Ehrenamt
Regensburger Tafel sucht dringend Helfer

Immer mehr Bedürftige wollen die Einrichtung nutzen, die unter der Überlastung leidet. Es gibt bereits eine Warteliste.

10.02.2021 | Stand 16.09.2023, 4:23 Uhr
Martina Groh-Schad
Pro Ausgabetag arbeiten zehn Ehrenamtliche bei der Tafel. Die Übergabe der Lebensmittel erfolgt kontaktlos über eine Klappe. −Foto: Martina Groh-Schad

Christine Gansbühler kann die Menschen, die in den vergangenen Wochen mit Tränen in den Augen vor ihr standen, nicht mehr zählen. „So schlimm wie derzeit war es noch nie“, sagt die Vorsitzende der Regensburger Tafel. Die Folgen der Pandemie und des Lockdowns sind für die Ehrenamtlichen des Vereins deutlich zu spüren. Neuerdings melden sich auch Friseure, Taxi-Fahrer und gekündigte Mütter bei der Tafel, weil sie kein Geld mehr haben, um die Familie mit Lebensmitteln zu versorgen.

200 Anfragen für eine Ausgabekarte

Hinzu kommen Bedürftige wie Senioren mit geringer Rente oder Langzeitarbeitslose und Migranten, die neu zur Tafel stoßen. „Es sind traurige Szenen, die sich bei uns abspielen“, sagt Gansbühler. „Ich kann doch niemanden wegschicken, der mir sagt, dass der Kühlschrank leer ist und die Kinder Hunger haben.“ Gleichzeitig können die Mitarbeiter diesen Ansturm nicht mehr bewältigen.

Aktuell führt die Tafel eine Warteliste, auf der im Moment 200 Anfragen für eine Ausgabekarte stehen. „Hinter diesen Menschen stehen immer ganze Familien mit bis zu zehn Mitgliedern, die darauf hoffen, von der Tafel Lebensmittel zu erhalten“, erklärt die Vorsitzende. Das Problem seien aktuell nicht fehlende Lebensmittel, sondern die Zahl der Helfer. Der Tafel bräuchte mehr Mitarbeiter, die die Ausgabe organisieren und auch Fahrer, die die Lebensmittel bei den Supermärkten und anderen Spendern abholen.

Zehn Helfer organisieren drei Ausgabe-Tage

Derzeit hat die Tafel drei Ausgabe-Tage, die jeweils von zehn Helfern organisiert werden. „ Aufgrund des Hygiene-Konzepts ist es nicht möglich, dass noch mehr Menschen in einer Schicht arbeiten.“ Um zu verhindern, dass bei einem positiven Corona-Fall im Team die komplette Tafel geschlossen werden muss, werden die Mitarbeiter tageweise strickt getrennt. Jeweils montags, mittwochs und freitags können derzeit Bedürftige, die einen Ausgabeschein für den jeweiligen Tag haben, an einer Klappe kontaktlos Lebensmittel für sich und ihre Familien abholen.

„So werden auch unserer Ehrenamtlichen geschützt“, sagt Gansbühler. Insgesamt 3500 Menschen in und um Regensburg versorgt die Tafel auf diesem Wege mit Lebensmitteln, die von Erzeugern und Supermärkten gespendet werden. Um die Zahl der Menschen auf der Warteliste zu reduzieren, würde die Einrichtung gerne einen weiteren Ausgabetag organisieren. Doch dazu bräuchte es ein komplettes weiteres Team. Wunsch-Helfer von Gansbühler wären Studenten oder andere junge Leute, die nicht zur Risikogruppe zählen.

Insgesamt 70 Helfer sind im Einsatz

Derzeit hat die Tafel rund 70 Helfer in der Ausgabe und im Fahrdienst im Einsatz, der Großteil ist im gefährdeten Alter. Zudem gibt es noch Ehrenamtliche, die die „rollende Tafel“ organisieren, die Menschen mit Lebensmittel versorgt, die selbst nicht mehr zu der Ausgabe kommen können. Ihnen bringen die Helfer Lebensmittel nach Hause. „Es wäre gut, wenn ein paar junge Leute dazustoßen würden“, sagt Gansbühler. Auch Fahrer und Beifahrer, die die Lebensmittel-Spenden abholen, werden gesucht.

Verein:Standort:
Tafel e.V. versorgt aktuell etwa 3500 Menschen mit geringem Einkommen aus Regensburg und dem Umland mit Lebensmitteln. Weitere 200 Anfragende, die jeweils Familien mit mehreren Personen umfassen, stehen derzeit auf einer Warteliste. Da diese Zahl stetig steigt, möchte die Tafel gerne einen zusätzlichen Ausgabetag etablieren und benötigt dafür ehrenamtliche Helfer.Anfang August hat die Tafel ihre Ausgabe in der Abensstraße neu eröffnet. Vorausgegangen war eine jahrelange Suche nach einem neuen Standort.

An Lebensmittel-Spendern mangelt es der Einrichtung indessen derzeit nicht. „Die Unternehmen helfen bereitwillig“, sagt Gansbühler. Trotzdem sorgt sie sich, ob das auch so bleibt. „Die Corona-Pandemie geht an keiner Branche spurlos vorüber.“ Die Nachfrage nach gespendeten Lebensmitteln werde sich eher noch vergrößern, ist sie überzeugt. „Die Folgen der Pandemie werden wir lange spüren.“