Preisträger
Stadt Regensburg verleiht Auszeichnungen

Stadtschlüssel, Medaillen und Preise gehen an Dr. Georg Haber, Norbert Düchtel, Reinhard Kellner und Sabine Schönwalder.

06.10.2021 | Stand 16.09.2023, 0:12 Uhr
Dr. Georg Haber erhält die Matthäus-Runtinger-Medaille. −Foto: LEX TINO

In seiner Sitzung am 30. September 2021 hat der Stadtrat über die Vergabe städtischer Medaillen und Auszeichnungen entschieden. Die Matthäus-Runtinger-Medaille wird an Dr. Georg Haber verliehen. Norbert Düchtel erhält die Albertus-Magnus-Medaille. Mit den Stadtschlüsseln werden Reinhard Kellner, der Verein Rengschburger Herzen e.V. und die Initiative Gastfreundschaft in Regensburg ausgezeichnet. Der Städtepartnerschaftspreis geht an Dr. Sabine Schönwälder.

Alle Auszeichnungen werden von Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer im feierlichen Rahmen des Stadtfreiheitstages am 6. November 2021 im Reichssaal an die Preisträger übergeben. Ebenfalls im Rahmen des Stadtfreiheitstages erfolgt die Verleihung des Hochschulpreises, dessen Vergabe an Eugen Tereschenko vom Stadtrat bereits im Juli beschlossen wurde.

Matthäus-Runtinger-Medaille an Dr. Georg Haber

Der 1957 in Regensburg geborene Dr. Georg Haber vereint Kunst und Handwerk. Im elterlichen Betrieb lernte er den Beruf des Gürtlers und legte die Meisterprüfung im Silberschmiedehandwerk ab, danach qualifizierte er sich zum Restaurator im Handwerk. Neben der handwerklichen Ausbildung schloss er sein Studium der Wirtschaftswissenschaften, Kunst- und Kulturwissenschaften mit Diplom und Promotion ab. Als geschäftsführender Gesellschafter des Familienunternehmens Haber & Brandner GmbH ist er seit 1987 tätig.

Bereits seit 2004 zählt Dr. Georg Haber zum Vorstand der Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz. Zehn Jahre später wurde er zum neuen Präsidenten gewählt. Über die Region hinaus vertritt Dr. Haber seit 2014 die Interessen der Betriebe als Vizepräsident des Bayerischen Handwerkstags und im Europa-Ausschuss des Zentralverbands des Deutschen Handwerks. Für sein Engagement hat er das Handwerkszeichen in Gold, die höchste Auszeichnung des Deutschen Handwerks, erhalten. Beim eingetragenen Verein „Oberpfalz Marketing“ ist Dr. Haber seit zwei Jahren als zweiter Vorsitzender tätig.

Daneben sind ihm die Regensburger Hochschulen ein Anliegen. Seit 2019 bekleidet er das Amt des Vorsitzenden des Hochschulrates der OTH Regensburg und ist Mitglied im Verwaltungsrat des Studentenwerks Niederbayern/Oberpfalz.

Matthäus-Runtinger-Medaille:Albertus-Magnus-Medaille:Stadtschlüssel:Städtepartnerschaftspreis:
Die durch Stadtratsbeschluss vom 26.07.1979 geschaffene Matthäus-Runtinger-Medaille kann an Persönlichkeiten verliehen werden, die sich auf dem Gebiet der Wirtschaft, der Gesellschaft, im Arbeitsleben oder im vorpolitischen Raum große Verdienste um das Wohl oder das Ansehen der Stadt erworben haben. Die Gesamtzahl der lebenden Inhaber der Matthäus Runtinger-Medaille soll 25 nicht überschreiten. Zurzeit gibt es 16 lebende Personen, die mit dieser Auszeichnung geehrt wurden.Die durch Stadtratsbeschluss vom 18.05.1949 geschaffene Albertus-Magnus-Medaille kann an Persönlichkeiten verliehen werden, die sich als Wissenschaftler oder Künstler oder Förderer der kulturellen Bestrebungen der Stadt besondere Verdienste erworben haben. Die Gesamtzahl der lebenden Inhaber der Albertus-Magnus-Medaille soll 25 nicht überschreiten. Derzeit gibt es 17 lebende Inhaber.Der Stadtrat hat am 25. Mai 2004 beschlossen, die Auszeichnung „Stadtschlüssel“ zu schaffen. Mit den Stadtschlüsseln können Persönlichkeiten ausgezeichnet werden, die sich Verdienste um das Wohl der örtlichen Gemeinschaft erworben haben. Eine Begrenzung der Zahl der lebenden Inhaber ist nicht vorgesehen.Der Städtepartnerschaftspreis kann verliehen werden an Persönlichkeiten und Institutionen, die sich in besonderer Weise um die Beziehungen zwischen Regensburg und seinen Partnerstädten verdient gemacht haben. Der Städtepartnerschaftspreis wird grundsätzlich im Abstand von zwei Jahren verliehen.

