Migration
Sea-Eye 4 auf dem Weg ins Mittelmeer

Das neue Schiff der Regensburger Organisation wird ihre Einsätze mit bis zu 26 Crewmitgliedern bestreiten.

17.04.2021 | Stand 16.09.2023, 3:35 Uhr
Das neue Rettungsschiff Sea-Eye 4 ist bereit. −Foto: Maik Lüdemann & sea-eye

Das neue Rettungsschiff Sea-Eye 4 hat am Samstagvormittag den Rostocker Werfthafen verlassen und ist zur Überfahrt ins Mittelmeer aufgebrochen. Das teilte die Regensburger Organisation am Samstag mit. Sechs Monate lang sei das Rettungsschiff von rund 250 ehrenamtlichen Helfern umgebaut und für den ersten Einsatz vorbereitet worden. Vor wenigen Tagen habe das Schiff die deutsche Flagge erhalten und die deutsche Flaggenstaatsverwaltung habe grünes Licht für den Betrieb gegeben, hieß es in der Mitteilung weiter. Die Ankunft der Sea-Eye 4 in Spanien sei für Ende April geplant, von dort aus soll das Schiff dann „so schnell wie möglich“ in den ersten Rettungseinsatz aufbrechen.

„Seit vielen Jahren sterben Menschen im Mittelmeer. 2021 sind es bereits mindestens 406 Tote. Der Aufbruch der Sea-Eye 4 ist ein wichtiges Signal eines breiten zivilgesellschaftlichen Bündnisses an die EU-Mitgliedstaaten“, sagt Gorden Isler, Vorsitzender von Sea-Eye e. V.. Menschen im Mittelmeer ertrinken zu lassen, um die Zahl der Asylanträge in Europa zu reduzieren und andere von der Flucht abzuschrecken, sei menschenverachtend. Diese „verantwortungslose Politik“ finde in der Zivilgesellschaft keinen Rückhalt.

Finanzieller Rückenwind

Kauf und Umbau des Rettungsschiffs wurden laut der Organisation maßgeblich von United4Rescue, einem Bündnis für zivile Seenotrettung, ermöglicht. Auch ein großer Teil der Missionskosten werde vom Bündnis getragen. Die Überfahrt des Schiffes ins Mittelmeer werde durch Zuwendungen der katholischen (Erz-)Bistümer München und Freising, Paderborn und Trier finanziert.

„Wir wollen dem Sterben im Mittelmeer nicht tatenlos zusehen – deshalb sind wir sehr froh, mit der Sea-Eye 4 einem weiteren Schiff den Einsatz zu ermöglichen“, sagt Thies Gundlach, Vorsitzender von United4Rescue. Isler dankte allen Helfern, Spendern und Unterstützern: „ Nur weil alle an einem Strang gezogen haben, sehen wir nun ein Rettungsschiff in Bewegung, um Menschenrechte gegen alle Widerstände weiter zu verteidigen.“

Auch für Corona-Patienten gerüstet

Die Bauweise des ehemaligen Offshore-Versorgungsschiffes ist laut Isler sehr gut für Seenotrettungseinsätze geeignet und biete viel Platz für die Erstversorgung geretteter Menschen. Die Krankenstation verfüge über einen modernen Standard und sei auch auf Corona-Patienten vorbereitet. Zur Durchführung von Rettungseinsätzen verfüge die Sea-Eye 4 über zwei Kräne, die die zwei Einsatzboote sicher und schnell zu Wasser lassen könnten. Das Schiff, Baujahr 1972, ist demnach 53 Meter lang, 11,5 Meter breit, hat eine Höchstgeschwindigkeit von 10,5 Knoten und wird ihre Einsätze mit bis zu 26 Crewmitgliedern durchführen. (du)