Geschichte
Stadt gedenkt der Opfer der NS-Zeit

Samstag wurde auf einem Gedenkweg an die Ereignisse am 23.4.1945 erinnert. Ein schicksalhafter Tag in der Stadtgeschichte.

24.04.2022 | Stand 15.09.2023, 5:37 Uhr
Theo Wolter
Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer sprach vor dem ehemaligen KZ-Außenlager Colosseum. −Foto: Theo Wolter

Das Banner, das die Teilnehmer des Gedenkwegs am Samstag dabeihatten, war fast doppelt so lang wie das Gebäude Colosseum, in das während des Zweiten Weltkriegs Häftlinge des Konzentrationslagers Flossenbürg gebracht worden waren. Darauf standen die Namen aller 65 Menschen, die in diesem Außenlager zu Tode gekommen sind. Wie jedes Jahr wurde am 23. April der Opfer der NS-Zeit gedacht.

Am 23. April 1945 standen die US-Truppen an der Donau. Panisch wurde das KZ-Außenlager Colosseum geräumt, die Gefangenen wurden auf einen Todesmarsch geschickt. Am selben Tag fand eine Kundgebung statt: Es wurde um die kampflose Übergabe der Stadt gebeten. Domprediger Johann Maier ergriff damals das Wort und wurde dafür erhängt.

Der Gedenkweg begann mit zwei Redebeiträgen vor dem Colosseum in Stadtamhof. Oberbürgermeisterin Gertrud-Maltz Schwarzfischer betonte, wie wichtig Gedenkveranstaltungen seien, um Gewalt, Hass und Hetze entgegenzutreten: „Die Schrecken der Vergangenheit mögen Geschichte sein, doch nichts kann uns garantieren, dass sie sich nicht wiederholen – an anderen Orten und in anderen Zusammenhängen, aber mit der gleichen Brutalität, Rücksichtslosigkeit und Menschenverachtung.“ Im Anschluss setzte sich der Gedenkzug in Bewegung und hielt an den Stationen Dom, Neupfarrplatz, Jüdische Gemeinde, Georgenplatz und Dachauplatz für kurze Redebeiträge.

Auch die Teilnehmer machten sich gegen Rechtsradikalismus und Antisemitismus stark. Man solle sich „im Kleinen und im Großen jeglichen rechten Parolen entgegenstellen“, sagte ein Teilnehmer. Auch SPD-Landesvorsitzende Ronja Endres lief mit und schloss sich der Meinung an. „Das ist besonders in der heutigen Zeit wichtig, da wir ja in einer Zeit leben, in der es Informationen gibt, die einfach falsch sind“, sagte die Politikerin. (mtw)