Trauerfeier
Requiem in Regensburg: Das „kleine Rom“ nimmt Abschied von Benedikt

10.01.2023 | Stand 15.09.2023, 2:07 Uhr
Pracht und Bescheidenheit zugleich: Würdig gestaltete das Bistum im Hohen Dom St. Peter dem eng mit Regensburg verbundenen Joseph Ratzinger ein Requiem. Bischof Voderholzer würdigte Benedikt XVI. als großen Theologen. −Foto: altrofoto.de

Im Schatten des Domes, in der Stiftskirche St.Johann, feierte sein Bruder Georg jahrelang jeden Morgen die Messe: Mit einem Requiem in der Kathedrale nahm das Bistum Regensburg am Dienstagabend nun Abschied vom verstorbenen Joseph Ratzinger, den die Welt als Benedikt XVI. und Papa emeritus kannte.



Kaum anderswo – außer natürlich in Rom – hatte der große Theologe und Papst mehr Einfluss auf die Kirche genommen als hier: Im „kleinen Rom“ nördlich der Alpen.

Bereits in den vergangenen Tagen hatten sich im Dom zahlreiche Menschen ins Kondolenzbuch eingetragen, um Benedikt XVI. ihren Respekt zu zollen. „Wer glaubt, ist nie allein“, zitierte eine Familie das Motto des Papstbesuchs in Regensburg 2006. „Danke für den unvergesslichen Moment auf dem Islinger Feld“, schrieb die Familie weiter. „In wundervoller Dankbarkeit und Erinnerung an den bayerischen Papst“, notierte ein anderer Gläubiger.

Fast wie für jeden Katholiken

Das Requiem im Hohen Dom St. Peter unterschied sich nur auf den ersten Blick nicht groß von jenen, die für jeden anderen Katholiken abgehalten worden wären. Das Gemälde Benedikts, das der Künstler Hermann J. Heiss angefertigt hat und das sonst im Ordinariat bei Bischof Rudolf Voderholzer hängt, stach heraus.

Anwesend war die komplette Regensburger Stadtspitze. Der bayerische Finanzminister Albert Füracker war gekommen, auch die Regensburger Landrätin Tanja Schweiger und Pentlings Bürgermeisterin Barbara Wilhelm, zudem Bezirkstagspräsident Franz Löffler und Regierungspräsident Walter Jonas. Der Evangelische Regionalbischof Klaus Stiegler erwies Benedikt XVI. ebenfalls die letzte Ehre.

Besonders gefreut hätte sich Joseph Ratzinger sicher über die wunderbare wie andachtsvolle Musik der Regensburger Domspatzen – sein Bruder hatte den Chor 30 Jahre lang geleitet. Die Stiftskanoniker von St.Johann und der Alten Kapelle waren ebenso zum Requiem gekommen – Mitglieder wie auch der bereits verstorbene Hubert Schöner gehörten zum engsten Regensburger Kreis der Ratzingers.

Bischof Rudolf Voderholzer machte deutlich, wie eng das Leben Benedikt XVI. mit Regensburg verwoben war. „Hier stand viele Jahre lang an Weihnachten sein Christbaum“, sagte er in seiner Predigt. Voderholzer erinnerte an die bewegenden Tage im Juni 2020, als der emeritierte Papst nochmals über die Alpen reiste und seinen im Sterben liegenden Bruder in der Luzengasse besuchte.

„Papst Benedikt war ein Weihnachtsmensch“, sagte Voderholzer. „Er liebte die Krippe, die Weihnachtsfeier mit den Eltern und den Geschwistern Georg und Maria.“ Das älteste Dokument, das man in Regensburg von Benedikt besitzt, „ist sein Wunschzettel ans Christkind als Achtjähriger“, so der Bischof. „Er wünschte sich damals einen Volks-Schott, das Messbuch in deutscher Übersetzung.“ Der Bischof würdigte Benedikt XVI. zudem als „Theologenpapst, einen großen Lehrer, der komplexe Sachverhalte einfach erklärte“. Dann läutete zu Ehren des Verstorbenen die große Glocke von St. Peter.

Acht Jahre galt Regensburg während des Pontifikats von Benedikt XVI. als „kleines Rom“, der Draht in den Vatikan war kurz. Und auch nach seinem Amtsverzicht im Jahr 2013, ein Novum in der Kirchengeschichte, hielt Joseph Ratzinger engen Kontakt in die Domstadt in der Oberpfalz.

Bei der Berufung Gerhard Ludwig Müllers zum Bischof von Regensburg 2002 hatte Ratzinger damals noch als Glaubenspräfekt ein gehöriges Wörtchen mitgeredet. 2012 entschied er dann als Papst, Müller nach Rom zu holen und zum Glaubenspräfekten zu machen. Auch bei der Berufung Rudolf Voderholzers hatte er starken Einfluss genommen – der Kirchenmann war ihm als Leiter des Instituts Papst Benedikt vertraut, das sein geistliches Erbe verwaltet. Dass Benedikt wenige Wochen nach Voderholzers Weihe im Dom seinen Rücktritt verkündete, hätte vorher niemand für möglich gehalten.

Beeindruckendes Requiem

Vor fünf Tagen hatten sich im Vatikan Kurie, Bischöfe aus Benedikts bayerischer Heimat, eine Abordnung von Politikern und viele Gläubige zur Trauerfeier versammelt. Papst Franziskus legte mit gesenktem Haupt seine Hand auf den Zypressensarg.

Regensburg setzte nun einen vorläufigen Schlusspunkt unter die Trauerfeierlichkeiten. Die Erinnerung an Benedikt XVI. und sein theologisches Gewicht will man hier aber auf Dauer in Erinnerung halten.