Release-Konzert
Regensburger Band stellt neues Album vor

Satirische Songs mit rotzigen Texten: Scherbenviertel präsentiert am 11. September die Platte „Heimweg“ in der Alten Mälze.

06.09.2021 | Stand 16.09.2023, 0:40 Uhr
Michael Scheiner
Die Regensburger Band Scherbenviertel bringt näcshte Woche ihr drittes Album auf den markt −Foto: Scherbenviertel

Wir seien ein „dekadenter Haufen“, hat schon ein früherer FDP-Vorsitzender behauptet. Dass er damit Menschen mit einem niedrigen Einkommen verhöhnte, die sich mit harter Arbeit abstrampeln, brachte ihm zwar viel Kritik ein – geändert hat sich daran kaum etwas. Scherbenviertel, die prollige Regensburger Rock-Pop-Band, differenziert im Song „Wann triffts uns“ weder nach Schichten, noch nach Klassen oder sozialer Zugehörigkeit.

Mit böser Zunge hält sie – uns – allen den Spiegel vor. „(…) Elend krepiern / Freind verliern / Ängst schürn / Kids verführn / An Prophet spürn“ singt Tanja Pindl zu schweren Gitarreriffs und melodischer Aussichtslosigkeit. Es ist ein depressiver Notstand, eine Hoffnungslosigkeit, die nur im eigenen Untergang enden kann. Deshalb die Frage nach dem „Wann“ und nicht das verzweifelte Ausschauhalten nach einer, wie auch immer gearteten Lösung, denn die gibt es bei Schwerbenviertel nicht (mehr).

Die vor gut vier Jahren von Simon Schmidt, der auch beim dritten Album „Heimweg“ wieder die meisten Songs geschrieben und getextet hat, und Pindl gegründete Band ist mittlerweile auf sechs Mitglieder angewachsen. Neben Schmidt (g, p, voc) und Andreas Mayer (b), gehören ihr Lukas Brenner (dr), Manuel Wagner an der E-Gitarre und der gebürtige Münchner Basti Schindler an. Schindler ist auf fast allen der 15 Songs mit seiner Zither vertreten. Damit gibt er dem manchmal ziemlich geläufig wirkenden Sound zwischen Rock, Blues und Pop eine eigene Note an Extravaganz.

Demgegenüber lassen die rotzig-derben Texte nichts an Direktheit und satirischer Zuspitzung vermissen. Wie bei den Vorgängeralben greift Schmidt auf Erlebtes und Erfahrenes zurück, wenn es um Reinigungskräfte von Pornokinos, unerwünschte Schwangerschaften oder provinzielle Selbstjustiz geht. Oft schwingt eine verhaltene Sehnsucht in den Songs mit, die in ihrer expliziten Gewaltdarstellung manchmal zu ambivalent erscheinen.

„Heimweg“ erscheint am 11. September und wird bei einem Release-Konzert am 11. September in der Alten Mälzerei zusammen mit den Original Leberkas Duo vorgestellt.