Prozess in Regensburg
Schlimmer Verdacht: Hat Opa seine Enkelin missbraucht?

10.08.2022 | Stand 15.09.2023, 4:04 Uhr
Wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern (Symbolbild) muss sich ein Mann bald vor Gericht verantworten. −Foto: Patrick Pleul/dpa

Ein 66-Jähriger muss ab dem 22. August in Regensburg vor Gericht – die Vorwürfe gegen den Mann sind erheblich. Er schweigt bislang zu den zwölf angeklagten Taten.



Es ist ein unfassbarer Verdacht: Wegen schweren sexuellen Missbrauchs von Kindern muss ein 66-Jähriger aus dem Raum Regensburg vor Gericht. Die Opfer sollen seine Enkelin und ein Nachbarskind gewesen sein. Die Kinder sollen zum Tatzeitpunkt sechs und sieben Jahre alt gewesen sein. Zwischen den Taten sollen mehrere Jahre liegen.

Laut Anklage werden dem Mann zwölf Fälle zur Last gelegt. Ab 22. August wird wegen der minderjährigen Opfer vor der Jugendkammer des Landgerichts verhandelt. Ans Licht gekommen sein sollen die Taten, weil sich ein Mädchen ihren Eltern anvertraut hatte.

Die Regensburger Kripo wurde aktiv, nachdem die damals Sechsjährige ihren Eltern berichtet hatte, was im Keller des Nachbarhauses vorgefallen sei. Der Mann soll das Mädchen im Frühjahr vergangenen Jahres in einen abschließbaren Raum des Hauses geführt haben. Dort habe er versucht, sie im Schritt zu berühren. Das Kind soll sich dagegen aber gewehrt haben.

Später berichtete dann auch die Enkelin des Mannes von ähnlichen Übergriffen, die sie in den Jahren 2011 und 2012 erlebt haben soll. Diese Taten sollen sich im Ehebett in der Wohnung und auf der Rückbank im Auto abgespielt haben. Die Oma sei nicht anwesend gewesen.

Der Mann wurde im September verhaftet und sitzt seitdem in Untersuchungshaft. Im Zuge weiterer Ermittlungen verifizierte eine Sachverständige die Angaben der Mädchen. Das Ergebnis: Die Aussagen seien erlebnisbasiert und glaubwürdig. Letztlich wird das allerdings die Jugendkammer unter dem Vorsitz von Richterin Elke Escher noch bewerten müssen.

Belastbare Sachbeweise wie DNA-Spuren konnte die Kripo in diesem Fall nicht finden. Bei einer Hausdurchsuchung entdeckten Ermittler allerdings jugendpornografisches Material. Bisher soll der Mann strafrechtlich unbescholten sein, heißt es. Zu den Vorwürfen schweigt er. „Ich gehe davon aus, dass sich mein Mandant zur Sache einlassen wird“, sagte Strafverteidiger Shervin Ameri. Den Mädchen könnte so womöglich eine Aussage erspart bleiben.

Der Prozess am Landgericht in Regensburg ist vorerst auf fünf Tage angesetzt. Dabei dürfte auch die psychiatrische Begutachtung des Angeklagten viel Raum einnehmen. Nach Informationen aus Ermittlerkreisen hatte der 66-Jährige mit der Sachverständigen gesprochen – die Taten jedoch bestritten. Seine Angaben sollen eher verwirrend gewesen sein.

Laut Thomas Polnik, dem Sprecher des Landgerichts, verhandelt die Jugendkammer in reduzierter Besetzung. Das bedeute, das neben Escher ein zweiter Berufsrichter und zwei Schöffen über die Schuld oder Unschuld des 66-Jährigen entscheiden werden. Mit einem Urteil ist wohl erst Ende September zu rechnen.