Kirche
Ostern: Das Fest von Hoffnung und Leben

Bischof Dr. Rudolf Voderholzer und sein evangelischer Amtsbruder, Regionalbischof Klaus Stiegler, wollen Mut machen.

03.04.2021 | Stand 16.09.2023, 3:38 Uhr
Die Auferstehung Jesu feiern die Christen an Ostern. −Foto: Ralf Strasser

Das diesjährige Osterfest ist bereits das zweite, das die Gläubigen unter Corona-Bedingungen feiern müssen. Doch der Regensburger Bischof Dr. Rudolf Voderholzer und der evangelische Regionalbischof Klaus Stiegler wollen mit ihren Osterbotschaften trotz allem Hoffnung verbreiten.

Bischof Dr. Rudolf Voderholzer: Sich aufrichten lassen von der Osterbotschaft

Auch in diesem Jahr kommen mir meine Grüße für ein frohes und gesegnetes Osterfest nur schwer über die Lippen, bleibt mir das Osterhalleluja fast im Hals stecken!

Meine Gedanken sind bei denen, die sich infiziert haben, bei denen, die in den sich wieder füllenden Krankenhäusern Dienst tun, bei allen, die in wirtschaftliche Nöte geraten sind, im Gastgewerbe und in der Reisebranche, in Kunst und Kultur; meine Gedanken sind bei den Eltern, besonders bei den Müttern, die oft einer (über-)fordernden Mehrfachbelastung ausgesetzt sind. Ich bange mit den Kindern und Jugendlichen, denen schon ein ganzes Jahr Normalität an Schule und menschlichem Miteinander fehlt.

„Das Licht der Osternacht soll auf ihren Gräbern leuchten als Zeichen unserer Hoffnung.“

Meine Gedanken sind bei denen, die heuer an einem frischen Grab stehen, sei es, dass ein lieber Angehöriger an oder mit Corona oder aus einem anderen Grund verstorben ist. Und natürlich gilt unser Gebet den Verstorbenen. Das Licht der Osternacht soll auf ihren Gräbern leuchten als Zeichen unserer Hoffnung.

Letzte Woche hat sich ganz plötzlich gezeigt, was für eine große Sehnsucht nach gemeinschaftlichen Gottesdiensten herrscht bei den Gläubigen. Angesichts der angekündigten und alsbald wieder zurückgenommenen Gottesdienstbeschränkungen brach ein wahrer Proteststurm herein. Ungezählte Briefe und E-Mails, Petitionen mit Tausenden von Unterschriften. Das war ein großes Hoffnungszeichen.

Besonders bewegt haben mich folgende Zeilen: „Wir als Familie konnten regelmäßig Gottesdienste besuchen. Diese stärken uns im Glauben und im Gemüt. Oft war der Gottesdienst der einzige Ort, an dem wir andere Menschen, unter aller akribischer Einhaltung der Hygienevorschriften, gesehen haben.“ Auch diese Stimmen muss man wahrnehmen, wenn man über den Glaubenssinn der Gläubigen (sensus fidei fidelium) nachdenkt, der angeblich vor allem nach Reformen wie der Nivellierung des katholischen Eheverständnisses ruft.

„Wir werden nicht das Virus verbreiten, sondern die Osterfreude.“

Viele Menschen spüren gerade jetzt: Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, wir leben nicht in erster Linie von Urlaub und Konsum, sondern wir leben zutiefst aus einer Hoffnung über Grab und Tod hinaus, aus einem Glauben, der uns Würde und Zukunft verheißt, komme, was da kommen wolle.

Ich danke allen, die sich mit uns für offene Kirchen und gemeinschaftliche Feiern eingesetzt haben. Und so können wir uns heuer – freilich bei Einhaltung aller Hygiene-Regeln – zum Gottesdienst in den Kirchen einfinden. Im Unterschied zum Osterfest im letzten Jahr sind heuer, Gott sei Dank, Masken verfügbar. Wir werden nicht das Virus verbreiten, sondern die Osterfreude.

Lassen wir es uns neu sagen: In Jesus Christus ist der Tod besiegt, das Dunkel überwunden und in der Eucharistie ist uns die Arznei der Unsterblichkeit geschenkt. Freuen Sie sich an der erwachenden und aufblühenden Natur, nützen Sie die offenen Kirchen und lassen Sie sich aufrichten von der Osterbotschaft: Jesus lebt, und mit ihm auch Du und ich!

