Personalie
Regensburger Siemens-Werk hat neuen Chef

Der 50-jährige Robert Reitinger leitet nun den Standort. Am Regensburger Werk ist er kein Unbekannter.

22.05.2019 | Stand 16.09.2023, 5:44 Uhr

Robert Reitinger ist neuer Werk- und Standortleiter bei Siemens in Regensburg. Foto: Pfeifer

Der Neue ist eigentlich gar nicht so neu. Bereits seit 2016 ist Robert Reitinger schon am Siemens-Standort Regensburg. Jetzt hat er die Werks- und Standortleitung übernommen. In Regensburg ist der Technologiekonzern Siemens mit seiner Niederspannungssparte, den Low Voltage Products, vertreten.

„Wir machen hier alles, was mit Niederspannung zu tun hat“, erklärt Reitinger, bevor er eine eingängigere Beschreibung wählt: „Wenn Sie zuhause Ihren Sicherungskasten öffnen: Da sind wir drin.“ Im Werk werden Leitungsschutz-, Fehlerschutz- und Brandschutz-Schalter hergestellt. Rund 1150 Beschäftigte zählt der Standort. Die verteilen sich rund zur Hälfte auf die Produktion und zur anderen Hälfte auf Forschung, Entwicklung sowie das Management.

Ein Kurzinterview mit dem neuen Siemens-Werkleiter Reitinger sehen Sie hier:

Der Maschinenbau-Ingenieur weiß, dass die emotionale Bindung des Menschen zu seinem Sicherungskasten geringer ist, als vielleicht zu einem Auto oder einem Smartphone. „Wir sind austauschbar“, stellt er nüchtern fest. „Wir verkaufen unsere Produkte über die Qualität und den Preis.“

Robotereinsatz und Handarbeit

Der neue Chef führt durch die Produktion. Dabei ergibt sich auf den ersten Blick ein Bild der Gegensätze. Neben hochmodernen Fertigungsstraßen, auf denen Roboter umhersurren, verrichten auch über 20 Jahre alte Maschinen lautstark ihre Arbeit. Es wird auch noch genug Arbeit von Hand verrichtet. Doch auch das ist konsequent. „Wir sind kostengetrieben und müssen am Bedarf investieren“, sagt Reitinger, der von der Idee des Lean Management geprägt ist. „Wir müssen schauen, wo wir die Wertschöpfung haben und sind bestrebt, Verschwendung zu vermeiden.“

Regensburg kommt da als Produktionsstandort durchaus infrage. „Wenn es in einem Prozess sehr viele Arbeitsschritte gibt, dann kommen wir ins Spiel“, sagt Reitinger. „Ein normales Stanzteil hat in Regensburg nichts verloren. Das können andere billiger.“ Trotzdem geht es um Effizienz: „Wir stehen in Regensburg für hohen Umschlag“, sagt der neue Werkleiter. Für ihn zählen zwei Aspekte: Zeit und Geld. Unnötige Kosten müssen weg. Reitinger, das wird schnell klar, setzt voll auf Lean Management.

Die Reise, die wir in Regensburg jetzt machen, die geht sehr schnell.Rudolf Reitinger, Siemens-Werkleiter Regensburg

Lean Management ist nichts Neues. Bei Siemens wurde es jedoch erst 2009 eingeführt, wie Reitinger berichtet. „Wir waren damit auch sehr spät dran.“ Da habe auch der eigene Erfolg dazu beigetragen. „Wie erklären sie jemandem, dass sich etwas ändern muss, wenn es gut läuft?“ Sowohl kleine Veränderungen, wie kürzere Wege für Mitarbeiter, als auch umfassende Umstellungen in der Produktion und Werkslogistik sollen Effizienz sicherstellen. „Die Frage ist immer, wo wir unsere Wertschöpfung erreichen“, sagt Reitinger.

Automatisierung ist nicht aufzuhalten

Was die Zukunft bringt, ist klar: Digitalisierung und Automatisierung werden auch in Regensburg Entwicklung und Produktion maßgeblich verändern. Das hat das Unternehmen hier bereits vor rund fünf Jahren erkannt: „Unsere Mitarbeiterstruktur war ungünstig“, erzählt Reitinger. „Wir haben festgestellt, dass wir zu viele Ungelernte haben.“

Die Konsequenz: Qualifizierung. Siemens bildete Mitarbeiter zu Industriemechnikern aus. In diesem Frühjahr haben die ersten ihre Zeugnisse erhalten. Die richtigen Produkte, die passende Fertigung und qualifizierte Mitarbeiter sind für Reitinger der Schlüssel für eine zukunftsfähige Niederspannungssparte am Standort Regensburg: „Die Reise, die wir in Regensburg jetzt machen, die geht sehr schnell. Es geht weg von der manuellen Fertigung hin zur Automatisierung.“

Der Niederspannungsbereich mit seinen rund 13.000 Mitarbeitern in über 80 Ländern gehört innerhalb des Siemens-Konzerns zur sogenannten Smart Infrastructure, die ein breites Feld von einfachen Schaltern über Ladeinfrastruktur für Elektromobilität bis hin zum Gebäudebetrieb beinhaltet. Zu den Low-Voltage-Produkten gehören insbesondere Schalt- und Messgeräte, Verteilersysteme sowie Lade- und Speichersysteme für Wohngebäude.

Die vor Kurzem vorgestellte Junelight Smart Battery, ein Energiespeicher für das Eigenheim, wurde in Regensburg entwickelt und wird in Cham gefertigt. Mit ihren Produkten konkurrieren die Regensburger vor allem mit den großen Elektro- und Technologiekonzernen wie Schneider Electric und ABB.

Auch Reitingers berufliche Wurzeln liegen in Regensburg. Der 50-jährige Oberpfälzer startete seine berufliche Laufbahn 1996 bei Siemens Halbleiter – später Infineon Technologies. Es folgte ein zweijähriger Aufenthalt in den Vereinigten Staaten, bevor er 2007 zu Siemens nach Amberg kam. Anschließend leitete er mehrere Forschungs- und Entwicklungsprojekte.

Ab 2016 war er in Regensburg, wo er unter anderem ein Kostensenkungsprojekt verantwortete. Reitinger folgt im Regensburger Siemens-Werk auf Johann Kress, der innerhalb des Unternehmens nach Erlangen wechselte.

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