Parteien
Schmidtke gab sich philosophisch

Der selbst ernannte Kanzlerkandidat stellte sich im „Ratskeller“ vor. Er forderte weniger Staat, mehr Freiheit und eine Zweitwährung im Land.

05.04.2013 | Stand 16.09.2023, 7:23 Uhr
Daniel Steffen

Kanzlerkandidat Robert Schmidtke und seine Partei „Frühling in Deutschland“ wollen gern nach Berlin. Das machte er beim Politik-Talk im Regensburger „Ratskeller“ unmissverständlich deutlich. Foto: Steffen

„Politik ist wie ein Eisberg: Fünf Prozent sind über der Oberfläche, 95 Prozent darunter. Und ich war zehn Jahre auf Tauchfahrt.“ Nun ist Robert Schmidtke aufgetaucht, für die meisten urplötzlich. Im Ratskeller gab der selbst ernannte Kanzlerkandidat eine erste Kostprobe. Rund 30 Zuhörer gesellten sich in das Lokal, um aufzuschnappen, was der 49-jährige Diplom-Betriebswirt zu sagen hatte. Mit dem – aus seiner Sicht – rein positiv klingenden Parteinamen „Frühling in Deutschland“ will der Mann für einen neuen politischen Lenz sorgen.

„Wir sind die klassische Partei für den Mittelstand“ hatte Robert Schmidtke im Vorfeld verlautbaren lassen. Am Donnerstag gab er preis, dass er am liebsten mit der CDU/CSU koalieren würde. Er persönlich habe bereits „alle vier großen Parteien gewählt“ – und sei jedes Mal nach der Wahl enttäuscht worden. Diese Enttäuschung und seine Mitmenschen im nächsten Umfeld gaben ihm dem Auftrieb, selbst die politische Bühne zu betreten. Deutschland und Europa seien für ihn eine „Herzensangelegenheit“, verriet Schmidtke. Das untermalte er mit einem Werbeplakat, das den Bundestag symbolisch in voller Blütenpracht zeigte. Nicht weniger symbolträchtig war, dass Schmidtke samt seinen Stuhl mitten vor diesem „Bundestag“ Platz genommen hatte.

Für ein Zwei-Währungs-System

Im Großen und Ganzen, so Schmidtke, verfolge er drei wesentliche Ziele. „Wir werden für eine neue Geldordnung sorgen“, verriet er – um dann mit einer zweiten Währung im Lande neben dem Euro konkret zu werden. Zweitens visiere er eine „neue Gesellschaftsordnung“ an: Jeder in Deutschland müsse das Recht haben, sei Leben so gestalten, wer er es will, sagte Schmidtke. „ Demnach sprach er sich auch für eine neue Wirtschaftsordnung aus. „Ich zahle Steuern – nicht zu knapp – und habe keinen habe keinen Einfluss drauf, wohin diese Steuern gehen.“ Von einer Leistungsgesellschaft habe man sich zu einer „Steuergesellschaft“ gewandelt, prangerte Schmidtke an.

Mit rhetorischen Fragen, für die Schmidtke stets selbst eine Antwort parat hatte, kommunizierte er mit dem Publikum. Das wusste offenbar nicht so recht, ob es den Mann für seinen Mut bewundern oder eher kritisch beäugeln sollte. Zeitweise driftete die Diskussion ein wenig vom roten Faden ab, verlor sich in Details wie Ansparungen, Mietkaufverträgen und sonstigen Finanzangelegenheiten.

Das „Zwei-Währungs-Modell“ ließ die Zuhörer auch im späteren Teil der Veranstaltung nicht los: „Sind Sie sich sicher, dass Frau Merkel nicht an so einem System arbeitet?“, warf einer ein. Schließlich sei die Idee nicht neu, was Schmidtke auch zugab. Drum bedürfe es eines „Upgrades“, argumentierte er. Mit zwei Bankvorständen habe er darüber gesprochen; diese hätten ihm bescheinigt, dass ein Zwei-Währungs-System „möglich“ sei.

„Wir verhandeln mit dem Vatikan“

Ein philosophischer Beigeschmack lag in der Luft: Aussagen wie „Politik ist nicht kompliziert, Politik ist komplex“ oder „Der Mensch ist eigennützig, nicht egoistisch“ verließen die Lippen jenes Mannes, der fest daran glaubt, in Deutschland Bekanntheit zu erringen. Um dieses Ziel zu erreichen, wolle er von Stadt zu Stadt touren und medienwirksam selbst mit hochrangigen US-Politikern ins Gespräch kommen.

Mit seinen Ideen, dass die Rewag in den Händen der Bürger sein und dass der Staat als „virtuelle Institution“ sich auf die „wesentlichen Aufgaben konzentrieren“ sollte, will Schmidtke in der Öffentlichkeit punkten. Es sei nicht Aufgabe des Staates, für eine Körperschaft des öffentlichen Rechts wie die Kirche Steuern einzuziehen, meinte er auf die Frage, wie er denn mit der Kirche umgehen wolle. „Dann werden wir eben mit dem Vatikan reden, dass der kirchliche Grund und Boden der Gemeinschaft gehört.“ Während das einige Zuhörer zum Lachen fanden, spendeten andere Applaus.

Am heutigen Samstag können sich Interessenten erneut ein persönliches Bild machen: Ab 16 Uhr spricht Schmidtke wieder im „Ratskeller“.