Experten-Interview
So lassen sich Nackenschmerzen vermeiden

Nackenschmerzen sind ein häufiges Leiden. Doch wie lässt sich den Beschwerden vorbeugen? Ein Regensburger Arzt gibt Tipps.

29.09.2021 | Stand 16.09.2023, 0:08 Uhr
Nackenschmerzen haben meist harmlose Ursachen. Manchmal kann aber Ernsteres dahinter stecken. −Foto: Klaus-Dietmar Gabbert/dpa

Das lange Sitzen vor dem PC, wenig Bewegung: Nackenschmerzen sind eine häufige Beschwerde. In einer Studie des Robert-Koch-Instituts zeigte sich: Von den Befragten litten 45,7 Prozent im vergangenen Jahr an Nackenschmerzen. Der Regensburger Orthopäde Dr. Imran Akram erklärt, wie sich die Beschwerden vorbeugen lassen.

Herr Dr. Akram, was sind die häufigsten Gründe für Nackenschmerzen?

Die häufigsten Gründe sind tatsächlich das Arbeiten am Computer, das falsche Trainieren oder dass sich jemand verlegt hat. Ab 50 Jahren kommen auch Arthrose und Osteoporose dazu. Etwa 70 bis 80 Prozent sind nicht-spezifische Schmerzen. Die werden am häufigsten diagnostiziert, vor allem auch bei jüngeren Patienten, die im Homeoffice waren. Ernsteren Geschichten wie Schleudertrauma oder aber Bandscheibenvorfälle sind Sachen, die eher nicht so häufig diagnostiziert werden.

Wie schlimm ist das ständige Arbeiten vor dem PC für den Nacken?

Die Immobilität, falsch eingestellte Monitore, ein falscher Bürostuhl – das führt natürlich zu Nackenschmerzen. Die Kombination aus der Arbeitsweise, Sitzhaltung und einem Computerbildschirm, bei dem man kein Headset oder keine Freisprecheinrichtung nutzen kann, plus die wenige Bewegung, das macht schon erhebliche Beschwerden. Da kommen die Patienten in eine Zwangshaltung, aus der sie relativ oft in die Verspannung reinrutschen, die auch mit Kopfschmerzen einhergehen können.

Was kann man tun, um Nackenschmerzen vorzubeugen?

Im Büro sollte man den Stuhl korrekt ausrichten. Die Rückenlehne sollte an der oberen Kante vom Becken gut stützen. Auf diese Weise wird die Lendenwirbelsäule unterstützt und die Brustwirbelsäule bleibt gerade. Zudem sollte man bei der Arbeit am Computer ein Headset oder eine Freisprecheinrichtung benutzen und häufig seine Sitzposition ändern. In der Zwischenzeit sollte man auch immer wieder aufstehen und ein paar Schritte gehen: dass man sich hin und her bewegt, sich streckt. Dafür kann man sich ruhig auch einen Timer stellen, dass man alle halbe Stunde oder jede Stunde daran erinnert wird.

Gibt es Hausmittel, die bei Nackenschmerzen helfen?

Ein Wärmekissen, ein heißes Bad, wenn der Partner den Nacken massiert, Yoga- oder Dehnübungen – das sind die gängigsten Methoden, mit denen man ohne viel Tamtam die Sache in den Griff bekommt. Man kann natürlich, wenn es stärker schmerzhaft ist, auch mal ein Schmerzmittel wie Ibuprofen nehmen, um den Schmerz und die Entzündung zu dämpfen, um schneller in die Bewegung reinzukommen. Das sollte man aber nicht regelhaft machen.

Ab wann sollte man mit Nackenschmerzen zum Arzt gehen?

Wenn die Schmerzen länger als eine oder zwei Wochen andauern, dann ist das so eine Grenze. Oder wenn einschießende Schmerzen mit einem Verlust an Kraft, mit Kribbeln, Taubheitsgefühl in den Armen auftreten, dann sollte man sofort zum Arzt gehen. Und natürlich nach Verletzungen und Unfällen.