NGO aus Regensburg
Sea-Eye rettet 223 Menschen aus Seenot

Ein Schiff der Seeretter von „Sea-Eye“ ist zur Weihnachtsmission aufgebrochen. Eine Sprecherin wirft der EU Untätigkeit vor.

17.12.2021 | Stand 15.09.2023, 22:25 Uhr
Die Besatzung der "Sea-Eye 4" rettet Menschen im Mittelmeer aus Seenot. −Foto: Camilla Kranzusch

Die Besatzung des Rettungsschiffes „Sea-Eye 4“ hat seit Donnerstag 223 Menschen im Mittelmeer bei Malta gerettet. Das teilt die Regensburger Rettungsorganisation „Sea-Eye“ mit.

Nach Angaben des Vereins befänden sich derzeit weitere Boote mit zahlreichen Menschen auf See. Zudem verschlechtere sich das Wetter im Mittelmeer. Trotzdem komme Malta laut „Sea-Eye“ seiner Verpflichtung nicht nach, die Rettung von Menschen in Seenot zu koordinieren: „Zivile Seenotrettungsorganisationen sind derzeit die einzigen europäischen Einsatzkräfte, die aktiv nach den Menschen suchen und sie in Sicherheit bringen möchten“, sagt Sophie Weidenhiller, Pressesprecherin des Vereins.

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Mehrere Menschen sind verletzt

Unter den Menschen,die von der Besatzung der „Sea-Eye 4“ gerettet wurden, sind laut Verein 29 Frauen, vier davon schwanger, außerdem acht Kinder. Die Menschen werden von der Besatzung versorgt und medizinisch behandelt. Ein Kind soll einen gebrochenen Arm, ein anderes einen gebrochenen Finger haben. Zwei der Schwangeren leiden an Magenschmerzen. Mehrere Menschen mussten wegen chemischer Verbrennungen und Unterkühlung behandelt werden, so Weidenhiller weiter.

Regensburger Verein: „Kaltblütige Ignoranz“ der EU

Die Pressesprecherin wirft der EU eine Mitschuld am Tod von Menschen im Mittelmeer vor: „Einerseits bin ich dankbar, dass die Sea-Eye 4 erneut viele Menschen retten konnte. Gleichzeitig ist es schwer zu ertragen, dass wir annehmen müssen, dass für einige Boote in Not keine Hilfe kam. Die Kapazitäten der zivilen Seenotrettung sind wichtig, aber auch begrenzt. Die kaltblütige Ignoranz der EU kostet uns Menschenleben – das Seegrab wächst, auch wenn wir konstant dagegen ankämpfen.“

Der Verein Sea-Eye e. V. wurde 2015 in Regensburg gegründet und rettet seitdem Menschen im zentralen Mittelmeer aus Seenot. Im Herbst 2020 kaufte der Verein die „Sea-Eye 4“, rüstete sie zum bisher größten Rettungsschiff des Vereins um und schickte sie im Mai 2021 in den ersten Rettungseinsatz. Nach eigenen Angaben war der Verein an der Rettung von über 16.000 Menschen beteiligt.