Institution
Sion Israel hört im Café Picasso auf

Der Musiker und Gastronom hat die Bar vor 30 Jahren in Regensburg aufgebaut. Hier entstand „Keine Bedienung für Nazis“.

19.02.2019 | Stand 16.09.2023, 5:43 Uhr
Ernst Waller

Im Café Picasso wurde immer wieder auch über Rechtsradikalismus diskutiert. Im Bild diskutierten Sion Israel, Prof. Dr. Roland Hornung und der Geschäftsführer des Cafés, Alexander Hoffmann, mit Schülern. Fotos: mdl

Das Café Picasso Unter den Schwibbögen ist eine Institution in der Stadt. Vor 30 Jahren hat Sion Israel das Café in dem früheren Stripteaselokal „Maxim“ eröffnet – und es so lange zusammen mit seiner Frau geführt, jetzt sucht das Ehepaar einen Nachfolger. Der mittlerweile 71-jährige Sion Israel hört aus Altersgründen auf.

Sion Israel war nur wenig älter als 20 Jahre, als er als Musiker aus seiner Heimat Bagdad nach Deutschland kam. Mit seiner – übrigens israelischen – Band „Secrets of the Head“ („alle nannten uns nur Secrets“, erinnert sich Israel) tourte er durch ganz Europa.

Eheglück in der Domstadt

So spielten die jungen Musiker auch im Regensburger Colosseum in Stadtamhof. 1971 lernte der begeisterte Gitarrist, der heute noch mehrere Stunden am Tag auf seinem Instrument übt, seine zwei Jahre jüngere Frau Ute kennen. Das Paar wurde in der Domstadt sesshaft, Sion Israel eröffnete das Picasso.

„Das war mein Leben, das war mein ein und alles“, sagte er jetzt im Gespräch mit der Mittelbayerischen. Jeden Montag wurde vor allem in der Anfangszeit gejazzt im Picasso, lokale Jazz-Größen wie die Gitarristen Helmut Nieberle und Helmut Kagerer waren hier Stammgäste.

In den 30 Jahren als Chef der Bar hat Israel viele Dinge erlebt, schöne Sachen wie die Jazz-Sessions und weniger schöne wie den Überfall von Neonazis auf seinen Barkeeper. Daraus entstand unter Federführung von Israel die Initiative „Keine Bedienung für Nazis“. Die Initiative wurde sogar mit dem Luther-Preis „Das unerschrockene Wort“ ausgezeichnet.

Suche nach einem Nachfolger

Am Anfang seien Politiker wie Joachim Wolbergs oder der jetzige SPD-Vorsitzende Juba Akili in der Vereinigung aktiv gewesen, denen es auch wirklich um die Sache ging, sagt Israel. Später jedoch seien andere Lokalpolitiker hinzugekommen, die „sich nur noch profilieren wollten“, blickt der 71-Jährige zurück.

Im Picasso ist für ihn bald Schluss, das genaue Datum steht noch nicht fest. „Da schwingen schon viele Emotionen mit, wenn man so etwas aufgibt“, sagt der Gastronom. Verhandlungen mit potenziellen Nachfolgern laufen bereits, eine Entscheidung ist aber noch nicht gefallen. Israel sucht noch weiter.

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