Aktion
Spitzer muss weiter spenden

Vor gut einem Jahr kündigte der Stand-up-Comedian auf Facebook eine 50 000-Euro-Gabe an. 16 000 Euro fehlen ihm noch.

24.02.2018 | Stand 16.09.2023, 6:06 Uhr

Thomas Spitzer organisiert in Regensburg zweimal im Jahr den Poetry-Slam „Master of the Uni-Vers“, bei dem Wortkünstler ihre Texte auf die Bühne bringen.Foto: Niko Neithardt

Mit dieser Facebook-Nachricht hatte der Stand-up-Comedian Thomas Spitzer kurz vor Weihnachten 2016 auch an seinem ehemaligen Wohnort Regensburg für Wirbel gesorgt: „Für jeden Like, den dieser Post bekommt, spende ich einen Euro an jede Hilfsorganisation, die ihr in den Kommentaren postet.“ Die Aktion war so erfolgreich, dass sie Spitzer schließlich nach wenigen Stunden stoppte – mit der Ankündigung, 50 000 Euro zu spenden: für 100 von Nutzern vorgeschlagene Organisationen 500-mal jeweils einen Euro. Geschafft hat Thomas Spitzer das noch nicht, wie er der Mittelbayerischen am Freitag, gut ein Jahr nach seinem Facebook-Post, sagte: Knapp 34 000 Euro seien inzwischen gespendet worden.

Circa 50 verschiedene Organisationen profitierten davon, von Ärzte ohne Grenzen bis Wikipedia. Der 29-Jährige erzählte: 4000 Euro spendete er selbst, den Rest zahlten Unterstützer. Das Geld sei „innerhalb kürzester Zeit“, in etwa einer Woche, zusammengekommen. Dann ebbte das Interesse schnell ab, „wie das bei Internetaktionen so ist“, sagte Spitzer. Er legte deshalb eine Spenden-Pause ein. „Ich hatte kein Geld mehr.“ Doch der Künstler, der in Regensburg unter anderem alsMacher des Poetry-Slams „Master of the Uni-Vers“ im Audimaxbekannt ist, versicherte: „Es läuft für mich noch weiter. Ich will es auch zu Ende bringen. Ich weiß nur noch nicht, wann.“

Als Künstler kein Großverdiener

Spitzer hatte schon Ende 2016, als die Mittelbayerische erstmals über seine Aktion berichtete, auf seiner Internetseite freimütig eingeräumt: „50 000 Euro sind mehr, als ich in meiner ganzen bisherigen Künstlerlaufbahn netto verdient habe.“ Und zum Großverdiener sei er auch in der Zwischenzeit nicht geworden. „Es ist nicht so leicht, in Köln als Entertainer Fuß zu fassen.“

Auch wenn er die volle Spendensumme noch nicht aufgetrieben hat, findet Spitzer: Ein Ziel habe er mit seiner Aktion schon erreicht, „den Leuten die Angst zu nehmen“. „Viele Leute denken: ,Ich würde ja gerne Gutes tun, aber ich traue mich nicht richtig, nach vorne zu gehen‘“, sagte er. Er habe zeigen wollen: „Wenn man relativ strukturiert und ohne Angst mit gutem Beispiel vorangeht und sich nicht immer nur aufregt, wie blöd andere sind, kommt man schon voran.“ Spitzer dokumentiert die Spendenaktion auf seiner Internetseite. Dort lassen sich unterwww.thomas-spitzer.de/aktionBelege für die Spenden seiner Unterstützer finden: etwa Quittungen, Bildschirmfotos von Überweisungen und Dankes-E-Mails.

„Ich will es zu Ende bringen. Ich weiß nur noch nicht, wann.“Thomas Spitzer, Stand-up-Comedian

Die Kölner Entwicklungshilfeorganisation Casa Hogar bedankte sich auf Facebook für eine 1000-Euro-Spende: 500 Euro bekam Casa Hogar von Thomas Spitzer, 500 Euro von seiner Kollegin Hazel Brugger, mit der Spitzer gerade an der zweiten Staffel ihrer gemeinsamen YouTube-Sendung „Die Hazel Brugger und Thomas Spitzer haben eine Show Show“ arbeitet. Für die Entwicklungshelfer ist das nur ein sehr kleiner Teil der privaten Spenden, die sie erhalten; 2017 waren es mehr als 130 000 Euro, erzählte der zweite Vorsitzende Jonas Dickopf. Die Organisation gewinne den überwiegenden Anteil ihrer Spenden über persönlichen Kontakt mit Unterstützern, darunter etwa ein Rotary Club und Besucher eines Benefizkonzerts. Trotzdem sagte Dickopf über Spitzers Post: „Das ist eine gute Aktion, die viel gebracht hat, weil sie Aufmerksamkeit schafft für das Spenden an sich und die einzelnen Hilfsprojekte.“ So sei die Facebook-Nachricht von Casa Hogar, die sich auf Spitzers Aktion bezog, die erfolgreichste der Organisation überhaupt gewesen.

„Wesentliches Werkzeug“

Manuela Roßbach ist geschäftsführende Vorständin der Aktion Deutschland hilft, einem Bündnis deutscher Hilfsorganisationen. Zu den Mitgliedern zählen Wohlfahrtsverbände wie die Johanniter und die Malteser. Sie sagte: „Wir sammeln nach verheerenden Katastrophen und erhalten von tausenden Menschen Spenden. Das wäre allein durch persönliche Ansprache nicht zu realisieren.“ Das Internet gehört für sie genauso wie Printmagazine oder persönliche Kommunikation zu den „wesentlichen Werkzeugen des Spendensammelns“. Dass das Interesse am guten Zweck rasch nachlässt, erlebt Roßbach ständig. Sie erzählte: „Generell erhalten wir nach Naturkatastrophen innerhalb der ersten 14 Tage rund 80 Prozent des gesamten Spendenvolumens.“ Der Rest folge in den nächsten Monaten. „Wie bei vielen Aktionen so auch beim Spendenaufruf – das Interesse erlischt schnell, wenn die Menschen nicht regelmäßig aktiviert und mobilisiert werden.“

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