Nachruf
Regensburgs stillste First Lady ging

Friederike Viehbacher starb mit 88 Jahren im „Albertinum“. Sie hat ihren Mann, den Oberbürgermeister, um 25 Jahre überlebt.

17.09.2018 | Stand 16.09.2023, 5:58 Uhr
Helmut Wanner

Friederike Viehbacher besuchte regelmäßig das Grab ihres Mannes auf dem Bergfriedhof in Regensburg. Foto: Inge Ströder

Wie Anja Wolbergs und Edelgard Schaidinger teilte Friederike Viehbacher das Schicksal einer First Lady dieser Stadt. Aber keine mied das Licht der Öffentlichkeit so konsequent, wie Friederike Viehbacher es tat. Während Edelgard Schaidinger ihren Mann nach eigenen Angaben 100 Mal pro Jahr zu offiziellen Terminen begleitete, die er als OB wahrgenommen habe, und Anja Wolbergs ihr Leben an der Seite eines Oberbürgermeisters in einem Roman verarbeitete, gibt es nicht einmal ein Foto mit Friedrich und Friederike Viehbacher in der Zeitung.

Eine Liebe zu Venedig

Das Leben der Viehbachers war zu normal. Es gab für Zeitungsspalten nichts her. Die Pettenreuther Lehrerstochter Friederike Islinger war eine Volksschullehrerin in Regenstauf. Mangels geeigneter Räume unterrichtete sie im Pfarrhof. Gegenüber wohnte der um drei Jahre jüngere Friedrich Viehbacher. So haben sie sich kennengelernt. 1962 haben die beiden geheiratet. Die romantischen Details kommen erst jetzt ans Licht. Der kantig und steif wirkende Verwaltungsjurist Viehbacher hatte einen Sinn für Schönheit. Er liebte Venedig.

Mehrmals hat er die Lagunenstadt mit seiner Frau und seinen Töchtern besucht, wenn die Familie Adria-Urlaub machte. Still und zufrieden, wie sie gelebt, so ist Friederike Viehbacher am vergangenen Montag im Albertinum 88-jährig gestorben. Dort war sie vor sechs Jahren freiwillig eingezogen. Ihre Aktivitäten in der Pfarrei Herz Marien ließ sie auch dort nicht ruhen. Friederike Viehbacher war bis zuletzt im Seniorenclub und in der Kolpingsfamilie aktiv. Jeden ersten Mittwoch im Monat traf sie sich mit ihren Freundinnen zum Kaffeeklatsch im Goldenen Kreuz. Das Foto zeigt sie in diesem Frühjahr auf dem Bergfriedhof. Sie war mit dem Rollator unterwegs. Im Körbchen waren frische Blumen fürs Grab ihres Mannes. 25 Jahre nach seinem Tod ist sie ihm in die Ewigkeit gefolgt.

In Regensburg den Schalter umgelegt

Ihre Tochter Ingrid lebt mit ihrer Familie im Elternhaus in der Hedwigstraße. Es ist ein einfaches Pultdachhaus, das nicht aus der Reihe tanzt. 1969 ist sie mit den Eltern und ihrer älteren Schwester hier eingezogen, als Vater den Posten als Staatsanwalt in München für einen Posten in der Regierung der Oberpfalz aufgab. Als er neun Jahre später Oberbürgermeister der Stadt wurde, habe das allen nicht gefallen, sagt sie. Jeden Tag stand Friedrich Viehbacher in der Zeitung. „Aber meine Mutter hat das mitgetragen, in Liebe“, sagt die Tochter. „Sie hat ihm den Rücken frei gehalten.“

Friedrich Viehbacher hat in dieser verschlafenen Provinzstadt den Schalter umgelegt. Als Experte für Landesplanung trieb er die Entwicklung des Industriestandorts zur Boomtown voran. Viehbacher holte BMW nach Regensburg. In seiner Amtszeit wurde das Siemens-Werk erweitert. 1990 wurde er von Christa Meier aus dem Amt gedrängt.

Danach hat Friedrich Viehbacher noch zwei Jahre lang die Verwaltung in Dresden aufgebaut. Die beiden Eheleute wollten sich danach noch ein paar schöne Jahre machen. So war der Plan. Daraus wurde nichts. Als Friedrich Viehbacher an einer heimtückischen Krankheit starb, war er 60 Jahre alt.

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