Letzter Herzenswunsch
Schwerkranke Regensburgerin darf zu „Dahoam is Dahoam“ - Wenige Tage später stirbt sie

26.11.2022 | Stand 15.09.2023, 2:46 Uhr
Renate am Filmset von Dahoam is Dahoam. Die Schauspieler nahmen sich alle sehr viel Zeit für die schwerkranke Frau. Wenige Tage nach der Fahrt starb sie. −Foto: Sylvia Schwarzer

Gäbe es einen Preis für den Enkel des Jahres, ginge er an den zwölfjährigen Jan. Weil seine Oma Renate Bauchspeicheldrüsenkrebs im Endstadium hatte und an COPD (Lungenkrankheit) litt, wollte er ihr mit einer Reise ins fiktive Lansing eine besondere Freude machen. Wenige Tage nach der Fahrt starb seine Oma.



Renate liebte die Serie Dahoam is Dahoam und verpasste seit 15 Jahren keine Folge. Mittlerweile war das allabendliche Ritual schon fast so etwas wie ein Familienevent geworden. Renate wohnte in der Wohnung neben ihrem Enkelsohn. Dieser hatte vor ein paar Wochen die zündende Idee, seiner Oma doch einmal den fiktiven Drehort Lansing zu zeigen.

Darsteller bereit für Besuch

Die Produktionsstätte des Bayerischen Rundfunks befindet sich in der Nähe von Dachau, also circa eine Stunde von Regensburg entfernt. Eine Strecke, die Renate wegen des benötigten Sauerstoffgeräts nicht problemlos in einem normalen Auto überstehen würde.

Jans Mutter Sylvia fand die Idee ihres Sohnes so wundervoll, dass sie alle Hebel in Bewegung setzte, diese so bald wie möglich in die Tat umzusetzen. Nachdem sich am Filmset alle Darsteller sofort bereit erklärt hatten, Renate in Empfang zu nehmen und ein Termin feststand, wandte sich Sylvia an die Malteser.

„Ich habe einfach auf der Facebookseite der Malteser Regensburg mein Glück versucht. Eigentlich wollte ich privat einen Krankentransport buchen für einen bequemen Liegendtransport. Dass die Malteser auch einen Herzenswunsch-Krankenwagen haben, das wusste ich tatsächlich nicht. Umso mehr hat es mich gefreut, dass alles super unkompliziert lief und wir innerhalb von zwei Tagen die Zusage hatten, dass die Fahrt übernommen werden kann.“

Sauerstoffgerät im Krankenwagen

Oma Renate freute sich unglaublich, in Begleitung mit ihrem Enkelsohn und ihrer Schwiegertochter nach Dachau zu fahren. Christian Winkler und Helga Treindl vom Malteser Hilfsdienst übernahmen ehrenamtlich die Herzenswunsch-Fahrt. Sie holten den Fahrgast zuhause ab und halfen der im Rollstuhl sitzenden Renate aus dem ersten Stock in den Herzenswunsch-Krankenwagen. Praktischerweise ist dieser mit eigenem Sauerstoff ausgestattet, so dass Renate bequem gebettet auf der speziellen Transportliege die Fahrt fast schon genießen konnte. Als Beifahrer mit an Bord waren Schwiegertochter Sylvia und Enkelsohn.

Im fiktiven Lansing angekommen, wurde die Reisegruppe herzlich begrüßt. Bei einer Führung über das gesamte Gelände blieb viel Zeit für Fragen. Alle Darsteller, die Renate über den Weg liefen, waren sofort bereit, Erinnerungsfotos zu knipsen. Wie herzlich der Besuch von Renate gestaltet wurde, zeigte sich auch, als die Schauspielerin Brigitte Walbrun bemerkte, dass es Renate aufgrund des schlechten Wetters kalt war und sie ihr kurzerhand anbot: „Magst du meinen Schal haben? Ich schenk ihn dir!“

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Renate und ihren Begleitern war es am Ende des Tages ein großes Anliegen, selbst 100 Euro zu spenden, damit der nächste Herzenswunsch erfüllt werden kann. Wenige Tage nach der Fahrt erreicht die Malteser eine traurige Nachricht: Renate war verstorben.

Christian Winkler hat schon mehrere Herzenswunsch-Fahrten übernommen. Für ihn ist es jedes Mal etwas Besonderes: „Man merkt zu Beginn der Fahrt deutlich, dass unserem Fahrgast die Kraft fehlt, die Krankheit einfach schon weit fortgeschritten ist. Aber wenn wir dann ankommen, passiert etwas Magisches. Der Herzenswunsch gibt allen einen besonderen Energieschub.“