Regensburger Verein
Roboter zieht historische Straßenbahn

1964 endete die Ära der Regensburger Straßenbahn. Dennoch lebt das Verkehrsmittel weiter, durch das Engagement eines Vereins.

16.04.2022 | Stand 15.09.2023, 5:58 Uhr
Theo Wolter
Der zweite Vorsitzende Günther Dürrmeier ließ die letzten Jahre Revue passieren. −Foto: Theo Wolter

Im vergangenen Jahr verhinderte Corona das Treffen. Jetzt kamen die Mitglieder der IG Historische Straßenbahn im Gasthaus Gravenreuther zur Jahreshauptversammlung zusammen. „Die Männer waren wie kleine Buben, wenn sie an ihrer Straßenbahn herumgeschraubt haben“, stellte eine Teilnehmerin dabei fest, als sie über ihre Zusammenarbeit mit dem Verein berichtete.

Den Männern und Frauen der Interessengemeinschaft geht es nicht nur um den Erhalt eines wichtigen Stücks Regensburger Verkehrsgeschichte, sondern auch um den Erhalt alter Passagier- und Triebwagen. Im Jahr 2018 hat der Verein bereits die Restaurierung eines historischen Beiwagens erreicht. Letztes Jahr gingen die Straßenbahner ein neues Projekt an: Ein alter Triebwagen soll wieder voll funktionsfähig werden.

Der neu gewählte 2. Vorsitzende Günther Dürrmeier berichtete über die Ereignisse der vergangenen zwei Jahre. Dabei hob er besonders ein Gespräch mit Jahn-Präsident Rothammer hervor. Eventuell soll der Verein eine kurze Gleisstrecke in der Nähe des Jahn Stadions bekommen, eine Prüfung seitens der Stadt läuft noch. Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer lud die Straßenbahner ins alte Rathaus ein und lobte das Engagement der Vereinsmitglieder. Vorsitzender Jan Maschek hob besonders ein gemeinsames Projekt mit der OTH hervor. Denn der alte Triebwagen diente vor seiner Restaurierung Studierenden an der Hochschule als Versuchsobjekt für wissenschaftliche Arbeiten. „Sie haben den Motor durchgemessen und komplett nachsimuliert. Der nächste Schritt ist jetzt, Energieversorgungskonzepte auszuarbeiten“, erklärte Maschek. Schließlich wird für den alten Triebwagen keine neue Oberleitung installiert werden.

Momentan wird der historische Triebwagen aus dem Jahr 1955 in Krakau restauriert. Der Wagen stand lange Zeit im Freien und war Wind und Wetter ausgesetzt. Das hat natürlich seine Spuren hinterlassen, große Teile der Karosserie waren verrostet. Wenn der Triebwagen nun Ende 2022 oder Anfang 2023 wieder nach Regensburg kommt, soll er auch gefahren werden. „Wir werden auf der Guerickestraße versuchen, 300 bis 400 Meter Gleis umzuspuren und dort werden wir drei- oder viermal im Jahr Testfahrten machen“, kündigte der Vorsitzende an. Dort soll der Triebwagen weiterhin OTH-Studierenden als Forschungsobjekt dienen. Interessierte sollen den Wagen auch in Aktion sehen können, Mitfahren geht allerdings nicht. Dafür fehlt die Lizenz.

Wer ein Stück Verkehrsgeschichte live erleben möchte, kann dies beim Ostengassenfest tun. Dort wird der Verein nämlich rund 100 Meter Gleis vom Ostentor stadteinwärts verlegen und den bereits restaurierten Beiwagen präsentieren. Auch der braucht zum Fahren nicht extra eine Oberleitung.

Für das Fest bekommen die Regensburger Straßenbahner von der Firma Zagro aus Stuttgart einen Rangierroboter gestellt. Anstatt Güterzüge zu schieben, zieht der Roboter dann ein Stück Regensburger Geschichte durch die Ostengasse.