Haber engagiert auch im künstlerischen und kulturellen Bereich ehrenamtlich. Den Kunst- und Gewerbeverein Regensburg leitet er als Vorsitzender seit dem Jahr 2012. Neben seinem Engagement im Kulturbeirat der Stadt Regensburg ist er ständiger Vertreter im Deutschen Nationalkomitee für Denkmalschutz. Dem Landesdenkmalrat des Freistaates Bayern gehört er seit 2015 an. Im Kuratorium der Stiftung Kulturerbe engagierte er sich 2019 ebenfalls als Mitglied.

Albertus-Magnus-Medaille an Norbert Düchtel

Norbert Düchtel, geboren 1949 in Würzburg, absolvierte 1970 die Staatliche Musikreifeprüfung im Fach „Katholische Kirchenmusik“ am Bayerischen Staatskonservatorium für Musik in Würzburg. Von 1975 bis 1978 studierte er an der Staatlichen Hochschule für Musik in München „Katholische Kirchenmusik“ und künstlerisches Hauptfach „Orgel“. 1977 legte er die künstlerische Staatsprüfung im Fach „Katholische Kirchenmusik“ und 1978 im Konzertfach „Virtuoses Orgelspiel“ ab. Er ergänzte seine Orgelstudien durch die aktive Teilnahme an zahlreichen „Internationalen Meisterkursen“.

1979 wechselte Düchtel nach Regensburg und wurde Dozent für künstlerisches Orgelspiel und Improvisation an der Hochschule für katholische Kirchenmusik und Musikpädagogik. Dieses Amt übte er mit großer Leidenschaft bis 2015 aus. Von 1984 bis 2010 war er amtlicher Orgelsachverständiger der Diözese Regensburg. Daneben war er von 1985 bis 2008 Stiftsorganist an der päpstlichen Basilika „Unserer lieben Frau zur Alten Kapelle“.

Dass die drei Orgeln in der Minoritenkirche des Historischen Museums, die sich in einem sehr schlechten Zustand befunden hatten, mittlerweile nach fachgerechter Sanierung wieder in hervorragender Verfassung sind, gilt als großer Verdienst von Norbert Düchtel. Seit Jahren erfreuen sich die sonntäglichen Matineen in der Minoritenkirche großer Beliebtheit. Nachdem sich 2015 ein Kreis bisheriger Freunde und Förderer der Matineen dazu entschlossen hatte, einen Verein zur Unterstützung der sonntäglichen Konzerte zu gründen, übernahm Norbert Düchtel den Vorsitz und leitet diesen bis heute.

Stadtschlüssel für Reinhard Kellner, den Verein Rengschburger Herzen e.V. und die Initiative Gastfreundschaft in Regensburg

Reinhard Kellner

Der am 14. November 1950 in Regensburg geborene Reinhard Kellner engagiert sich seit über vier Jahrzehnten für sozial schwache Mitglieder der Stadtgesellschaft. Stets geht es dem ehemaligen Stadtrat (1984-1990) dabei um mehr soziale Gerechtigkeit in der Stadt.

