Regensburg
Sea-Eye hilft deutschen Frachtern

Containerschiffe haben 34 Menschen aus Seenot gerettet. Ein Schiff des Regensburger Vereins übernahm die Geflüchteten.

09.05.2022 | Stand 15.09.2023, 5:16 Uhr
Ein Team des Regensburger Verein Sea-Eye fährt zum deutschen Containerschiff BSG Bahamas, das 34 Schiffbrüchige aufgenommen hat. −Foto: Joe Rabe

Zu einer dramatischen Rettungsaktion, an der auch das Schiff Sea-Eye 4 des Regensburger Vereins Sea-Eye beteiligt war, kam es am Wochenende im Mittelmeer. Das geht aus einer Pressemitteilung des Vereins hervor. Demnach hatte die Organisation „Alarm Phone“ am Freitagabend einen Seenotfall internationalen Gewässern nördlich der libyschen Stadt Benghazi gemeldet. Das Containerschiff „Berlin Express“ der Hamburger Reederei Hapag-Lloyd traf als erstes Schiff am Unglücksort ein und fand ein kleines, überfülltes Holzboot mit 34 Menschen.

Allerdings konnte die Crew des Containerschiffs die Menschen laut Sea-Eye nicht an Bord nehmen, weil das Deck des Schiffs zu hoch über dem Wasser war. Eine Rettung hätte das Leben der Geflüchteten zusätzlich gefährdet. Daher ließ die Besatzung eine Rettungsinsel zu Wasser und versorgte die Schiffbrüchigen mit Wasser und Lebensmitteln.

Die deutschen Behörden kontaktierten am Samstag die Einsatzleitung von Sea-Eye und baten um Hilfe. Das Rettungsschiff Sea-Eye 4 war zu diesem Zeitpunkt rund 40 Stunden vom Unglücksort entfernt. Die Retter des Regensburger Vereins verließen ihr Einsatzgebiet östlich von Tripolis und nahmen Kurs auf die Position der Berlin Express.

Containerschiff nimmt Geflüchtete an Bord

Noch vor der Sea-Eye 4 erreichten mehrere Handelsschiffe die Berlin Express. Darunter war die BSG Bahamas der Hamburger CPO Containerschiffreederei. Deren Crew gelang es am Sonntagmittag, die 34 Schiffbrüchigen an Bord zu nehmen. Zu diesem Zeitpunkt waren die Menschen laut Sea-Eye bereits vier Nächte auf See. Zwei der Geflüchteten waren laut Ortwin Mühr, Sprecher für die CPO Containerschiffreederei seekrank. Die übrigen sei es „soweit gut“ gegangen. „Wir danken unserem Kapitän und seiner Besatzung für die hervorragende Seemannschaft, Voraussetzung für eine erfolgreiche Durchführung einer derartigen Rettungsaktion“, sagt Mühr.

Die Berlin Express setzte ihre Fahrt fort. „Unser Kapitän und seine Besatzung haben einen herausragenden Job gemacht und es stand von der ersten Minute an außer Frage, dass wir den Personen in Seenot so gut wir können helfen“, sagte Silke Muschitz, Head of Fleetmanagement bei Hapag-Lloyd. „Wir möchten uns ganz herzlich für die gute Unterstützung von Sea-Eye bedanken. Unsere Kapitäne waren im ständigen Austausch und die Situation hat uns einmal mehr gezeigt, wie wichtig eine gute Zusammenarbeit bei der Rettung von Personen in Seenot ist“, fügte Muschitz hinzu.

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Am späten Sonntagnachmittag traf die Sea Eye 4 auf die BSG Bahamas. Das medizinische Team von Sea-Eye und German Doctors machte sich auf dem Containerschiff ein Bild von der Lage. Am Sonntagabend übernahm die Sea-Eye 4 die 34 Geflüchteten, da diese auf dem Schiff des Regensburger Vereins besser versorgt werden konnten. „Die Sea-Eye 4 verfügt über ein trainiertes, medizinisches Team, ein Bordhospital, genügend Proviant und Schlafplätze für die 34 völlig erschöpften Überlebenden“, heißt es in der Pressemitteilung.

Sea-Eye kritisiert maltesische Behörden

Die deutschen Containerschiffe waren offenbar in letzter Minute eingetroffen: „Ohne die Besatzungen der Berlin Express und der BSG Bahamas hätten die Menschen keine Chance gehabt, zu überleben. Sie wären verdurstet oder ertrunken“, sagte Gorden Isler, Vorsitzender von Sea-Eye. „Soweit hätte es nicht kommen dürfen. Der Seenotfall ereignete sich schließlich in der maltesischen Such- und Rettungszone. Erneut lehnte Malta die Verantwortung und Koordinierung ab, sodass die deutsche Rettungsleitstelle in Bremen gezwungen war, einen Seenotfall auf dem Mittelmeer zu koordinieren.“

Laut Sea-Eye ereignete sich der Vorfall in der maltesischen Such- und Rettungszone. Daher sei Malta für die Koordinierung der Rettung zuständig gewesen, habe diese Verantwortung aber auf die Seenotleitung Bremen abgewälzt, da die Berlin Express und BSG Bahamas unter deutscher Flagge fuhren. Der Regensburger Verein hat in der Vergangenheit wiederholt die maltesischen Behörden wegen ähnlicher Vorfälle kritisiert. (et)