wer positiv getestet wurde, soll über die KVB-Ärzte weiterversorgt werden. Damit will man Praxen, aber auch die Notaufnahmen der Krankenhäuser entlasten.

Ob durch das neue Testzentrum auch das Vorgehen geändert werden kann, ist noch offen. Bislang testet man an der Uniklinik lediglich Patienten, die entweder in Risikogebieten waren, oder Kontakt mit einem bereits positiv getesteten Patienten hatten. Diese Vorgehensweise hatte bereits der Infektiologe Prof. Dr. Bernd Salzberger in Frage gestellt. Aus seiner Sicht sei der Faktor Risikogebiet etwa überhaupt nicht mehr entscheidend. „Eine breite Testung halte ich weiter für sinnvoll, diese wird zunehmend schwieriger“, hatte Salzberger letzte Woche zur MZ gesagt. Der Grund seien vor allem die Kapazitäten des Labors. Die KVB-Ärzte könnten nun auf ihre Struktur von Labors zurückgreifen, mit denen sie sonst zusammenarbeiten. Wo die Tests durchgeführt werden, ist aber noch nicht abschließend geklärt, heißt es intern. Die Hausärztin Dr. Vera Schnell, die in der Ganghofersiedlung bereits ein Drive-In für Tests betreibt, greift etwa auf das Regensburger Labor Synlab zurück.

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