Regionalbischof Klaus Stiegler: Ostern ist gerade heute eine starke Kraftquelle

Ostermorgen. Die Kirchentür ist geschlossen. Es ist dunkel, noch richtig finster. Ein leichter Lufthauch umweht uns mit frischer und kühler Luft. Kurz vor fünf Uhr am Morgen. Wir feiern Osternacht. Wir feiern das Wunder der Auferstehung. Drinnen in der Kirche ist es dunkel und still. Freudig gespannt sitzen die Menschen in den Kirchenbänken. Dünne weiße Kerzen in der Hand. Niemand spricht. Auch Glocken und Orgel schweigen. Es ist Ostern. Gott sei Dank. Wir feiern das Wunder der Auferstehung Jesu.

Die Mesnerin drückt den Griff an der Kirchentür. Mit einem langen Streichholz wird die kunstvoll gestaltete Osterkerze angezündet. Eine junge Frau trägt die liebevoll künstlerisch gestaltete Osterkerze. Ein Lichtkegel wandert durch die Kirche bis ganz nach vorne. „Christus, Licht der Welt“ – eine schöne Stimme begleitet das einziehende Osterlicht. Die brennende Osterkerze findet ihren Platz vorne am Altar. Von dort wird später das Licht durch die Kirche wandern.

Der Stein am Felsengrab machte ihnen Sorgen. Ein Sinnbild für alles, was uns bis heute das Leben schwer macht. Brocken, die sich vor uns auftun. Abgründe, die uns erschrecken lassen. Belastungen, die uns niederdrücken. Aufgaben, denen wir uns nicht gewachsen fühlen. Doch dann wurde es für die drei Frauen Ostern. Das Grab war offen. Der Stein verschwunden. „Entsetzt euch nicht! Ihr sucht Jesus von Nazareth, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden!“ (aus Markus 16) Unfassbar! Eigentlich. Unglaublich: Er ist auferstanden. Der Tod konnte Jesus nicht festhalten. Der tödliche Lockdown ist überwunden.

„Das Licht des Ostermorgens verdrängt die Dunkelheit der Nacht. Es wird hell: Christus ist auferstanden! Er ist wahrhaftig auferstanden!“

Halleluja! Die Klänge der Orgel und Posaunen berühren und verzaubern die Seele. Drinnen wandert das Licht der Osterkerze durch die kleinen Kerzen bis ganz nach hinten, von Mensch zu Mensch. Wie faszinierend und berührend! Die dunkle Kirche wird hell. Finsternis muss weichen. Die Dunkelheit hat keine Chance. Das Licht ist stärker. Draußen geht langsam die Sonne auf. Das Licht des Ostermorgens verdrängt die Dunkelheit der Nacht. Es wird hell: Christus ist auferstanden! Er ist wahrhaftig auferstanden! An Ostern kommt der christliche Glaube in die Welt. Eine ganz neue, Perspektive: Jesus hat dem Tode die Macht genommen. Kaum zu glauben und atemberaubend zugleich: Das Leben siegt!

Diese österliche Perspektive ist das Herzstück unseres christlichen Glaubens. Wir feiern Ostern mitten im Lockdown. Wir spüren, wie verletzlich wir sind. Körperlich durch das Virus. Psychisch durch fehlende Begegnungen. Besonders hart erleben diese Einsamkeit Menschen in Krankenhäusern und Pflegeheimen. Es fehlt schmerzhaft, was so notwendig: die Nähe zu lieben Menschen, sich in den Arm zu nehmen. Wer wälzt uns den Stein von des Grabes Tür?

„Ostern ist eine starke Kraftquelle für unser Leben.“

Wir feiern Ostern. Es geht um nichts weniger als um das große und wunderbare Versprechen Gottes: Das Leben siegt! Kein Virus, nicht einmal der Tod. Die Auferstehung Jesu ist Gottes Versprechen auf Zukunft und Leben, auf Nähe und Gemeinschaft. Ostern ist eine starke Kraftquelle für unser Leben – gerade in dieser so verletzlichen Zeit.