Regensburg
So läuft der Pflege-Alltag mit Corona

Johanniter-Mitarbeiter werden dreimal pro Woche auf das Virus getestet. Viele Patienten sind in der Pandemie einsam geworden.

19.03.2021 | Stand 16.09.2023, 3:40 Uhr
Corona verlangt den Pflegekräften der Regensburger Johanniter vieles ab. −Foto: Julia Eisenhut

Unter Corona hat sich vieles verändert: Oberstes Gebot ist es, Abstand zu halten, statt Nähe zu suchen. Doch wie soll das in der ambulanten Pflege gehen? Um Menschen zu pflegen, muss man ihnen nahekommen – auch zu Corona-Zeiten. In einer Pressemitteilung berichten die Johanniter vom schwierigen Spagat zwischen Sicherheit und Menschlichkeit.

„Wir betreuen ältere Menschen, sie sind Risikopatienten und haben oft Grunderkrankungen“, erzählt Regina Kellerer, Pflegedienstleitung des Johanniter-Pflege-Teams in Regensburg. „Unsere Aufgabe ist es, diese Menschen optimal zu versorgen und für sie da zu sein. Aber wir müssen auch unsere Mitarbeiter schützen“, so Kellerer.

Situation noch immer ungewohnt

„Vor allem zu Beginn der Pandemie hat uns dieser Spagat Nerven gekostet.“ Für ihre Patienten waren die Pflegekräfte immer da, auch wenn es zu Beginn nicht einfach war. Inzwischen ist im Johanniter-Pflege-Team Regensburg Routine eingekehrt, sind die vielen Veränderungen fast schon Alltag. Ungewohnt bleibt die Situation dennoch, sowohl für die Mitarbeiter als auch für die 120 Kunden, die aktuell von Regina Kellerer und ihrem Team betreut werden.

„Abstand halten ist in der Pflege nicht möglich: Kompressionsstrümpfe wechseln, Wundversorgung, Körper-pflege, all das geht nicht aus der Ferne“, so Regina Kellerer. Deswegen sind strenge Hygieneregeln, medizinische Schutzausrüstung und inzwischen auch regelmäßige Schnelltests umso wichtiger.

Masken und Handschuhe schützen

Bei ihren Pflegebesuchen tragen die Pflegekräfte des Johanniter-Pflege-Teams FFP2-Masken und Handschuhe, um sich und die Patienten bestmöglich zu schützen. „An die Maske haben wir uns inzwischen gewöhnt, auch wenn das Atmen schwerer fällt und vor allem in der kalten Jahreszeit der Wechsel von draußen in die oft sehr warmen Innenräume nicht einfach ist“, erzählt Stefanie Streit, eine Kollegin aus dem Pflegeteam.

„Für ältere Menschen ist es auch oft nicht einfach, uns unter der Maske zu verstehen und auch die Mimik bleibt zum großen Teil verborgen, deshalb müssen wir noch deutlicher sprechen und versuchen, intensiv über die Augen Kontakt zu halten. Doch das alles wird dadurch aufgewogen, dass wir uns und unsere Kunden durch das Tragen der Maske bestmöglich schützen.“

Das Johanniter-Pflege-Team Regensburg hat deshalb bereits zu Beginn des Winters auch FFP2-Masken an ihre Pflegekunden verteilt: „Das ist sehr gut angekommen. Mein Team hat sich Zeit genommen, um den Senioren den Sinn der Masken zu erklären und viele waren froh, dass sie sich so besser schützen konnten“, berichtet Regina Kellerer.

„Manche Patienten verstehen nicht alles, was im Moment passiert, oder haben Angst.“Regina Kellerer

Bei Corona-Verdachtsfällen tragen die Mitarbeiter zusätzlich einen Schutzanzug und Schutzbrillen. Besonders wichtig ist zudem das gründliche Händewaschen und -desinfizieren, aber auch Arbeitsmittel oder Oberflächen im Auto und in den Räumlichkeiten des Pflege-Teams werden regelmäßig desinfiziert. Das alles bedeutet einen Mehraufwand. Und noch ein weiterer Aspekt ist hinzugekommen: „Unsere Arbeit ist noch einmal anspruchsvoller geworden, weil es gilt jegliche Ansteckung zu vermeiden“, so die Pflegedienstleiterin.

Deshalb ist es auch eine große Entlastung, dass jeder Mitarbeitende inzwischen direkt in den Räumlichkeiten des Pflege-Teams dreimal pro Woche getestet wird. Die Schnelltests geben Sicherheit und waren bisher zum Glück auch alle negativ. Zudem ist inzwischen fast das ganzen Team gegen Corona geimpft, wodurch das Ansteckungsrisiko für die Patienten gemindert wird.

Persönlicher Kontakt fehlt Pflege-Team

Zu kämpfen hat das Johanniter-Pflege-Team aber auch mit den Veränderungen, die Corona für die Zusammenarbeit bedeutet. Teamsitzungen, bei denen alle zusammenkommen und sich austauschen, gibt es nicht mehr. Und auch sonst hört man die Kollegen fast nur noch am Telefon, statt sie persönlich zu treffen. „Jeder erledigt seine Arbeit alleine, kommt nur noch kurz in die Räumlichkeiten für die Vor-und Nachbereitung der Hausbesuche. Der direkte Kontakt und das Miteinander fehlen einfach“, so Regina Kellerer. „Seit kurzem treffen wir uns zumindest regelmäßig wieder zu Online-Teamsitzungen, damit wir uns untereinander austauschen können.“

Umso mehr zieht das Team an einem Strang, was die Einhaltung der strengen Hygieneregeln betrifft, um Corona weiterhin die Stirn zu bieten und vor allem, um sicherzustellen, dass alle, die auf Pflege angewiesen sind, auch weiterhin betreut werden können: „Für unsere Patienten ist die psychische Belastung ebenfalls hoch. Manche verstehen nicht alles, was im Moment passiert, oder haben Angst. Auch das versuchen wir so gut wir können aufzufangen. Viele sind in den vergangenen Monaten aber auch einsamer geworden und manchmal sind wir sogar die einzigen, mit denen sie Kontakt haben.“ Deshalb sei es gerade jetzt wichtiger denn je, dass die Pflege-Teams für ihre Kunden da sein können.