kultur
Sägewerk und Holzschnitt faszinieren

Der Kunst- und Gewerbeverein setzt bei der Jahresschau auf viele neue Namen.

19.09.2021 | Stand 16.09.2023, 0:16 Uhr
Michael Scheiner
Bei der 95. Jahresschau zeigen oberpfälzer und niederbayerische Künstler/-innen ihre Werke. −Foto: MICHAEL Scheiner

Die 95. Jahresschau des renommierten Kunst- und Gewerbevereins sticht aus dem wieder breiteren Angebot an Ausstellungen hervor. Klar tauchen auch altbekannte Namen wie Johanna Obermüller, Stefan Göler und Rita Karrer auf. Auffallend aber sind viele neue Namen, jüngere Kunstschaffende und eine bestechende Konzeption. Diese hat sie der Nürnberger Kuratorin Kristin Schrader und dem Düsseldorfer Kunsthistoriker Wilko Austermann zu verdanken. Ihnen ist das Kunststück gelungen, Grenzen zwischen Kunst und Kunsthandwerk zu überspringen, gewohnte Erwartungen zu ignorieren und thematisch ausgesprochen spannende Räume zu komponieren. Das kann der manchmal etwas drögen Veranstaltung spürbar mehr Attraktivität verschaffen.

So findet man sich gleich am Anfang von einer Bilder- und Zeichenwelt umgeben, die abwechselnd Grauen, ein Gefühl von Gefahr oder befreiendes Gelächter auszulösen imstande ist. Uli Schmids prominent platziertes „Sägewerk“ müsste sogar Fans des „Kettensägenmassakers“ einen wohligen Schauer verursachen. Ohne Pathos stößt Isabell Heusinger mit ihrem Gemälde „Welcome to Paradise“ Besucher auf eines der dringendsten Probleme – unsere Ignoranz gegenüber der Zerstörung natürlicher Lebensgrundlagen.

Urbanität in ihrer ganzen Widersprüchlichkeit von sozialer Uniformität, aber auch bunter Vielfalt findet sich in Benjamin Renters und Lena Schabus‘ Fotoarbeiten. Eine Entdeckung sind die poetischen Arbeiten des Mexikaners Leopoldo Cuspinera Madrigal aus handgeschöpftem Papier. Hier fasziniert auch eine fragile Schale aus gebrannter Frischhaltefolie von Ingrid Gerber. Insgesamt bilden eigensinnige kunsthandwerkliche Arbeiten, wie Papierfaltungen Ursula von Kirchbachs, und entschiedene Objekte, wie Dominik Schleichers „Christusfigur missbraucht“, eine gelungene Ergänzung zu den Wandarbeiten.

Den Preis für „die interessanteste Arbeit einer Kunstschaffenden unter 40 Jahren“ hat Maria Salmanian für eine kraftvolle Holzschnittarbeit zugesprochen bekommen. (mic)