Zu den herausragenden Leistungen seines Engagements gehört zweifelsohne die Gründung der Sozialen Initiativen in Regensburg. Reinhard Kellner prägte die Entwicklung des Vereins seit seiner Gründung im Jahre 1974 maßgeblich. Von Beginn an war es seine Kreativität, mit der er zahlreiche Projekte initiierte und vollendete. Als hervorragende Beispiele sind hier die Straßenzeitung Donaustrudel und das Ostengassenfest zu nennen. Zudem erreichte er eine umfassende und nachhaltige Vernetzung der Regensburger Selbsthilfegruppen. Bemerkenswert ist auch die Einführung des Sozialsponsorings, bei dem der Regensburger Geschäftswelt die Möglichkeit eingeräumt wird, nach Zahlung eines jährlichen Betrages auf dem Geschäftspapier mit dem Logo der Sozialen Initiativen zu werben.

Auf Reinhard Kellners Initiative hin gelang Ende der 80er Jahre die Einrichtung der Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthilfe (KISS) in Regensburg. Bis zum Jahr 1990 war er selbst hauptberuflich als Diplom-Pädagoge bei Kiss tätig.

Rengschburger Herzen e.V.

Der 2019 gegründete Verein „Rengschburger Herzen e.V.“ unterstützt sozial Schwache, Obdachlose, Rentner, Familien mit Kindern, Alleinerziehende, vernachlässigte ältere Menschen und Heimbewohner. Mit Spendenaufrufen sammelt der Verein nicht nur Gelder, sondern bittet auch um konkrete Sachspenden. Gespendete Lebensmittel werden kurzfristig auf dem Gelände der Kfz-Werkstatt des Vereinsvorsitzenden verteilt, sodass die Frische gewahrt bleibt. Gerade in schwierigen Zeiten zeigt sich der Verein erfinderisch. Während des Lockdowns in der Corona-Krise wurden Lebensmittel und Gutscheine für Bedürftige an einem sogenannten Gabenzaun in Tüten zur Selbstbedienung ausgehängt.

Arno Birkenfelder und sein Team sind darum bemüht, immer wieder neue freiwillige Helfer zu gewinnen, die Zeit mit vernachlässigten Personen verbringen und einer Vereinsamung entgegenwirken. Dabei unterstützt der Verein nicht nur eine spezielle Altersgruppe, sondern erreicht einen breiten Kreis von Menschen in der Region, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen. Gezielt werden Spendenaufrufe je nach aktuellem Bedarf auf der Homepage und in den sozialen Medien veröffentlicht. Das Helferteam kümmert sich auch um ältere Personen, die in Pflegeheimen untergebracht sind und mit einem kleinen Taschengeld auskommen müssen. 2019 organisierten die Ehrenamtlichen eine vorweihnachtliche Benefizveranstaltung im Restaurant Leerer Beutel, bei der Bedürftige gemeinsam zwanglose und gesellige Stunden verbringen konnten.

Die „Rengschburger Herzen“ sind Vorbild für eine unbürokratische und kurzfristige Unterstützung von bedürftigen Menschen in der Region. Sie verstehen die Nöte und Sorgen sozial Benachteiligter und wirken Einsamkeit und Obdachlosigkeit entgegen.

Gastfreundschaft hilft Regensburg

Im Zuge der zunehmenden Verbreitung des Corona-Virus im Frühjahr 2020 mussten neben den Gastronomiebetrieben auch die Notstandsküche und der Strohhalm Regensburg schließen. Gemäß der Idee des Vereins „Brücke Regensburg – Ideen verbinden Menschen“ entschloss sich eine Gruppe von Regensburger Gastronomen, ein kostenloses warmes Mittagsgericht für Bedürftige und Obdachlose anzubieten.

Das Angebot startete am 2. April 2020 mit zahlreichen Helfern, die strenge Hygieneauflagen einhielten und auf die Mindestabstände achteten. Außerdem gab es eine Spendenbox für Lebensmitteleinkäufe, Überschüsse wurden an die Tafel gespendet. Zu Beginn der Aktion wurden an drei Tagen in der Woche etwa 100 Essensportionen ausgegeben, Tag für Tag nahmen das Angebot mehr Menschen an. Aufgrund der großen Nachfrage verteilte das Bündnis Regensburger Gastronomen die Speisen schließlich an vier Tagen in der Woche, von Mittwoch bis Samstag. Die Ausgaben wurden mit Lebensmittel- und Geldspenden sowie über einen CD-Verkauf gedeckt. Nach der Wiederöffnung der Notstandsküchen wurde das Angebot noch eine Woche lang bis zum 9. Mai 2020 aufrechterhalten, um eine Übergangszeit zu gewährleisten.

Insgesamt gab die bunt gemischte Gruppe, bestehend aus Mitgliedern der Brücke Regensburg, Vertretern der Gastronomie sowie Mitarbeitern der Tafel in den sechs Wochen über 5000 Essen und mehr als 2000 Taschen mit Lebensmitteln an Bedürftige aus. Nach Beendigung der Aktion unterstützte das Team den Strohhalm bis Mitte Juli bei der Ausgabe von Essenspaketen.

Mit der Ausgabe von kostenlosen Gerichten an bedürftige Personen konnten die mitwirkenden Gastronomen in der Not nicht nur eine sinnvolle Verwendung ihrer Vorräte finden, die sonst möglicherweise im Müll geendet wären, sondern gleichzeitig für einen guten Zweck tätig werden. Aus dieser Notsituation heraus entstand der Wunsch, einen Verein zu gründen und weiterzumachen. Zwischenzeitlich wurden weitere Initiativen wie der Soziale Adventskranz, die Aktion Straßenwunsch oder das Projekt „Teilen hilft“ ins Leben gerufen.

Städtepartnerschaftspreis an Dr. Sabine Schönwälder

Dr. Sabine Schönwälder ist Fachärztin für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie mit eigener Praxis in Regensburg. Vor knapp zehn Jahren reiste sie erstmals mit einer Gruppe der evangelischen Kirchengemeinde St. Johannes nach Odessa. Dieser Besuch beeindruckte sie nachhaltig und veranlasste sie dazu, sich für die Menschen in der ukrainischen Partnerstadt zu engagieren. Dr. Schönwälder initiierte daraufhin das Projekt „Traumatherapie für Odessa“, in dessen Rahmen sie, zusammen mit ehrenamtlichen Kolleginnen und Kollegen, Psychologen, Psychotherapeuten und Sozialarbeiter in Odessa zu Psychotraumatherapeuten aus- und beständig weiterbildet.

Da das ukrainische Gesundheitssystem für Traumabehandlungen keine, bzw. nur eine sehr geringe finanzielle Unterstützung gewährt, arbeiten die Psychologen vor Ort ebenfalls ehrenamtlich. Durch das Engagement von Dr. Schönwälder erlernen die odessitischen Kollegen notwendiges Know-how im Umgang mit traumatisierten Menschen, insbesondere traumatisierten Kindern und Jugendlichen. Im zweiten Schritt können sich die Psychologen selbst zur Supervision, bzw. für die Ausbildung neuer Fachkräfte qualifizieren.

Aufgrund der nach wie vor anhaltenden kriegerischen Auseinandersetzungen im Osten der Ukraine und die dadurch bedingte große Zahl an Binnenflüchtlingen leben viele nachhaltig traumatisierte Menschen in Odessa. Die Arbeit von Dr. Schönwälder ist daher nach wie vor hochaktuell und von großer Bedeutung. Das erfolgreiche Projekt soll fortgeführt bzw. noch weiter ausgebaut werden. Die Stadt Regensburg hat bereits zugesichert, es für weitere fünf Jahre zu bezuschussen.

Ohne den unermüdlichen Einsatz von Dr. Sabine Schönwälder wäre die regelmäßige Durchführung der Fortbildungen nicht möglich. Sie übernimmt die organisatorische und häufig auch die fachliche Leitung, kümmert sich um die finanzielle Förderung des Projekts und akquiriert ehrenamtliche Kollegen, sich ebenfalls für das Projekt zu engagieren.